Die Nacht der lebenden Toten

  • Pabel
  • Erschienen: Februar 1979
  • 0
Die Nacht der lebenden Toten
Die Nacht der lebenden Toten

Leser-Wertung

-
Zum Bewerten, einfach Säule klicken.
100°

Zum Bewerten, einfach Säule klicken.

Bitte bestätige 1 als Deine Wertung.

Gebe bitte nur eine Bewertung pro Buch ab, um die Ergebnisse nicht zu verfälschen. Danke!

0 x 1°-10°
0 x 11°-20°
0 x 21°-30°
0 x 31°-40°
0 x 41°-50°
0 x 51°-60°
0 x 61°-70°
0 x 71°-80°
0 x 81°-90°
0 x 91°-100°
B:0
V:0
W:{"1":0,"2":0,"3":0,"4":0,"5":0,"6":0,"7":0,"8":0,"9":0,"10":0,"11":0,"12":0,"13":0,"14":0,"15":0,"16":0,"17":0,"18":0,"19":0,"20":0,"21":0,"22":0,"23":0,"24":0,"25":0,"26":0,"27":0,"28":0,"29":0,"30":0,"31":0,"32":0,"33":0,"34":0,"35":0,"36":0,"37":0,"38":0,"39":0,"40":0,"41":0,"42":0,"43":0,"44":0,"45":0,"46":0,"47":0,"48":0,"49":0,"50":0,"51":0,"52":0,"53":0,"54":0,"55":0,"56":0,"57":0,"58":0,"59":0,"60":0,"61":0,"62":0,"63":0,"64":0,"65":0,"66":0,"67":0,"68":0,"69":0,"70":0,"71":0,"72":0,"73":0,"74":0,"75":0,"76":0,"77":0,"78":0,"79":0,"80":0,"81":0,"82":0,"83":0,"84":0,"85":0,"86":0,"87":0,"88":0,"89":0,"90":0,"91":0,"92":0,"93":0,"94":0,"95":0,"96":0,"97":0,"98":0,"99":0,"100":0}
Michael Drewniok
40°1001

Phantastik-Couch Rezension vonApr 2025

Hungriger Besuch vom Friedhof

Irgendwo im Mittelwesten der USA wollen Barbara und ihr Bruder Johnny einen Kranz auf das Grab ihres Vaters legen. Als sie ihr Ziel erreichen, wird es schon dunkel, weshalb sie zu spät erkennen, wer sich da unsicheren Schrittes, aber entschlossen über den Friedhof nähert: Der ältere Mann ist offensichtlich nicht bei Sinnen. Das bestätigt sich, als er Johnny mit einem Stein erschlägt und dann anzufressen beginnt.

Entsetzt flüchtet Barbara, doch der Mann verfolgt sie. In einem Haus findet die junge Frau Unterschlupf. Dort finden sich rasch andere, ebenso unheimliche Gestalten ein - und Ben, ein weiterer Flüchtling, der ein wenig mehr weiß: Die Toten kehren aus ihren Gräbern zurück! Dies geschieht nicht nur hier, sondern an vielen weiteren Orten, weshalb die Regierung den Ausnahmezustand ausgerufen hat. Man soll sich verbarrikadieren und auf Hilfe warten.

Ben nagelt Türen und Fenster zu, während die Wesen erste Attacken starten. Wenig später tauchen weitere Menschen auf: Harry Cooper, seine Frau und sein Kind hatten sich mit dem Paar Tom und Judy im Keller verborgen. Da sie nicht wussten, wer (oder was) sich über ihnen im Haus bewegt, haben sie sich erst jetzt hervorgetraut.

Die Stimmung ist angespannt. Vor allem Ben und Harry streiten, während es vor dem Haus immer unruhiger wird: Mehr und mehr der Kreaturen, die sich - Ben musste es feststellen - selbst mit Gewehrschüssen nicht unbedingt ausschalten lassen, versammeln sich dort. Sie wittern, dass sich im Inneren lebende Menschen aufhalten, und wollen hungrig zu ihnen vordringen. Noch halten Bens Barrieren, aber sie geben bereits nach ...

