Elysion

  • Piper
  • Erschienen: Januar 2013
  • 1
Elysion
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Peter Kümmel
71°1001

Phantastik-Couch Rezension vonOkt 2012

Dystopie zwischen Engeln und Bösewichtern

Nach "Asylon" legt Thomas Elbel nun mit "Elysion" seinen zweiten Roman vor. Nicht nur die Namensähnlichkeit, sondern auch das Titelbild suggeriert dem Leser hier eine Fortsetzung. Doch beide Romane haben nichts miteinander zu tun. Allein thematisch ist Elbel bei seinem Erfolgsrezept geblieben. Früher nannte man das Genre "Endzeit-Thriller", heute liest man auf der Buchrückseite "Dark Future". Mir gefällt da die "postapokalyptische Dystopie", wie der Autor seinen ersten Roman bezeichnete, doch besser.

Was die Apokalyse bei "Elysion" genau ausgelöst hat, bleibt im Unklaren; die Rede ist von einem Bürgerkrieg. Klar ist: die zivilisierte Welt ist zusammengebrochen. In den Städten herrschen Anarchie, Chaos und Bürgerkrieg. In den Wäldern hat ein mysteriöser Pontifex sein "Elysion" aufgebaut. Dort werden die Menschen von den Malachim unterdrückt, mächtigen Wesen irgendwo zwischen Engel und Monster.

Für die Menschen bleibt also nur die Wahl zwischen Pest und Cholera: entweder sich in der Stadt einer kriminellen Bande anschließen oder sich mit Tauschhandel über Wasser halten oder aber die Freiheit gegen ein geknechtetes Leben unter den Malachim eintauschen. Die 17-jährige Cooper hat sich für ersteres entschieden. Als kleines Mädchen musste sie mit ansehen, wie ihre Eltern von einer marodierenden Bande getötet wurde. Seitdem hat sie gelernt, wie man überlebt. Für den brutalen Gangboss McCann jagt sie zusammen mit ihrer Freundin Stacy sowie dem Schönling Brent Malachim.

Mittels eines selbstentwickelten Generators können die fast unbesiegbaren Wesen getötet werden. Kommen die Malachim mit dem elektrischen Feld in Berührung, lösen sie sich augenblicklich auf und zurück bleibt eine zähe schwarze Masse, der sogenannte "Teer". Dieser ist als Droge in Umlauf, die ihren Konsumenten außergewöhnlich Kräfte verleiht.

Viel Tempo und Spannung, aber keine Atmosphäre

Nach einem überraschend guten Debütroman nimmt man das zweite Werk eines Autors natürlich schon mit einer gewissen Erwartungshaltung in die Hand. Und kommt zunächst auch gleich auf seine Kosten. Die Handlung startet rasant. Man befindet sich zusammen mit den Protagonisten mitten im Wald auf der Jagd nach den mysteriösen göttlichen Wesen. Man erkennt die Schreibe des Autors - relativ kurze Abschnitte mit Perspektivwechseln und Rückblenden. Das Tempo ist von Anfang an hoch, für Spannung ist gesorgt.

Und doch ist "Elysion" gegenüber "Asylon" völlig anders. Obwohl das Setting ebenfalls in einer zerstörten und entvölkerten Welt angesiedelt ist, fehlt die Düsternis. Keine faszinierende Riesenstadt, sondern einfach nur Wald und kaputte Städte, wie man es von vielen thematisch ähnlichen Romanen kennt. Die Protagonisten sind Jugendliche, Cooper die Sympathieträgerin. Man hat den Eindruck, dass sich der Autor hier an ein deutlich jüngeres Zielpublikum wendet als bei seinem Debüt. Dies ist auch daran zu erkennen, das die Überraschungsmomente nicht wirklich überraschend sind. Denn zu lange bereitet Elbel den Leser auf diese vor, so dass man sich dann sagen muss, das war mir doch schon lange klar.

Vergleichende Rezensionen mag ich normalerweise nicht, doch drängen sich mir hier die Vergleiche regelrecht auf. Elbels Charaktere, die ich in "Asylon" als realistisch und tiefgründig lobend hervorheben konnte, wirken zu eindimensional und teilweise unglaubwürdig. Mag man die Wandlung des größenwahnsinnigen Wissenschaftlers - wie man ihn aus vielen Romanen kennt - aufgrund seiner Traumatisierung noch durchgehen lassen, so wirkt der Bösewicht McCann gegen Ende hin geradzu unglaubwürdig weichgespült. Bei einzelnen Figuren wie Big Mama ist das Bemühen zu erkennen, einen vielschichtigen Charakter aufzubauen, was jedoch zu aufgesetzt erscheint. Star der Handlung hätte für mich der abtrünnige Malachim werden können, doch leider beschränkte sich sein Auftritt auf wenige Szenen.

"Elysion" ist ein spannender Thriller mit rasanter Handlung, der den Leser von Anfang bis Ende bei der Stange hält. Er bietet einige Stunden gute Unterhaltung, tut sich jedoch nicht aus anderen thematisch ähnlichen Büchern hervor. Elbel kann deutlich mehr, wie er in seinem ersten Roman bewiesen hat und es hoffentlich auch in Zukunft wieder zeigen wird.

(Peter Kümmel, März 2013)

Elysion

Thomas Elbel, Piper

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