Jägerin des Zwielichts

  • Bastei-Lübbe
  • Erschienen: Januar 2011
  • 4
Jägerin des Zwielichts
Jägerin des Zwielichts
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Carsten Kuhr
15°1001

Phantastik-Couch Rezension vonDez 2010

Der Absturz der Vampir-Henkerin

Anita Blake hat schon in jungen Jahren ihre Berufung gefunden. Bereits als Teenager manifestierte sich ihre Gabe, mit den Toten zu sprechen, kurz darauf begann sie, Vampire zu pfählen und sich einen Ruf als Vampirjägerin zu erarbeiten. Nun aber hat sich ihr Leben entscheidend gewandelt. Nicht nur, dass sie über die Vampirmale mit Jean-Claude, dem Meister der Stadt St. Louis, verbunden ist, auch mit Richard, dem Anführer des Werwolfrudels, verbinden sie die Zeichen.

Damit nicht genug, ist sie gegenwärtig auch noch die Anführerin der Werleoparden und damit die Hüterin ihres Clans. Als einer ihres Rudels in einem obskuren Sado-Maso-Club gefangen gehalten wird, muss sie, um ihn zu retten, die Verbindung zu dem Vampirherrscher und dem Alpha der Werwölfe ganz aktivieren. Doch der Prozess, den sie damit anstößt, verändert ihr innerstes Wesen. Von Jean-Claude übernimmt sie einen Teil seines Sukkubus-Erbes, der versehentliche Biss eines Werleoparden könnte sie endgültig infiziert haben. Nicht länger kann sie sich als Mensch maskieren, sie ist gezwungen, sich selbst als die zynische Bestie, die sie ist, zu akzeptieren, zumal sie ihre mit der Verwandlung einhergehende, zwanghafte Lust auf Sex zusätzlich ablenkt - und das zu einem Zeitpunkt, da sie ihre ganze Kraft auf die Rettung eines ihrer Rudelkinder, das die Werwölfe zum Tode verurteilen wollen, konzentrieren sollte...

Nur die Karte dreckiger Sex ist zu wenig um den Leser an die Seiten zu fesseln

Was sich in der Zusammenfassung noch recht kurzweilig und interessant anlässt, das bietet sich in der Lektüre, nun nennen wir es einmal etwas verwirrend an. Zum einen ist zu erwähnen, dass uns der Verlag einmal mehr nur die erste Hälfte des Originalromans präsentiert, Teil zwei folgt nach. Dann aber rieb ich mir verwundert die Augen. Boten die bisherigen Anita-Blake-Titel immer packende, gewalt- und actionbetonte Abenteuer um unsere Vampirpfählerin, so verschiebt sich der Fokus zusehends.

In dem Roman geht es fast ausschließlich um Sex. Nun ist dies per se nichts wirklich Verwerfliches oder Anrüchiges. Vorliegend aber kokettiert die Autorin mit, nun bezeichnen wir es einmal anrüchigen Sexpraktiken in Hinsicht auf Unterwerfung und Dominanz, Schmerz und Blut, Erniedrigung und Brechen des Willens. Das tangiert die geistige wie körperliche Vergewaltigung, nutzt Sado-Maso-Praktiken ebenso wie das Animalische der besinnungslosen Lusterfüllung. Wenn sich dies als notwendiger Bestandteil der Handlung anbieten würde, hätte ich damit wenig Probleme. Mir kommt es aber eher so vor, als ob die Autorin rein auf die Show- und Schockeffekte setzt, sich die Handlung - welche Handlung? - ganz den Beschreibungen unterordnen würde. Im Grunde geht es um die Rettung eines Werleoparden aus einem S/M-Club. Statt das Augenmerk auf die Rettung zu legen aber, nutzt Hamilton diese nur als Aufhänger, um ihre Leser mit dem Reiz des Verbotenen, des Verrufenen zu ködern. Dass sie das überhaupt nötig hat, verwundert mich. Wo bleibt ihre Fähigkeit, packend und temporeich zu fabulieren, wo die seltene Intensität der Auseinandersetzungen, die die bisherigen Titel ausgezeichnet haben? Stattdessen versucht sie mit vordergründigen, sexuellen Gewaltspielen zu punkten - und versagt dabei. Es bleibt abzuwarten, ob und wenn ja, wie sie im zweiten Teil des Romans noch die Kurve kriegt. Bleibt es beim bislang Gebotenen, ist die Zeit der Lektüre verschwendet, der Inhalt unappetitlich und abturnend und nicht im geringsten faszinierend.

Jägerin des Zwielichts

Laurell K. Hamilton, Bastei-Lübbe

Jägerin des Zwielichts

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