Die Teufelshure

  • Rütten und Loening
  • Erschienen: Januar 2009
  • 3
Die Teufelshure
Die Teufelshure
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Eva Bergschneider
74°1001

Phantastik-Couch Rezension vonDez 2009

Highlander im Kampf um Liebe und Unsterblichkeit

John Cameron, einst Offizier im schottischen Bürgerkrieg, hatte genug vom Töten. Im Edinburgh des Jahres 1647 verdingt er sich als Hafenarbeiter. Dort lernt John bei einer Hinrichtung die schöne Madlen kennen, die, wie er selbst, aus den Highlands stammt. Eine Liebesnacht mit ihr wird John zum Verhängnis, denn Madlen gehört Lord Chester Cuninghame wie eine Leibeigene. Der "dunkle Lord" gehört der Bruderschaft der "Panaceaer" an und plant perfide Fortpflanzungsexperimente mit Madlen als Probantin. Cuninghames Schergen gelingt es, John und seine Freunde nach Bass Rock zu überführen, um sie dort einer bizarren Verwandlung zu unterziehen.

Ist neben den bekannten Vererbungsmerkmalen nicht auch unsere Herkunft in dem Genen codiert und abrufbar? 2009 forscht die Molekularbiologin Lilian von Stahl in Edinburgh an einem entsprechenden Nachweis. Ihr Bruder Alex, Ex-Junkie und nun Biochemiker, stellt seiner Schwester "Ayanaska", eine Schamanendroge, zur Verfügung, mit der man angeblich einen Blick auf die Vergangenheit seiner Vorfahren werfen kann.

Lilians Mitbewohnerin Jenna arbeitet als Scotland-Yard-Polizistin an einem merkwürdigem Fall. Ein Nachtwächter der Sicherheitsfirma CSS berichtete zunächst, Zeuge eines Kampfes gewesen zu sein, bei dem Menschen geköpft wurden. Nach einem Krankenhausaufenthalt kann er sich plötzlich an nichts mehr erinnern. Lilians Droge hilft Doug Weirs Gedächtnis auf die Sprünge und enthüllt Unglaubliches.

"Highlander" und "Feuer und Stein" lassen grüßen

Martina André führt ihre Leser im ersten Teil von "Die Teufelshure" mitten hinein in die Geschichte der schottischen Highlands. Vorzüglich gelungen ist der Aufbau einer authentischen Kulisse, ausgeschmückt mit vielen historischen Details. Man glaubt beinahe mitzuerleben, wie die Pest wütet und die schottischen Clan- und Glaubenskriege das Land in Blut tauchen. Besonderen Wert hat die Autorin auf die Verwendung von Sprichwörtern und Sätzen in gälischer Sprache gelegt, was dem Leser die keltische Kultur nahe bringt.

Trotz der allgegenwärtigen Highland-Historie hat Martina André nach eigener Aussage im Nachwort des Romans den Fantasy-Anteil stärker gewichtet. Es bleibt nicht beim Historischen Roman, sondern ein teuflisches Mysterium steht hier im Vordergrund: das unsterbliche Leben.

Wer den Film "Highlander - Es kann nur einen geben" von 1985 gesehen hat, weiß, dass man einem Unsterblichen den Kopf abschlagen muss, um ihn ins Jenseits zu befördern. John Cameron will zwar nicht der "Eine" sein, ist aber ebenfalls ein Highlander, der mit dem Fluch der Unsterblichkeit belegt ist und ebensolche Gegner mit dem Claymore-Schwert köpft. Sonst hat er eher wenig mit der Hauptfigur des Kinofilms, Connor MacLeod, gemein. Er erinnert allerdings an eine andere Hauptfigur aus einer Highlight-Saga. Äußerlich mit einem Plaid gewandet und zimtfarbener Mähne, charakterlich als couragierter Führer und leidenschaftlich Liebender, gleicht er Jamie Fraser aus Diana Gabaldons "Feuer und Stein". Ein wenig stören diese sich aufdrängenden Parallelen schon. Aber zum Glück setzt die Autorin in "Die Teufelshure" genügend neuartige Akzente, um eine eigenständige Geschichte zu entwickeln.

Die Bruderschaft der "Panaceaer" hat wenig Ähnlichkeit mit den üblichen Geheimbünden. Es fehlt ihnen ein idealistisches Motiv, so können sie frei von jeglicher Moral ihre Ziele verfolgen und handeln entsprechend niederträchtig. Die Figuren in "Die Teufelshure" sind zwar stereotyp gut oder böse, aber lebendig gezeichnet und gut in den jeweiligen historischen oder modernen Hintergrund eingebunden. Es fehlt nicht an Ecken und Kanten, deftigem Humor und markanten Sprüchen. Etwas zu vordergründig hat Martina André im ersten Teil die Erotik positioniert. Im "modernen" Teil war sie damit zurückhaltender, was der Glaubwürdigkeit der Geschichte zugute gekommen ist.

Ohne Zeitreise ein Sprung durch drei Jahrhunderte

Ziemlich genau nach der Hälfte des Romans verlassen wir John, Madlen und das 17 Jahrhundert in den Highlands. Cuninghame und sein geistiger Führer Mercurius haben keinen Trick der schwarzen Magie ausgelassen, um ihr Ziel zu erreichen. Atempausen hat Martina André ihrem Leser wenige gelassen, Spannung und große Gefühle auf jeder Seite. Das Ende des historischen Teils ist an Dramatik kaum zu überbieten - doch auch das 21. Jahrhundert hat es in sich.

Hier begleiten wir zunächst die sympathische Molekularbiologin Lilian. Die Handlung scheint sich mit ihr in eine andere Richtung mit einer wissenschaftlicheren Perspektive zu drehen. Leider verlässt Martina André diesen Weg recht schnell wieder und man taucht erneut in reine Verschwörungsszenarien ein. Diese werden ebenso dramatisch, wie im ersten Teil geschildert und die Handlung gekonnt mit den technischen Möglichkeiten unserer Zeit verknüpft. Trotzdem hätte etwas weniger "Vorsehung" und etwas mehr Entwicklung der Geschichte gut getan. Hier hat die Autorin leider die Chance verpasst, den wissenschaftlichen Fokus als solchen zu nutzen.

Zudem schleichen sich logische Ungereimtheiten ein. Warum z.B. kann der radioaktive Stein zwar einen menschlichen Geist vollkommen auslöschen, tut aber dem zufälligen Finder, der ihn in die Hosentasche steckt, nicht zuleide? Man hat am Ende das Gefühl, dass die Story, trotz der Buchlänge von 660 Seiten, nicht vollständig zu Ende erzählt wird und viele wichtige Fragen offen bleiben. Vielleicht schreibt Martina André ja noch eine Fortsetzung, genug Potential, um die Geschichte ebenso spannend fortzuführen, ist jedenfalls vorhanden.

Die Teufelshure

Martina André, Rütten und Loening

Die Teufelshure

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