Grüner Reiter

  • Droemer-Knaur
  • Erschienen: Januar 1999
  • 4
Grüner Reiter
Grüner Reiter
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Katharina Lewald
75°1001

Phantastik-Couch Rezension vonApr 2006

Gelungenes Debüt

Wahrscheinlich rechnete Autorin Kristen Britain beim Erscheinen der deutschen Ausgabe ihres "Green Rider" nicht damit, dass es - Jahre später - mehrere Fortsetzungen geben würde. Denn die Fans waren begeistert von ihrem Debüt!

Die junge Karigan haut nach einer Prügelei mit einem Jungen von der Schule ab. Eigentlich wollte sie nur nach Hause trampen, zu Fuß und allein, doch es kommt alles anders: In den Wäldern stößt sie auf einen Grünen Reiter, einen Boten des Königs, der dem Tode nahe ist: Sein Name ist F'ryan Coblebay und er muss eine Nachricht von äußerst wichtigem Inhalt überbringen, die die Zukunft des Landes womöglich entscheidend verändern wird. Leider stecken in seinem Rücken zwei schwarze Pfeile und offensichtlich wird er verfolgt. Er nimmt Karigan den Schwur ab, dass sie die Nachricht überbringt - und zwar schnell. Kurz danach stirbt F'ryan Coblebay und das Mädchen macht sich mit seinem Pferd auf zum König - unwissend, wie wichtig das Dokument wirklich ist, dass sie in der Tasche trägt...

Man kann ";Grüner Reiter"; dem Subgenre ‚High Fantasy’ zuordnen, also der klassischen Fantasy, für die Tolkiens ";Herr der Ringe"; maßgeblich war. Den Großmeister zu kopieren wäre natürlich nicht nur schändlich, sondern auch schlichtweg unmöglich - das muss sich auch die Autorin gedacht haben, denn sie erfand für ihre Leser eine eigene Geschichte und eine eigene Welt.

Die kleinen Dinge faszinieren

Für ein Debüt ist Britains Werk erstaunlich gut gelungen: Der Spannungsbogen ist konstant und anfangs machen einige witzige Dialoge auch Lust aufs Weiterlesen. Man wird das Gefühl nicht los, dass man selbst an einer Abenteuerreise teilnimmt, die natürlich oftmals von dunklen Wesen und bösen Schurken unterbrochen wird. In einigen Situationen fragt man sich ernsthaft: ";Wie will sie da bloß herauskommen?"; - und immer wieder schafft es Britain auf diesen 600 Seiten den Leser zu überraschen.

Jedoch sind es eher die kleinen Dinge, die das Lesen so vergnüglich machen. Die Rahmenhandlung ist weder besonders originell, noch würde sie die Aufmerksamkeit des Lesers wecken, der sich im Fantasy-Genre auskennt. Die von der Autorin erdachte Welt ist nicht so hochgradig detailliert, wie man es als Tolkien-Fan gewohnt ist, aber vermutlich waren auch keine Fortsetzungen geplant: ";Grüner Reiter"; lässt sich wunderbar als Einzelband lesen.

Ein weiteres Manko ist die Tatsache, dass man sich bei einigen Charakteren fragt, warum sie in einigen Situationen so handeln, wie sie es tun. Die einzige Person, die halbwegs tiefgründig beleuchtet wird, ist die Hauptperson selbst, Karigan. Aber andere, teilweise auch sehr sympathische Personen, bleiben leider sehr durchkonstruiert: Da wäre der unglückliche König, der nie tun darf, was er gerne möchte, aber gleichzeitig seine Aufgaben wahrnimmt. Woher nur nimmt der die Motivation dafür? Oder die starke Anführerin der Grünen Reiter, die zwar schon erschöpft ist von jahrelanger Arbeit, aber trotzdem immer wieder einspringt, wenn es brenzlig wird. Warum? Ja, es gibt diese Proforma-Antworten wie: ‚Sie liebt eben ihr Land und ihren König’ oder ‚Sie kann einfach nicht anders’. Aber ein wirklich origineller Roman sollte doch bitte mehr bieten, als Antworten, die auf jede Frage passen.

Keine Phrasen und kein Kitsch

Ein Pluspunkt wiederum ist die Sprache. Zwar kann man nicht behaupten, dass sie sonderlich ";anders"; wäre, aber sie klingt dennoch nicht so abgedroschen und nacherzählt, wie in vielen anderen fantastischen Werken. Keine uralten Phrasen a lá ";Oh Gott, er ist tot!"; oder kitschige Umweltbeschreibungen wurden verwendet. Im Gegenteil: Man merkt, dass die Autorin versucht haben muss, ihrer Geschichte einen eigenen, frischeren Stil zu verleihen.

Fazit: Der nicht allzu anspruchsvolle Fantasy-Leser wird sich mit ";Grüner Reiter"; sehr gut aufgehoben fühlen, da der Roman durchgehend spannend, unterhaltsam und sprachlich frisch ist. Wer aber tiefgründige Charaktere erwartet, eine besonders originelle Story oder eine ausgeklügelte, große Fantasy-Welt, wird möglicherweise enttäuscht.

Grüner Reiter

Kristen Britain, Droemer-Knaur

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