Tot oder lebendig: keine Gnade

George A. Romero war keineswegs der erste Regisseur, der (1968 in „Die Nacht der lebenden Toten“) Zombies über ihre gerade noch trauernden und nun entsetzten Familien und Freunde herfallen ließ. Er verknüpfte den daraus resultierenden Horror jedoch mit zeitgenössischer Sozialkritik und legte dar, dass die ungelösten Probleme über eine Gesellschaft kommen könnten, würde man sich nicht endlich mit ihnen beschäftigen und sie lösen. Ben, Barbara und die übrigen Bewohner jenes einsamen, belagerten Hauses stehen stellvertretend für eine USA, in der es Ende der 1960er Jahre gärte. Die Jugend provozierte nach Ansicht konservativer Kräfte den „Aufruhr“, weil sie sich gegen Diskriminierung, Rassismus oder den Krieg in Vietnam empörte, statt sich weiterhin ‚von oben‘ vereinnahmen zu lassen.

Romero ging einen Schritt weiter und ließ diesen Konflikt nunmehr ausbrechen, wobei er dafür sorgte, dass die Unterschiede zwischen den Parteien verschwammen bzw. sich auf nur einen Faktor beschränkten: Die einen leben, die anderen sind tot. Zuvor waren sie Familienmitglieder, Nachbarn, Freunde. Jetzt gibt es nur noch Kampf oder Untergang. „Sich heraushalten“ ist unmöglich, denn Friedhöfe gibt es überall.

Die Invasion der Untoten wird zum Lackmustest für die Gesellschaft. Überwinden wir unsere Streitigkeiten, um uns gemeinsam dem Feind zu stellen? Oder bleibt es bei den bekannten Konfliktherden, die wir weiter anfeuern, obwohl wir dadurch die Front gegen die lebenden Toten schwächen? Romero - und hier im Roman zum Film John Russo - sind pessimistisch. Das Streitgeschrei im Haus übertönt das hungrige Heulen der Zombies im Vorgarten. Der ‚Starke‘ oder eher Rücksichtslose übersteht die endlose Nacht, um in einem bitteren Epilog doch erwischt zu werden: Wieder einmal bestätigt sich, dass der Mensch kein übernatürliches Grauen benötigt, um sich das Leben zur Hölle zu machen.

Nacht der Erkenntnis

Es sind denkbar ungeeignete Kandidaten, obwohl deren Treiben unfreiwillig logisch sein mag: Wie würde man sich selbst verhalten, säßen einem die Untoten buchstäblich im Nacken? Andererseits werden geradezu vorsätzlich unsympathische Zeitgenossen auf diese Probe gestellt. Vor allem Barbara ist eine Zumutung als Hysterikerin, die entweder schreckensstarr auf einem Möbelstück hockt oder schreiend um sich schlägt. Man möchte Ben zurufen, sie mit einem kräftigen Fußtritt vor die Tür und zwischen die wartenden Zombies zu befördern!

Die Coopers sind eine US-Durchschnittsfamilie, die einen ebenfalls stöhnen lässt: Vater, Gatte und Familienvorstand Harry ist ein großmäuliger Feigling, seine Ehefrau bleibt nur wegen der gemeinsamen Tochter bei ihm. Das junge Paar Tom und Judy steht an einem Scheidepunkt. Noch unterwerfen sie sich Harry, dem „Erwachsenen“, aber sie sind skeptisch geworden. Harrys Macht schwindet, und darauf reagiert er aggressiv, denn er ist gewohnt, dass man ihm gehorcht.

Ben ist das aktive Mitglied der Gruppe. Das ist zum Zeitpunkt des Films (1968) und des Romans (1974) nicht ohne Zündstoff, denn Ben ist schwarz - und definitiv niemand, der sich in ‚traditionelle‘ Verhaltensmuster pressen lässt! Statt sich zu verkriechen, bleibt Ben in Bewegung und ordnet sich keineswegs unter. Er hat selbst Familie und will zu ihr. Obwohl er von denkbar krisenuntauglichen Gefährten umgeben ist, bleibt er auf dem gewählten Kurs und greift durch, wenn jemand die Nerven verliert und Panik das Geschehen zu dominieren droht.

