Blutkind

  • Heyne
  • Erschienen: Januar 2010
  • 2
Blutkind
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Carsten Kuhr
30°1001

Phantastik-Couch Rezension vonJan 2010

Droht sich die Autorin mit ihrer Heldin zu verzetteln?

Rachel Morgan hat ja schon einiges überstanden und sich ihren Weg in der Inlander-Gesellschaft erkämpft. Als ehemalige Agentin im Dienst der IS, der Inlander Security, der Polizeieinheit, die sich mit den Verbrechen von und an den übernatürlichen Wesen beschäftigt, gestartet, hat sie zusammen mit ihren Freunden Ivy, einer in sie verliebten Vampirin, und Jenks, einem Pixie, eine Detektei eröffnet, Dämonen beschworen, ist einen Pakt mit dem Verbrecherfürst ihrer Stadt eingegangen und hat diverse Liebhaber verschlissen.

Noch immer aber leidet sie unter den Folgen des Vergessenszaubers, den Jenks ihr hat angedeihen lassen, als sie unbedingt den Mörder ihres Vampir-Liebhabers Kisten verfolgen wollte. So ist der Vampir, der ihr und Ivy ihren Liebhaber genommen hat, weiterhin auf freiem Fuß. Natürlich kann dies nicht so bleiben und Rachel bemüht sich mit allen Mitteln, seien sie legal oder illegal, ihr Gedächtnis wieder auf Vordermann zu bringen, um endlich grausam Rache zu üben.

Dabei hat sie eigentlich gar keine Zeit für die Jagd nach Mördern. Eine Banshee ist los, eine Unglücksfee und deren Tochter, die eine grausame Spur ermordeter Menschen hinter sich her ziehen. Dann will ihre Mutter, der einzige wirkliche Halt, den sie gegenwärtig hat, zu ihren Bruder an die Westküste ziehen, sie lässt sich mit ihrem bislang platonischen Freund Marchall, einem Hexer, auf ein wildes Tete-a-Tete ein, entdeckt einen alten Verehrer, einen Geist, der prompt ins Reich der Dämonen entführt wird, und, wem das immer noch nicht langt, wird auch noch von der übernatürlichen Gesellschaft als schwarze Hexe gebrandmarkt und gebannt ...

Enttäuschend und langweilig

Was sich in der Zusammenfassung als leidlich interessanter Plot mit jeder Menge Verwicklungen und entsprechender Action anhört, das liest sich - ich scheue mich fast, es zu sagen - schlicht langweilig und verwirrend.

Sechs Romane lang hat Harrison inhaltlich überzeugend und handwerklich rasant ihre Leser in ihren Bann geschlagen. Sie hat uns eine phantastische Gesellschaft offeriert, in der sich die übernatürlichen Wesen aufgrund einer tödlichen Epidemie den Menschen offenbart und diese vor der Vernichtung durch das Virus gerettet haben. Seitdem leben sie, einander mehr oder minder misstrauisch beäugend, neben- und miteinander.

In diese faszinierende Ausgangslage hat die Autorin ihre Heldin wider Willen gestellt. Rachel hat uns dabei bislang nicht nur durch ihren Mut und ihren sprichwörtlichen Dickkopf beeindruckt, sondern auch Nehmerqualitäten bewiesen. Immer wieder fand sie sich auf der Verliererstrasse wider, ohne dass sie selbst wirklich etwas dafür konnte. Die Umstände zwangen sie dazu, oftmals aus hehren Motiven zu handeln, wie sie tat. Und sie hat ein mehr als unglückliches Händchen dabei bewiesen, sich den falschen Männern an den Hals zu werfen. Auch hier war viel Pech im Spiel, so dass wir Mitleid mit unserer vom Schicksal so Gebeutelten hatten.

Nun also wäre und ist die Aufklärung und Rache für den Mord an Kisten angesagt - doch genau hier lässt sich die Autorin merklich Zeit. Viel zu viele Seiten vergehen, bis erst im Finale und dazu noch in seiner Auflösung enttäuschend aufgeklärt wird, wer hinter der Tat steckt.

Statt dessen bekommen wir plötzlich und scheinbar unmotiviert neue Personen präsentiert, die offensichtlich schon früher mit unseren Erzählern Kontakt hatten und auf diese eingewirkt haben. Sei dies der Geist eines verfluchten Hexers, der Rachel in jungen Jahren tief beeindruckt hat und dem sie innerlich und unbewusst immer noch tief verbunden ist, oder die Banshee, die mit Ivy eine gemeinsame Vergangenheit hat - hier merkt man, dass Informationen fehlen.

Erklären lässt sich dies damit, dass die Autorin in den USA zum Beispiel über den Geist Pierce eine Kurzgeschichte namens "Two Ghosts for Sister Rachel" veröffentlicht hat, in der die Vorgeschichte thematisiert wird. In "Dirty Magic" wandte sie sich dann der Bashee zu - Hintergrundwissen, ohne das der Leser der Handlung ein wenig hilflos und verloren gegenübersteht. Dazu kommt, dass für Neueinsteiger unter den Lesern der immer komplexere Handlungsaufbau, der massiv auf die bisherigen Geschehnisse Bezug nimmt, immer undurchschaubarer wird. Dies alles führt in seiner Massierung dazu, dass die Handlung zunehmend an Reiz und Faszination verliert, das Buch langatmig daherkommt. Wollen wir hoffen, dass Harrison noch einmal die Kurve kriegt; das Potential dazu wäre vorhanden.

Blutkind

Kim Harrison, Heyne

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