Der Herr der Drachen

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  • Erschienen: Januar 2009
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Der Herr der Drachen
Der Herr der Drachen
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Carsten Kuhr
70°1001

Phantastik-Couch Rezension vonDez 2009

Menschen, Drachen und die Götter

Vor Jahrtausenden gelang es den Menschen, unterstützt durch ihre Götter, den vier Uralten, Azoth, den Herren der Drachen, zu bezwingen und einzukerkern. Seitdem herrscht Frieden im Land Saranthium. Doch Gerüchte, dass der Gefallene eines Tages wieder erscheinen wird, um seine Herrschaft blutig einzufordern, lassen die Wächter wachsam sein.

Dies ist die Geschichte von Zwillingen, die seit ihrer Geburt getrennt sind. Während Tallis bei einem der wilden Wüstenclans aufwächst und dort in der Struktur des Clans fest verwurzelt scheint, hat es seine Schwester Shaan nicht so einfach. Als Waise lebt sie zunächst als Diebin in einer der reichen Küstenstädte auf der Straße, bevor eine gute Seele sie bei sich aufnimmt. Im Bordell findet sie ein Zuhause, Freunde und eine Familie. Ihrem Traum, einmal als Drachenreiterin dem fliegende Heer der Küstenmetropole anzugehören, kommt Shaan aber nur langsam näher. Zunächst heißt es, Drachenställe ausmisten und nebenher für das Essen im Bordell Fische zu fangen.

Als sie erstmals einem der altehrwürdigen, jahrhundertealten Drachen seinen Ruheplatz saubermachen soll, geschieht gar Merkwürdiges. Sie hat das Gefühl, mit dem Drachen eine Verbindung aufzubauen. Das geht weit über die übliche Gedankensprache der Flieger hinaus, das ist mehr ein Verschmelzen der beiden Geister. Doch woher nur kommt ihre Fähigkeit, und warum beherrscht sie eine ihr eigentlich unbekannte Sprache, mit der sie den geflügelten Lindwürmern ihren Willen aufzwingen kann?

Währenddessen suchen wilde Drachen nicht nur die fruchtbare Küstenregion, sondern auch die Wüste heim. Menschen werden grundlos angegriffen und von den Reptilien getötet. Nur dem zunächst unerklärlichen Eingreifen Tallis' ist es zu verdanken, dass ein Jagdtrupp seines Clans verschont wird. Doch seine Fähigkeit, mit den Drachen zu sprechen, weckt Misstrauen bei seinen Clanbrüdern. Er wird ausgegrenzt, angefeindet, ja soll hinterrücks gemeuchelt werden. Zusammen mit seinem Blutsbruder gelingt es ihm zu fliehen und in die Küstenstadt zu reisen. Hier trifft er auf seine verschollene Schwester. Noch bevor die beiden sich aber richtig kennen lernen können, kehrt der Verbannte zurück und sammelt seine Kinder, die Drachen, um sich ...

Altbekanntes in neuem Gewand

Fantasy aus Down Under hat mittlerweile Hochkonjunktur in deutschen Verlagshäusern. Nachdem der anglo-amerikanische Markt abgegrast ist, so gut wie jedes halbwegs lesbare Werk seinen Weg auf unsere Büchertische gefunden hat, suchen die Herausgeber und Lektoren händeringend nach Verfasserinnen im Stil einer Trudi Canavan oder Sara Douglass. Beide haben bewiesen, dass High Fantasy aus Australien Bestsellerpotential besitzt. In Lara Morgans Debutroman hofft man entsprechendes Lesefutter gefunden zu haben und edelt das Buch bei Penhaligon gar mit den Weihen des Hardcovers.

Geboten wird auf den ersten Blick eine Handlung, die viel bekanntes für den Leser bereithält. Wir haben ein voneinander getrenntes Zwillingspaar, das sich und seine Wurzeln sucht. Dazu einen alten, verbannten Gott, der mit aller Gewalt, Feuer und Krieg den Weg zurück an die Macht sucht, Drachenkämpfer und Underdogs, die einen Weg aus der Armut suchen. Dazu gesellen sich Prophezeiungen, Seher und Schamanen - das grobe Bild ist bekannt.

Dazu sei angemerkt, dass es mittlerweile auch sehr schwierig ist, wirklich noch neue Wege zu beschreiten. Wirklich frische Ansätze gibt es kaum, und seien wir einmal ehrlich, der Leser goutiert es auch, sich in bekannten Parametern zu bewegen.
Was den Roman auszeichnet, ist zunächst einmal eine sehr lebensechte Ausgestaltung der Personen. Natürlich sind dies zunächst einmal Archetypen, die dann aber im Verlauf des Buches immer mehr hinterfüttert werden.

Dazu gesellt sich eine Welt, die erfreulich differenziert ausgestaltet wurde. Wir lernen eine reiche Küstenregion kennen, besuchen die wilden Wüstenclans und gelangen schließlich auch in einen subtropischen Regenwald. In jede der Landschaften hat die weit gereiste Autorin jeweils entsprechende Bewohner angesiedelt, die, Ihrer Umgebung angepasst, sich naturgemäß voneinander unterscheiden. Das ist beileibe nicht in vielen Fantasy-Romanen der Fall. Zumeist ziehen sich die Autoren da auf Gemeinplätze zurück, während Morgan sich faszinierende Gemeinschaften einfallen lässt. Noch ist nicht recht absehbar, ob und wie die Autorin in den Folgebänden vom Erwarteten abweichen wird.

Insgesamt ein High-Fantasy-Roman, der Altbekanntes mit überzeugenden Details verbindet, der gerade im Mittelteil seine Längen hat, aber auch gut zu unterhalten weiß.

Der Herr der Drachen

Lara Morgan, -

Der Herr der Drachen

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