Unsterblich wie die Nacht

  • Goldmann
  • Erschienen: Januar 2008
  • 0
Unsterblich wie die Nacht
Unsterblich wie die Nacht
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Eva Bergschneider
54°1001

Phantastik-Couch Rezension vonDez 2009

Nette Vampirlovestory - nicht mehr und nicht weniger

Die russische Prinzessin Angelica Belanow lebt 1871 nach dem Tod ihrer Eltern bei ihrem Bruder Mikhail in London. Der möchte, dass sie möglichst schnell einen Ehemann findet. Angelica selbst hat es damit nicht eilig. Eine besondere Gabe erschwert ihr entsprechende Kontaktaufnahmen enorm. Denn wie soll Frau sich unbefangen mit einem Mann unterhalten, wenn sie ständig seinen anzüglichen Gedanken lauschen muss? Angelica ist Gedankenleserin und kann diese Fähigkeit nicht abstellen. Aus einem Brief ihres Anwalts erfährt sie, dass das Familienvermögen, das ihr den Lebensunterhalt ermöglicht, auf den Meeresgrund gesunken ist. Der herzkranke Mikhail soll nichts davon erfahren und so sieht sich Angelica plötzlich gezwungen, ernsthaft nach einem vermögenden Bräutigam Ausschau zu halten.

Alexander Kourakin, das Oberhaupt des Ostclans der Vampire, macht in London Jagd auf einen gefährlichen Vampir, der seine überlegene Rasse endlich zu den Herrschern der Welt machen will. Er mordet und verstößt gegen die ehernden Gesetze, die unbedingt ein Wiederaufflackern der blutigen Auseinandersetzungen zwischen den Menschen und den wenigen verbliebenen Vampiren verhindern sollen. Auf der Suche nach dem berüchtigten Sergej trifft Alexander auf einem der Feste der feinen Gesellschaft Londons eine junge Frau, die wie er Gedanken lesen kann. Es passiert, was der eher verschlossene Clanführer nicht gebrauchen kann. Er verliebt sich in Angelica und bringt die junge Frau in tödliche Gefahr.

Romantasy und Histo-Krimi?

"Unsterblich wie die Nacht" beginnt recht verheißungsvoll mit einem Prolog aus dem Jahr 1678. Ein Chronist beschreibt ein grausames Massaker, in dem Vampirjäger junge und alte Vampire töten. Und er nennt denjenigen Vampir, der diesen Schlächtern das Handwerk gelegt hat: Prinz Alexander Kourakin.

Kurz danach finden wir uns im London des Jahres 1871 wieder, lernen Prinzessin Belanow, Angelica, kennen und beobachten schließlich erneut Alexander Kourakin, wie er einen gefährlichen Vampir und Mörder jagt. Das lässt auf mehr hoffen, als nur eine Romanze zwischen Vampir und Mensch. Es klingt nach einer originellen Mischung der populären Romantasy mit einem historischen Krimi.

Interessant angelegt ist ebenfalls die Hauptfigur. Etwas tragikomisches hat Angelicas Fähigkeit, Gedanken zu lesen, zumal es die Gedanken ihrer potentiellen Verehrer in der Londoner Gesellschaft sind. Diese machen ihr zwar das Leben schwer, lesen sich dafür aber ganz amüsant. Später tritt Angelika fast wie eine verfrühte Suffragette auf, indem sie sich mutig dem vorgegebenen Rollenverhalten widersetzt. Den feinen Herren bietet sie als gebildete Dame selbstbewusst, mit schlagfertigen Worten und Zitaten Paroli.

Eher blass bleiben hingegen die anderen Figuren. Mikhahil, Angelicas fürsorglicher Bruder kommt sympathisch, aber stereotyp herüber und Alexander, der Geheimnisvolle, entwickelt zu wenig Profil und bleibt ungreifbar. Die Gesellschaft der Vampire wirkt nett - und somit vergleichsweise langweilig. Ein "böser" Gegenspieler ist mit von der Partie, doch leider kommt man mit ihm nur sporadisch in Kontakt. Und das gilt leider insgesamt für den Krimi in der Geschichte. Eine Vampirin wird ermordet, ein wenig Spionage und Weltherrschaftsanspruch betrieben, insgesamt ist das aber zu wenig, um nachhaltig Spannung zu erzeugen.

Sprachlich überzeugt Mina Hepsen mit einem lockeren, flüssigen, vielleicht einen Tick zu modernen Stil. Die Kunst der in Worte gefassten Bilder beherrscht sie allerdings. Die Szene, in der Angelica im Schein der Gartenlampions Klavier spielt, geht unter die Haut. Nicht nur die gelesenen Gedanken, auch einige der Dialoge sind spritzig und bissig geschrieben.

Etwas zu kurz kommt den Fans dieses Subgenres vielleicht die Erotik, lange geht das Liebesspiel nicht über innige Küsse hinaus. Andererseits entspricht diese Zurückhaltung dem prüden viktorianischen Zeitalter, offensive und detailliert beschriebene Intimitäten hätten hier nicht hinein gepasst.

Die Schwächen von "Unsterblich wie die Nacht" liegen in der Story begründet. Aus den Anlagen als Krimi wurde zu wenig gemacht, etwas mehr Aufmerksamkeit hat die Autorin immerhin dem historischen Hintergrund gewidmet. Letztendlich gleicht die Handlung einem sehr einfach zu durchschauenden Spiel mit den Vorsehungen, lässt Überraschungen vermissen und wirkt, trotz eines dramatischen Show-Downs, etwas fade.

Die Kernhandlung von "Unsterblich wie die Nacht" schließt die Autorin ab, dennoch endet ihre Geschichte mit einer Art Cliffhanger. Viele Leser werden sicherlich wissen wollen, wie es mit Alexander und Angelica weiter geht. Die Folgebände hat der Goldmann Verlag für dieses Jahr angekündigt, "Unsterblich wie ein Kuss" und "Unsterblich wie die Liebe" erscheinen im Februar und September 2010.

Unsterblich wie die Nacht

Mina Hepsen, Goldmann

Unsterblich wie die Nacht

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