Der schwarze Dämon

  • Piper
  • Erschienen: Januar 2010
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Der schwarze Dämon
Der schwarze Dämon
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Anja Helmers
75°1001

Phantastik-Couch Rezension vonJul 2010

Ich weiß, dass ich verloren bin

Aldric Talvalin soll im Auftrag von König Rynert ein Attentat verüben. Auf Crisen Geruath, Sohn des kaiserlichen Großkönigs Geruath Segharlin. Auf dem Weg nach Seghar, beim Durchqueren des riesigen und unheimlichen Jevaidenwaldes, wird Aldrics Führer bei einem Überall von Banditen getötet. Orientierungslos irrt Aldric umher, bis er auf den Waldhüter Evthan stößt. Dieser erzählt dem Alber von einem bösartigen Wolf, der die Ansiedlungen des Jevaiden schon seit Monaten heimsucht. Dreißig Menschen sind der Bestie zum Opfer gefallen, darunter auch Evthans Frau und Tochter. Aldric hegt sofort den Verdacht, dass es sich nicht um einen normalen Wolf handelt. Spontan sagt er, es sei Zeit, dass der Wolf stirbt. Evthan fasst das als Angebot auf und nimmt den Fremden mit in sein Dorf Valden. Der Empfang ist frostig, die Dorfbewohner sind nicht sonderlich hilfsbereit. Aldric übernachtet in Evthans Haus und lernt dort Gueynor kennen, die hübsche Nichte des Waldhüters. Er fühlt sich angezogen von der jungen Frau, nicht nur weil sie ihn schmerzlich an Kyrin, seine ehemalige Geliebte erinnert, sondern auch durch ihr widersprüchliches Verhalten. Ebenso wie ihr Onkel verbirgt Gueynor ein Geheimnis.

Während in Valden alles für die Jagd vorbereitet wird, geschehen in der heruntergekommenen Hauptstadt Seghar in der Zitadelle des Großkönigs merkwürdige Dinge. Sedna, eine Zauberin und zurzeit die Gespielin von Crisen, entdeckt, dass jemand heimlich in ihrer Ausgabe des "Grauen Buches von Sanglenn" geblättert hat. Das Buch ist ihr seltenstes und kostbarstes Zauberbuch, es enthält verbotenes, für Uneingeweihte gefährliches Wissen. Zu ihrem Entsetzen muss Sedna erkennen, dass sie sich bezüglich Crisens Harmlosigkeit getäuscht hat.

Der schwarze Dämon ist die Fortsetzung des ´Schwarzen Reiters' und reiht sich zeitlich nahtlos an die dortigen Geschehnisse an. Peter Morwoods Reihe über die Geschichte des Reiches Alba aus der Sicht Aldric Talvalins, im Original "Book of Years", besteht bisher aus vier Romanen, zwei weitere sind geplant. In England soll die Serie Kultstatus erlangt haben, aber es entzieht sich meinem Verständnis, warum die Bücher nach teilweise weit über 20 Jahren plötzlich auf dem deutschen Markt erscheinen. Sie sind unterhaltsame und stilistisch ansprechende Lektüre, aber nichts wirklich Neues oder Herausragendes.

Auftragsmörder oder rituelle Selbsttötung

Die reißerische Ankündigung: "Action pur - Peter Morwood macht keine Gefangenen", wie der Piper Verlag auf seiner Fantasy Seite im Internet wirbt, trifft den Inhalt von "Der schwarze Dämon" überhaupt nicht. Dafür legt der Autor einfach zu großen Wert auf die Darstellung der inneren Konflikte seines Hauptprotagonisten und dem ausführlichen, fast gemächlichen Aufbau einer bedrohlichen Stimmung. Er schickt seinen Helden in keine heroische Schlacht, sondern lässt ihn sowohl gegen seine inneren Dämonen, wie auch gegen den Hüter der Portale, Ythek Shri, einen echten Abgesandten der Alten Götter, antreten. Morwood beraubt Aldric gleich am Anfang seines Führers. Im unergründlichen Jervaiden Wald würde der Ritter, auf sich selbst gestellt, sich hoffnungslos verirren. Dann kommt eine Rückblende zur Unterredung Aldrics mit Rynert, seinem Herrn und König, in der er den Geheimauftrag zur Ermordung Crisens erhält. Aldric ist geschockt über den Auftrag. Klar formuliert, allerdings ohne Angabe von weiteren Gründen, versetzt dieser Befehl ihn in einen starken inneren Konflikt. Obwohl er ein Krieger ist und mit seinem Schwert "Witwenmacher" schon etliche Menschen getötet hat, widerspricht die feige Ermordung eines missliebigen Mannes, den er nicht einmal kennt und der ihm nie etwas angetan hat, seinem Moralempfinden. Er fühlt sich dadurch auf eine Stufe gestellt mit Tulathin - Schattendieben, wie sie genannt werden, geldgierige Auftragsmörder ohne jedes Ehrgefühl. Die Fürsten und Clansführer Albas unterliegen einem strengen Ehrenkodex, ähnlich dem der japanischen Samurai, Gehorsam gegenüber dem König ist oberstes Gebot. Ohne mit der Wimper zu zucken, würde Aldric sich mit seinem Tsepa selbst entleiben, wenn sein König dieses befehlen würde. Alle verbalen Versuche, sich dem Auftrag zu entziehen, werden vom König abgeschmettert und so bleibt Aldric nichts übrig, als sich zu fügen und zum Werkzeug im Intrigenspiel der Mächtigen zu werden.

Hügelgräber haben es in sich

Aldrics innere Zerrissenheit, sein verzweifeltes Bemühen seinen eigenen moralischen Ansprüchen und dem anerzogenen Ehrenkodex gerecht zu werden, durchzieht die gesamte Handlung des Buches. Überhaupt ist der Alber ein eher ungewöhnlicher Held der Heroic-Fantasy und Peter Morwood bietet den Gefühlen seiner Hauptfigur äußerst breiten Raum. Das kommt am besten in dem Kapitel "Der Fürst des Hügels" zum Ausdruck, die Sequenz ist eine äußerst gelungene Schlüsselszene. Atmosphärisch dicht ist schon die Schilderung des Tiefenwaldes. Man spürt selbst eine Gänsehaut und würde am liebsten mitpfeifen, als Aldric, von Evthan belächelt, versucht, die Bedrohlichkeit des Waldes zu übertönen. Im weiteren Verlauf durchlebt Aldric die ganze Bandbreite an Gefühlen, er ist kein abgebrühter Krieger, sondern unsicher, manchmal ängstlich und zaudernd. Dann wiederum geht er ohne zu zögern in das Hügelgrab, vor dem Evthan sich so fürchtet und findet die Hinterlassenschaften einer grauenvollen Opferung, die ihm Tränen in die Augen treibt. Gepackt von Wut und Hass, die sich zu mühsam beherrschter Mordlust abschwächt, verwandelt er sich am Ende in einen überlegenen, blitzschnellen, tödlichen Kämpfer. Darin liegt meiner Meinung nach auch die Stärke des Buches, in der Fähigkeit des Autors, sowohl Kampfszenen oder das Erscheinen des Dämons und sogar Nebensächlichkeiten wie zum Beispiel das Entzünden einer Kerze sehr detailgenau, ausführlich und trotzdem fesselnd zu beschreiben.

Der schwarze Dämon kann ohne Verständnisprobleme als Einzelband gelesen werden, aber er weckt auf jeden Fall Interesse am weiteren Schicksal Aldric Talvalins.

Der schwarze Dämon

Peter Morwood, Piper

Der schwarze Dämon

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