Der schwarze Tod

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  • Erschienen: Januar 2010
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Der schwarze Tod
Der schwarze Tod
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Carsten Kuhr
50°1001

Phantastik-Couch Rezension vonJun 2010

Die Gondeln, die Unsterblichen und die Rache

Seit mehr als drei Jahrhunderten ziehen Andrej Delany und sein nubischer Freund Abu Dun nun schon als Untote durch die Welt. Auf ihrer Suche nach dem Geheimnis ihrer Existenz haben sie Europa bereist, sind auf Artgenossen und vergessene Götter gestoßen, haben Schlachten geschlagen und Niederlagen verdaut, doch das Wissen, was sie von den normalen, sterblichen Menschen unterscheidet, warum ausgerechnet sie dazu verdammt wurden, unsterblich auf Erden zu wandeln, haben sie nie entdeckt.

Im letzten Band der Reihe stieß Andrej und sein Freund auf Marius, den seit Jahrhunderten tot geglaubten Sohn Andrejs. Um diesem medizinische Hilfe angedeihen zu lassen, vertraute Andrej seinen Sohn der Göttin Meruhe und ihren zwei nubischen Kriegerinnen an, die mit dem Erkrankten in die Lagunenstadt Venedig aufbrachen.

Nun, fast ein Jahr später, noch dazu kurz vor dem Carnevale, treffen auch unsere beiden Freunde in der Stadt der Gondeln und Kanäle ein. Doch die Spur seines Sohnes scheint sich zwischen den Palazzos und Kanälen zu verlieren. Wen sie auch fragen, keiner erinnert sich an die drei mohrischen Frauen und ihren Schützling. Hat Andrej, kaum dass er seinen Sohn, den er bereits einmal verloren glaubte und begrub, erneut verloren?

Mit Hilfe einer Edelhure, die scheinbar beste Verbindungen zu offiziellen, wie anrüchigen Honoratioren der Stadt hat, kommen sie den Verschollenen näher. Angst geht um in den Palazzos der einst so mächtigen Küstenmetropole. Angst vor der nächsten kriegerischen Auseinandersetzung mit den Türken, Angst vor den Signori di Notte, der mächtigen Geheimpolizei, dem Staat im Staate, Angst aber auch vor zwei mordenden schwarzen Kriegerinnen. Doch warum sollten die Leibwächterinnen Meruhes Unschuldige grausam und grundlos meucheln, Angst und Schrecken verbreiten?

Als sie Marius katatonisch in einem Spital finden, ahnt Andrej noch nicht, dass er kurz davor steht, alles zu verlieren, was ihm im Leben noch wichtig ist - die Liebe einer betörenden Frau, die Freundschaft seines Weggefährten und seinen Sohn, der ihn mit bittersten Hass und dunkler Magie verfolgt ....

Das Dutzend ist voll - zu viele Seiten für letztlich zu wenig Handlung

Seit einem Dutzend Jahren legt Wolfgang Hohlbein Jahr um Jahr einen neuen Roman aus der Chronik der Unsterblichen vor. Nachdem zu Beginn eher spannend aufgezogene Einzelabenteuer geboten wurden, zieht sich seit einigen Bänden ein roter Faden durch die Romane. Zusammen mit dem ehemaligen Piraten Abu Dun hat Andrej sich auf die Suche nach Wissen gemacht. Woher kommen die Unsterblichen, gibt es einen Grund, warum gerade er vom Schicksal oder mächtigen Wesen im Hintergrund dazu auserwählt wurde, nicht sterben zu dürfen, wer wacht über die Unsterblichen? - Fragen, die nach wie vor offen sind.

Nach London verschlägt es unser Duo dieses Mal nach Venedig. Wie zu erwarten war, zieht Hohlbein das ganze Register dessen, was die Lagunenstadt als Schauplatz so unwiderstehlich macht. Die Gondeln und Kanäle, die von Schimmel und Feuchtigkeit bedrohten Paläste, die Bleikammern der Geheimpolizei und, was nie in einem Venedig-Roman fehlen darf - der Karneval als große Bühne, hinter deren Maske die verborgenen Geschehnisse ablaufen. Hier erwartet den Leser so manches bekannte Motiv, wobei mir auffiel, dass die Kulisse doch relativ unscharf blieb. Sicherlich tragen die Gondeln ihre Passagiere durch die Kanäle, begehen wir zusammen mit Andrej die unter den Palästen gelegenen Keller, in denen die riesigen Baumstämme die Häuser stützen, doch das wirkliche Flair der Stadt kommt kaum einmal auf.

Was auffällt ist, dass sich erstmals, seitdem sich die Freunde zusammengetan haben, eine Dissonanz in ihr Verhältnis einschleicht. So eng ihre Freundschaft auch ist, so blind sie sich aufeinander verlassen, sie steht an einem Wendepunkt. Abu Dun und sein Freund entfernen sich zusehends voneinander, verlieren auch ein wenig die gemeinsame Triebfeder.

Lässt man den Inhalt des umfangreichen Romans Revue passieren, so passiert eigentlich, nüchtern betrachtet, wenig. Unsere beiden Protagonisten begeben sich auf die Suche nach dem verschollenen Marius, kommen dabei finsteren Verbrechen und jeder Menge Geheimnisse auf die Spur, stehen aber letztlich im Finale einmal mehr mit leeren Händen da.

Die Handlung ist relativ kompliziert aufgebaut, wartet mit vielen, so manches Mal im Nachhinein auch unnötigen Wendungen auf. Eine Kürzung hätte dem Werk gut getan, zu sehr verzettelt sich der Autor im Mittelteil des Buches in Belanglosigkeiten und letztlich in Sackgassen verlaufenden Nebenplots.

Der schwarze Tod

Wolfgang Hohlbein, -

Der schwarze Tod

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