Ashby House

  • dtv
  • Erschienen: Januar 2012
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Ashby House
Ashby House
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Heike Salzmann
70°1001

Phantastik-Couch Rezension vonMär 2012

Eine gruselige Spukgeschichte mit einer gehörigen Prise Humor

"Ashby House, in der Nähe von Land´s End gelegen, steht schon lange auf einer streng vertraulichen Liste der gefährlichsten Orte mit paranormaler Aktivität in Großbritannien."

Die berühmte Fotografin Lucille Shalott zieht sich, nach einem Unfall an den Rollstuhl gefesselt, von der glamourösen Welt Hollywoods zurück. Als neues Domizil wählt sie Ashby House, ein von Legenden umranktes altes Herrenhaus in Lands End inmitten von Cornwall. Nur begleitet von ihrer jüngeren Schwester Laura, einem Butler und einer Köchin, zieht sie in das kalte und unwirtliche Haus.

Kaum dort angekommen, scheint dieses aus einem jahrelangen Schlaf zu erwachen.
Seltsame Geräusche aus dem verschlossenen oberen Stockwerk wecken die Bewohner in der Nacht. Möbel und Bücher bewegen sich scheinbar von allein. Auch scheint die Lebensgeschichte der Ashby-Geschwister, welche das Haus einst erbauten, viele Geheimnisse zu bergen. So findet Laura in der Bibliothek alte Aufzeichnungen, in denen mehrere Kindernamen vermerkt sind, sowie ein mysteriöses Schulzimmer, obwohl die Ashby Geschwister nachweislich beide kinderlos waren.

Als im Verlauf der Untersuchungen der merkwürdigen Vorkommnisse Lucille im Haus spurlos verschwindet, gerät Laura zunehmend in Bedrängnis; wurde ihr doch bereits der Unfall ihrer berühmten Schwester angelastet. Unter dem zunehmenden Druck der Medien versucht Laura mit Hilfe des Butlers Steerspike den Geheimnissen des Hauses und seiner Vorbesitzer auf den Grund zu gehen und ihre Schwester zu retten.

Aus der Welt der Berühmten, Reichen und Schönen

Ludewigs Roman entpuppt sich im Laufe der Erzählung weniger als Schauerroman, denn als eine Hommage an das Hollywood der 30er und 40er Jahre, gespickt mit vielen sarkastischen Spitzen auf die heutige Szene der Berühmten, Reichen und Schönen. Die hierbei geschilderten Anekdoten und Eigenheiten der Protagonisten führen die Handlung zu einer humorvollen Leichtigkeit, wodurch die Geschichte einen leicht skurrilen Charakter erhält.

So entlocken zunächst Spannung erzeugende Vorkommnisse im Haus, wie ein Beben des Bodens oder Bücher, die aus den Regalen fallen, dem Leser eher ein Schmunzeln als ein ängstliches Gruseln, hervorgerufen von dem beschriebenen Verhalten der Protagonisten.
Dieser Wechsel vom Schauerroman zur leicht bizarren, humorvollen Erzählung zieht sich stetig durch den gesamten Verlauf der Handlung.

Liegt zu Beginn noch der Schwerpunkt auf der Beschreibung von Ashby House mit seinen Geheimnissen und Rätseln, so verliert sich dieser im weiteren mehr und mehr in der Beschreibung der verschiedenen Schicksale der Protagonisten. Allen voran Laura Shalott, die im Schatten ihrer berühmten Schwester stehende Hauptakteurin, deren Abhängigkeit von dieser durch eine markante Hassliebe geprägt ist.

Das Buch ist durchweg flüssig zu lesen, wobei es Ludewig gelingt, die Charaktere lebendig zu gestalten, ohne bei deren Beschreibung in die Tiefe zu gehen. So bleibt der Leser über die wahren Beweggründe der einzelnen Protagonisten bis zum Ende im Unklaren. Einzige Ausnahme bildet hier Lucille, deren Seelenleben durch das Auffinden ihres Tagebuches zumindest kurz beleuchtet wird. Hintergrundinformationen zur Vergangenheit der Protagonisten liefert Ludewig in Form eines allwissenden Erzählers, wobei er auch seine eigene nicht immer positive Meinung über das Verhalten der jeweiligen Protagonisten freimütig äußert.

Insgesamt lässt sich die Erzählung Ludewigs nur schwer einem einzelnen Genre zuordnen. Sicherlich legt die Wahl eines Spukhauses als Bühne für die handelnden Akteure eine Zuordnung in den Bereich Horror nahe, insgesamt verlieren sich die hierfür sprechenden Faktoren jedoch zunehmend im Verlauf der Geschichte.

Vor allem im letzten Drittel des Romans treten die in den ersten Kapiteln noch recht komplex aufgebauten paranormalen Geheimnisse um Ashby House in den Hintergrund. Das Ende der Geschichte gestaltet sich packend und temporeich, wobei sich jedoch die Aufklärung vieler Details in einem furiosen Happy End a la Hollywood beinahe als Randnotiz verliert. So löst sich selbst der ausgeprägte Konflikt der Shalott Schwestern, welcher zu Beginn wesentlich die Atmosphäre prägte, zum Ende ohne weiteren Gesprächs- oder Handlungsbedarf auf.

Die Geschichte endet somit, ihrem im Verlauf gegebenen Genrewechsel entsprechend, leicht und amüsant. Auch ein allerletzter Ausflug des Autors in den Bereich der Fantasy - in Bezug auf die wahre Identität des Star Inn Besitzers - sorgt hierbei für ein abschließendes Schmunzeln des Lesers.

Fazit: ein leicht und humorvoll geschriebener Unterhaltungsroman aus der Welt der Berühmten, Reichen und Schönen. Leicht skurril, kurzweilig und angenehm zu lesen. Liebhabern von reinen Schauer- und Horrorromanen ist dieses Buch jedoch nur mit Vorbehalt zu empfehlen, sind die wirklich spannenden und schaurigen Momente doch nur gering vertreten und bilden eher die Rahmenhandlung für das Voranschreiten der eigentlichen Geschichte rund um die Shalott Schwestern.

(Heike Salzmann, März 2012)

Ashby House

V. K. Ludewig, dtv

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