Zombies als Platzhalter

Es ist beinahe typisch im Zombie-Horror, dass sich das Grauen relativ rar macht. Von den Untoten bekommen wir auch in dieser Geschichte wenig zu ‚sehen‘. Sie sind präsent, bleiben aber buchstäblich Kreaturen der Dunkelheit. Dies lässt sie umso unheimlicher wirken, da sie vor allem durch ihr Verhalten erschrecken: Obwohl sie (noch) wie Menschen aussehen - die ‚Wiedererweckung‘ ist gerade erst erfolgt -, ist es ihre Geistlosigkeit, die sie mehr noch als ihr Kannibalismus unmenschlich macht. Mit den Untoten kann man nicht reden, sich nicht mit ihnen arrangieren. Sie fordern nichts - außer Menschenfleisch.

Damit erschöpft sich ihre Funktion. Wir wissen, wofür sie stehen, während das Geschehen hauptsächlich im Haus und bei den Lebenden bleibt. Sie agieren, streiten, wehren sich und kommentieren ihre Handlungen. Das macht sie paradoxerweise interessanter als die eindimensionalen Zombies, auch wenn jene Horrorfreunde, die es unterhaltsamer finden, wenn gemordet und gemetzelt wird, dem widersprechen werden. Hinzu kommt eine seltsame Unentschlossenheit, die Zombies als solche zu definieren. (Das Wort fällt kein einziges Mal.) Es könnte sich auch um eine Epidemie handeln, die nach dem Absturz eines von der Venus (!) zur Erde zurückgekehrten, aber abgestürzten Raumschiffs ausgebrochen ist. Die Untoten/Infizierten sind bei Russo schwach, ‚weich‘ und überaus brennbar. Dass sie dennoch so unüberwindlich wirken, liegt an der Darstellung ihrer Opfer, die stets über die eigenen Füße stolpern.

Dass wir keiner der im Roman auftretenden Figuren die Daumen drücken, liegt auch an den Charakterisierungsschwächen eines Verfassers, der es offenbar darauf anlegt, uns die Unzulänglichkeiten seiner Protagonisten unter die Nase zu reiben. Auch in Romeros Film war Barbara eine unerträgliche Nervensäge und Harry ein feiger, verdrießlicher Spießer. Deutlich sympathischer, weil weniger verbissen kam Ben herüber. Allerdings war Romero, der Regisseur, deutlich talentierter als John Russo, der Autor. Dass sechs Jahre nach dem Film überhaupt noch ein Roman erschien, lag an der anhaltenden Wucht, mit der Romeros Horror mit Botschaft einschlug. Zunächst war Russo am Drehbuch für jene Fortsetzung beteiligt, mit der Romero 1978 das Horror-Genre neu definierte: „Dawn of the Dead“. Aufgrund von Unstimmigkeiten verließ Russo die Produktion. Seine von Romero abgelehnte Fortsetzung wurde als Gruselkomödie unter dem Titel „Return of the Living Dead“ realisiert und zog ihrerseits diverse Fortsetzungen nach sich.

Fazit:

Das Buch kann mit dem Film, der zu den modernen Klassikern des Horrorfilms gehört, qualitativ in keiner Weise mithalten. Die Ereignisse werden akkurat nacherzählt, während die Figurenzeichnung und die bedrohliche Atmosphäre auf der Strecke bleiben: Fastfood-Horror für den Verbrauchs-Buchhandel.

Die Nacht der lebenden Toten

John A. Russo, Pabel

Die Nacht der lebenden Toten

Ähnliche Bücher:

Deine Meinung zu »Die Nacht der lebenden Toten«

Wir freuen uns auf Deine Meinungen. Ein fairer und respektvoller Umgang sollte selbstverständlich sein. Bitte Spoiler zum Inhalt vermeiden oder zumindest als solche deutlich in Deinem Kommentar kennzeichnen. Vielen Dank!

Letzte Kommentare:
Loading
Loading
Letzte Kommentare:
Loading
Loading

Sci-Fi & Mystery
(MUSIC.FOR.BOOKS)

Du hast das Buch. Wir haben den Soundtrack. Jetzt kannst Du beim Lesen noch mehr eintauchen in die Geschichte. Thematisch abgestimmte Kompositionen bieten Dir die passende Klangkulisse für noch mehr Atmosphäre auf jeder Seite.

Sci-Fi & Mystery