Brennende Finsternis

  • Blanvalet
  • Erschienen: Januar 2011
  • 1
Brennende Finsternis
Brennende Finsternis
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Carsten Kuhr
69°1001

Phantastik-Couch Rezension vonJul 2011

Der Fluch der Mumie trifft Gespenster, Werwölfe und Vampire

Lady Alexia hat es geschafft. Was niemand auch nur vermutet hat, ihrer großen Nase, dem etwas stämmigen Körperbau, der ausladenden Oberweite und nicht zuletzt ihrer Italienischen Abstammung zum Trotz hat sie eine gute Partie gemacht. Ein Lord, mehr noch, der Anführer des Werwolfclans von London hat ihr den Bund der Ehe angetragen, die Queen selbst hat sie in ihr Schattenkonzil berufen, in dem sie sich mit den Übernatürlichen - Werwölfen und Vampiren - berät. Selbst den größten Klatschbasen und ihren neidischen Halbschwestern blieb vor Staunen der Mund offen stehen.

Als die Regimenter der Krone aus Indien zurückgerufen werden, um später in den Kolonien Afrikas für Ruhe und Ordnung zu sorgen, passiert gar Unerhörtes. Plötzlich und unerwartet verlieren alle Übernatürlichen rund um die Themse ihre Kräfte und Gaben. Unruhe breitet sich in der Hauptstadt des britischen Commonwealth aus, die Queen ist not amused. Haben die Soldaten im Dienst der Krone eine Seuche eingeschleppt oder sind sie auf eine Waffe der mysteriösen Templer gestoßen? Eile tut Not, denn einmal mehr droht die brüchige Allianz der Übernatürlichen und der Menschen im Empire zu zerbrechen.

So macht sich Alexia auf, die Ursache für das Rätsel zu suchen. Dass ihr Gatte sich, ohne ihr auch nur Bescheid zu geben, gen Schottland aufmacht, um dort bei seinem alten Clan für Ruhe zu sorgen, belastet unsere Ermittlerin in königlichen Diensten zusätzlich. Da kommt es gut, dass die etwas anrüchige Erfinderin Madame Lefoux ihr einen wehrhaften, mit allerlei versteckten Accessoires ausgestatteten Sonnenschirm gebastelt hat, der auch für die Bekämpfung der Übernatürlichen einiges in Petto hat.

Begleitet von ihrer eifersüchtigen Schwester Felicity, ihrer hutbesessenen Freundin Ivy Hisselpenny, dem Claviger ihres Gatten und Madame Lefoux macht Alexis sich an Bord eines Luftschiffes auf gen Norden. Schon auf der Fahrt nach Schottland wird sie bedroht, überfallen, vergiftet und von Bord gestoßen - zu viele Angriffe, als dass nicht etwas wirklich Bedeutsames hinter den Anschlägen stecken würde. Alle Spuren führen schließlich zur alten Heimat ihres Gemahls, einer Mumie und einem Spion ...

Oberflächlich, unlogisch aber auch spritzig und unterhaltsam

Wie kann man den zweiten von bislang drei angekündigten Romanen Gail Carrigers um die Erlebnisse der resoluten Lady Alexia am treffendsten charakterisieren? Oberflächlich, unlogisch, frivol. Aber auch unterhaltsam, spritzig und spannend trifft zu.

Geschickt verbindet die Autorin ihre Beschreibung eines viktorianischen Londons mit einer übernatürlichen Welt, reichert diese mit auf den ersten Blick stereotypen Personen an, nur um mit diesen dann immer wieder augenzwinkernd mit der Erwartungshaltung des Lesers zu spielen.

Dabei präsentiert sie uns immer wieder überraschend andere Persönlichkeiten. Gerade im sonst so biederen, verklemmten viktorianischen London mutet eine Frau, mehr noch eine Französin, die sich nicht nur als erfolgreiche Unternehmerin und Erfinderin betätigt, sondern auch noch die Unverschämtheit besitzt, sich in Männergarderobe zu präsentieren, und ihre gleichgeschlechtliche Neigung ziemlich offen zu Markte zu tragen, wie eine unerhörte Provokation an. Gerade aus dem Widerstreit der so angepassten Ivy und der frivol-emanzipierten Madame Lefoux zieht die Autorin viel Faszination, Tempo und Witz. Dazu gesellt sich unsere Erzählerin, die ganz zeituntypisch zu ihrer Lust steht, die engagiert und aufmüpfig ihren Weg geht, es den eingebildeten Männern um sie herum ein ums andere Mal zeigt, dass sie auch - unerhört, wird man in den Clubs sagen - denken kann. Das birgt, versteckt in der Handlung so manche amüsante Szene, reizt zum Schumnzeln, ja auch ab und an zum lauthals loslachen ob der gebotenen Situationskomik.

Eine wenig Steampunk beigefügt, ein bisschen prickelnde Erotik und viele Geheimnisse später ist der Leser an die Seiten gefesselt. Das hat Tempo und Esprit, ist überraschend und spannend und liest sich einfach gut. Mehr davon bitte!

(Carsten Kuhr, August 2011)

Brennende Finsternis

Gail Carriger, Blanvalet

Brennende Finsternis

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