Das Schwert von Avalon

  • Diana
  • Erschienen: Januar 2010
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Das Schwert von Avalon
Das Schwert von Avalon
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Andreas Kurth
90°1001

Phantastik-Couch Rezension vonOkt 2010

Wunderschöne und flüssig erzählte Geschichte

Die Legende um König Artus und seine Ritter gehört zu den wohl am meisten literarisch bearbeiteten Geschichten der Fantasy-Literatur. Die Version von Marion Zimmer Bradley hat dabei besonderen Charme, denn sie verbindet die Artus-Legende mit dem Mythos von Avalon, der Nebel umwaberten Insel der Priesterinnen und Zauberer. Nachdem mit den Ahnen von Avalon die Urahnen präsentiert wurden, schließt Diana Paxson mit dem neuen Buch eine weitere Lücke. Sie hat dabei Notizen und Unterlagen von Marion Zimmer Bradley verwendet, und es gelingt ihr auch nahezu perfekt, den Schreibstil der verstorbenen Altmeisterin zu treffen. Insofern ist es nur ein geringfügiger Etiketten-Schwindel, den neuen Avalon-Band unter dem Namen von Marion Zimmer Bradley erscheinen zu lassen.

Als Sklave in Archaia

Im Britannien des Jahres 1200 vor Christus wird Azan-Ylir, die Hauptstadt des Landstrichs um die Insel der Priester, vom Heer des ehrgeizigen Stammeshäuptlings Galid niedergebrannt. Anderle, die amtierende Hohepriesterin von Avalon, rettet den Sohn des Königs und ihrer Cousine aus den Flammen. Sie bringt den kleinen Mikantor in ein Dorf bei Avalon, wo er unter falschem Namen aufwächst. Weil die Häscher von Galid ständig nach Mikantor suchen, muss er oft in ein neues Versteck. Er hört von seiner Berufung, die Stämme zu einen - aber bevor es dazu kommt, wird er als Jugendlicher in eine Hafenstadt entführt. Er landet als Sklave in Archaia, dem heutigen Griechenland.

Sein Herr ist ein Schmied und unehelicher Sohn des Königs von Tyryn. Nach kriegerischen Auseinandersetzungen werden die beiden in den Norden geschickt, und landen nach einigen Abenteuern an der Nordseeküste. Dort werden Velantos und Mikantor eine Zeit lang sesshaft, aber als die Stadt der Kreise vom Meer verschlungen wird, gelingt es ihnen, eine Schiffspassage nach Britannien zu ergattern. Dort wird Mikantor in Avalon willkommen geheißen, denn nun soll er seiner Aufgabe nachkommen. Bevor er dem Mörder seines Vaters erneut begegnet, kommt es zu zahlreichen Kämpfen und Verwicklungen. Doch im blutigen und dramatischen Finale hält er in seiner Hand das machtvolle Schwert Excalibur - und in seinem Herzen die Liebe zu Tirilan, der schönen Tochter der Herrin von Avalon.

Starke Charaktere und genug Action

Der neue Band fügt sich hervorragend in die Reihe der Avalon-Romane von Marion Zimmer Bradley ein. Er überbrückt die Zeit zwischen der Ankunft der Überlebenden von Atlantis und der Eroberung durch die Römer. Der Leser lernt viel über die Lebensverhältnisse zum Ausgang der Bronzezeit, bekommt starke Charaktere, eine ungewöhnliche Liebesgeschichte und auch ausreichend Action präsentiert. Neben Kämpfen, Intrigen und magischen Ritualen lebt das Buch vor allem von den prägenden Personen. Die vier Haupt-Protagonisten sind alle starke Persönlichkeiten, die sich allerdings alle mit enormen Widersprüchen auseinandersetzen müssen. Wie immer bei Marion Zimmer Bradley, gibt es eine Hohepriesterin, die ein hartes persönliches Schicksal erdulden muss. Aber Anderle ist auch von Selbstzweifeln und widerstreitenden Gefühlen geplagt. Sie muss ihre Rolle als Herrin von Avalon spielen und das Wohl aller Stämme im Auge behalten, und sich gleichzeitig mit dem Aufbegehren ihrer Tochter Tirilan auseinandersetzen - ihr eigenes Glück kommt dabei völlig zu kurz. Tirilan wiederum verkörpert den Zwiespalt zwischen weltlichen Bedürfnissen und dem Glauben an die Unabänderlichkeit der göttlichen Fügung.

Steiniger Weg zur Erfüllung des Schicksals

Eine äußerst ungewöhnliche Figur ist Velantos, der Schmied und Königssohn aus Archaia. Aufgrund seiner Biographie ist es höchst überraschend, dass er zu Mikantor als seinem Sklaven eine derart freundschaftliche Beziehung aufbaut. Aus der gewohnten Umgebung herausgerissen, findet er sich mit seinem Schicksal ab und erfüllt schließlich die Rolle, die ihm offenbar von der Vorhersehung zugedacht wurde. Und dann ist da noch Mikantor - der Sohn der "Hundert Könige". Ihm ist vorherbestimmt, mit einem besonderen Schwert, das von den Sternen kam, die Stämme zu einen und gegen Gefahren von aussen zu beschützen. Der Weg dahin ist - wie bei den anderen Protagonisten - zwiespältig und vor allem für Mikantor äusserst steinig.

Die fesselnde Geschichte ist insgesamt flüssig und spannend erzählt, gut recherchiert und in ihren historischen Aspekten glaubwürdig. Es finden sich bekannte Elemente aus den vorherigen Avalon-Romanen - so begegnet der Leser erneut dem Ritual mit der jungfräulichen Jägerin und dem gehörnten König - und auch viele neue Aspekte. Die Entführung von Mikantor ist dabei ein hochgradig geschickter Kunstgriff, um den Schmied als ungewöhnliche Persönlichkeit in die Geschichte einzuführen. Eine phantastische Erzählung im besten Sinne und feine Lektüre für lange Herbstabende.

Das Schwert von Avalon

Diana L. Paxson, Diana

Das Schwert von Avalon

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