Dunkle Fesseln

  • Droemer-Knaur
  • Erschienen: Januar 2010
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Dunkle Fesseln
Dunkle Fesseln
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Carsten Kuhr
65°1001

Phantastik-Couch Rezension vonNov 2010

Der weibliche Bodyguard und die Hexe

Was würden sie machen, wenn ihnen ein Freund die Möglichkeit anbieten würde, stärker, schneller, gewitzter zu werden als alle anderen Menschen und als Bonus gibt's die körperliche Unsterblichkeit noch obendrauf? Zu gut um wahr zu sein, wäre sicherlich der erste Gedanke, aber dann?

Nun, wir kennen ja alle die Pferdefüße, die Angebote, die zu gut sind, um wahr zu sein, in aller Regel mit sich bringen. Auch die junge, damals betrunkene Max wusste zumindest teilweise um die Aufgaben und Verantwortung, die sie, um all das Versprochene zu erhalten, übernehmen müsste.

Als Prime der Shadowblades einer Zirkelhexe ist es ihre Mission, selbige vor jeglicher Gefahr zu schützen. Dass sie allerdings, um ihre Aufgabe erfüllen zu können, magisch gebunden würde, dass sie gefoltert und mit Zauber gepeinigt, ja ihre Freiheit verlieren würde, das hatte Max vor über dreißig Jahren nicht bedacht, als sie das Angebot ihrer vermeintlichen Freundin Giselle annahm.

Nun ist sie dauerhaft schlecht gelaunt, sucht immer wieder nach Mitteln und Wegen, den Gehorsamszaubern ein Schnippchen zu schlagen und dem Sklavendasein, als das sie ihre Aufgabe als übernatürlicher Bodyguard empfindet, zu entfliehen.

Wir begegnen unserer Erzählerin auf dem Weg zu Giselle, als sie mitten in der Domäne einer anderen Hexe von dieser den Auftrag erhält, etwas wirklich Schlimmes, das dort stattfinden wird, zu beobachten. Nicht genug damit, dass sie das Territorium einer anderen Hexe verletzt, jetzt soll sie also auch noch spionieren?

Einige Kämpfe später ist sie nicht nur um Erfahrungen reicher, sondern hat auch den Prime einer anderen Hexe vor der Mündung ihrer Pistole gehabt, und einen zauberkräftigen Stein, der ihr die lang ersehnte Befreiung vom Joch Giselles ermöglichen würde, in der Tasche.

Dumm jetzt eigentlich nur noch, dass sich alte Mächte regen, die den Hexen den Befehl erteilen, die Menschheit auszurotten. Und wer darf wieder einmal die Karre aus dem Dreck ziehen, die Ersatzmutter für ihre Shadowblades spielen und sich mit dem Ex-Prime Alexander vergnügen - sie ahnen es schon, auf Max kommt Arbeit zu ...

Viel Action, wenig Erotik

Die Urban Fantasy-Mythen sind mittlerweile Legion. Es gibt kaum noch etwas, was nicht erprobt wurde, wirklich neue Ideen gibt es nicht mehr. Die Reihen unterscheiden sich nur mehr rudimentär voneinander, die eine Verfasserin legt ihren Schwerpunkt mehr auf die erotische Seite des Plots, die andere stellt die tätlichen Auseinandersetzungen in den Mittelpunkt.

Diana Francis, die bislang durch eine Reihe von noch nicht ins Deutsche übersetzten und mäßig erfolgreichen High-Fantasy-Romane auf sich aufmerksam machte, versuchte sich spät mit vorliegendem Auftaktband ebenfalls an der urbanen Fantasy. Und das, um es vorwegzunehmen, gar nicht einmal schlecht.

Die zwischenmenschlichen Beziehungen finden Eingang in die Handlung, dominieren diesen aber nicht. Stattdessen setzt die Autorin auf eine rasant ablaufenden Story voller Kämpfe und Action. Interessant ist hierbei insbesondere ihr Ansatz, die Heldin des Romans als unwillige, zum Dienst gezwungene Frau zu beschreiben. Man kann als Leser sehr gut nachvollziehen, wie verbittert und verletzt sie angesichts des Vertrauensbruchs ihrer vornehmlichen Freundin und jetzigen Gebieterin ist.

Dass sie permanent missgelaunt unterwegs ist, ihre Aggressionen an ihren Gegnern abreagiert, ist gut nachvollziehbar. Auch die Aufteilung der Hexenwachen in eine Nachwache, die das Sonnenlicht nicht vertragen (Shadowbaldes) und einer Tagwache, die das Dunkel meiden, lässt der Autorin einige Möglichkeiten für dramatische Entwicklungen, die diese auch leidlich nutzt.

Auffallend, dass sich im Text Szenen des öfteren wiederholen, aus unterschiedlichen Blickwinkeln geschildert werden. Das Tempo des Buches ist hoch, der Actionfaktor ebenfalls, einzig die Welt der Hexen bleibt noch ein wenig zu undifferenziert und die Personen agieren ein bisschen zu vorhersehbar. Guter Durchschnitt, unterhaltsam, spannend und mit Potential nach oben.

Dunkle Fesseln

Diana Pharaoh Francis, Droemer-Knaur

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