Heldenzorn

  • Piper
  • Erschienen: Januar 2012
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Heldenzorn
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Carsten Kuhr
77°1001

Phantastik-Couch Rezension vonJul 2012

Kein Questenabenteuer der üblichen Art

Teriasch hat es gelernt, die Harten Menschen aus dem Dominum zu fürchten. Immer wieder entsenden diese Expeditionen in die Steppe, um Männer zu fangen und zu Sklaven zu machen, Frauen zu töten und deren Haarpracht samt Kopfhaut abzuschneiden und als wertvolle Handelsware mitzunehmen. Selbst die mutigsten Krieger der Nomadenstämme können gegen die gepanzerten Krieger und ihre echsenartigen Flugtiere, mit denen sie ihr Sprengpulver auf die angreifenden Berittenen werfen, nicht bestehen.

Teriasch von den schwarzen Pfeilen sollte eines Tages als Shamane seinem Stamm dienen und mit den Geistern reden. Dann aber wird er von den Harten Menschen gefangen genommen und nach Kalvakorum, der Hauptstadt ihres Reiches exportiert. Als rechtloser Sklave soll er in der Arena als Futter für die Kämpfer und die wilden Tiere dienen. Doch die Unterhaltung des zahlenden Publikums läuft nicht ganz so wie vorgesehen. Zusammen mit der Katze von Kalvakorum, einem, nein dem geschicktesten Dieb der Metropole, einem vorlauten Halbling, gelingt es ihm, den ersten Kampf, der zugleich sein letzter hätte sein sollen, zu überleben. Als die Feles, wilde Löwen auf sie gehetzt werden, kommen ihm seine mystischen Kräfte zu Hilfe. Dies erregt nicht nur beim sensationslüsternen Publikum Aufmerksamkeit, auch die Tochter den Herrschers interessiert sich für den Wilden aus der Steppe. Als es Teriasch gelingt, der Thronerbin das Leben zu retten, belohnt sie ihn statt mit der Freiheit damit, ihn zu ihrem persönlichen Sklaven zu machen. Wer trachtet ihr nach dem Leben und warum - eine Frage, die Teriasch mit den vom Dominum gefangen gehaltenen Elementarwesen in Kontakt bringt. Begleitet von einem Geist nimmt er Kontakt zum letzten der Drachen auf, der ihn bittet, die ewigen Fesseln aus Skaldat, die ihn seit Jahrhunderten in einem der vier Türme der Stadt gefangen halten, zu sprengen und seinen Widersacher zu töten - etwas, das bei Gelingen alle Sklaven von ihrem Joch aus Skladat befreien würde ...

Rüsselschnautze und Flugechsen - der Freiheitskampf eines Sklaven

Im zweiten Teil der Romane aus der Welt des Skladat setzt das Autorenduo - die Verfasser selbst lüften im Nachwort das Geheimnis und wer ein wenig zwischen den Zeilen liest und aufpasst, erkennt mühelos, wer hinter dem Pseudonym Wolf wirklich steckt - ihre Reihe mit Einzelromanen aus der Fantasy-Welt des Skaldat fort. Die Titel selbst haben als verbindendes Glied lediglich die Welt, ansonsten kann man sie einzeln und ohne Kenntnis irgendwelcher Vorbände lesen.

Bot der erste Band noch eines der üblichen Questenabenteuer, so wandern die Autoren vorliegend auf neuen, anderen Spuren. Mit Teriasch offerieren sie uns einen edlen Wilden, der an die Indianer Coopers angelehnt ist und in die so genannte Zivilisation entführt wird. Er, der seinen Wurzeln entrissen wurde, der rechtlos dem Willen seines Besitzers ausgeliefert ist dient als moralisches Maßband für die Bewohner des Reichs des Dominums. Was sich vordergründig als spannendes Abenteuer um die Befreiung aus der Sklaverei, um die Rätsel der vier Türme und deren Bewohner sowie um die Herrschaftsfamilie anbietet, das behandelt auf einer anderen Ebene weit Gehaltvolleres.

Versteckt zwischen den rasant ablaufenden Geschehnissen geht es den Autoren um die Frage der persönlichen Freiheit. Ist es, gleich welche Rechtfertigung vorgeschoben wird, zulässig, ein anderes Individuum seiner Freiheit zu berauben, wie weit darf man, muss man gehen um seine Freiheit notfalls mit Gewalt zu reklamieren? Das, was momentan Menschenmassen in Arabien auf die Straße treibt, wird hier in einem munteren Abenteuer verpackt thematisiert. Selbst Selbstmordattentäter kommen im Gewand des archaischen Fantasy-Romans vor.

Das hat viel Dramatik, baut auf Coopers Lederstrumpf ebenso auf wie auf Spartakus, bietet mit Rüsselschnautzen und Riesenwürmern Reminiszenzen an Kipling und Frank Herbert und birgt sogar noch eine kleine Romanze zwischen seinen Deckeln.

Das, was den Roman aus dem monatlichen Allerlei der High-Fantasy Werke in der Nachfolge des Hobbit - bezeichnenderweise macht der Verlag auch völlig irreführende Werbung mit dem Signet "Tolkien Fans aufgepasst - jetzt beginnt das größte Abenteuer der Halblinge! - heraushebt, sind die eigenständigen Ideen, und Schöpfungen, die in Kombination mit bekannten Versatzstücken die Lektüre wie im Flug vergehen lassen.

(Carsten Kuhr, Juli 2012)

Heldenzorn

Jonas Wolf, Piper

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