Versunkene Städte

  • Heyne
  • Erschienen: Januar 2013
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Versunkene Städte
Versunkene Städte
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Melanie Reichert
37°1001

Phantastik-Couch Rezension vonJan 2013

Teenager-Endzeit-(Nicht)Abenteuer

Die Welt wie wir sie kennen, existiert nicht mehr: Überflutungen, Umweltkatastrophen, Genmanipulation und Kriege haben die Bevölkerung gespalten. Jeder gegen jeden ist nun die Devise, die auch die beiden Flüchtlinge Mahlia und Mouse am eigenen Leib zu spüren bekommen - denn der Tod ist ihr ständiger Begleiter.

Mahlia und Mouse leben in einem notdürftig errichteten Dorf im Dschungel, unweit der versunkenen Städte, zu denen einst Washington DC gehörte, und assistieren dem dort ansässigen Arzt. Sie haben sich mit ihrer Situation arrangiert. Mehr als der Kampf ums Überleben ist ihnen nicht geblieben. Doch dann gerät ihre Welt aus den Fugen: Auf der Jagd stolpern sie über einen Halbmenschen. Verletzt und am Rande des Todes benötigt er ihre Hilfe, aber dann wird das Dorf von einer Gruppe Soldaten überfallen und Mahlia und Mouse werden unfreiwillig getrennt. Mahlia steht vor der wichtigsten Entscheidung ihres Lebens: Alles für den einen Freund riskieren oder allem den Rücken kehren und mit dem Halbmenschen den Ort suchen, wo ein friedliches Leben noch möglich scheint. Welche Entscheidung wird sie treffen?

Liest man den Klappentext, freut man sich auf ein spannendes Endzeit-Abenteuer - allerdings konnte das Buch nicht halten, was es versprach.
Schon nach den ersten Kapiteln setzt die große Verwirrung ein. Der Leser wird mit etlichen Namen, Orten und neuartigen Spezies konfrontiert, ohne weitere Erklärungen, sodass man wenigstens eine leise Chance hätte, sie in das Gesamtbild einzuordnen. Liest man den Klappentext nicht, weiß man nach dem ersten Drittel noch nicht einmal auf welchem Kontinent man sich befindet. Ob sich eventuell die Erdplatten verschoben haben, sodass China nahe an Amerika liegt, wird dem Leser nicht eröffnet, viel mehr bekommt man den Eindruck, dass es nur noch einen Kontinent gibt, da immer nur vom Norden oder Süden gesprochen wird.

Die Protagonisten Mahlia und Mouse werden als Kinder beschrieben. Leider findet man auch hier keine Angaben, wie alt sie denn nun tatsächlich sind. Klar ist nur, dass sie wohl noch keine 16 aber auch keine 10 Jahre mehr alt sind. Hier wären ein paar mehr Informationen hilfreich gewesen, um die Charaktere authentisch und lebendig werden zu lassen. Die Hintergrundgeschichten der beiden, die eigentlich wichtig sind, um zu verstehen, wie die Welt sich nun gewandelt und was die Protagonisten schon alles durchlebt haben, werden nur grob angerissen. Selbst das entscheidende Ereignis in Mahlias Leben wird nur kurz erwähnt, was ich persönlich schade finde. Woher Mouse kommt und wie seine Vergangenheit ausgesehen hat, ist fast gänzlich unklar. Ob der Autor uns damit verdeutlichen will, dass die Personen austauschbar sind und dass jeden solch ein Schicksal ereilen kann, ist offen. Generell fehlt mir auch die Motivation der Protagonisten. Bis zur Hälfte fragt man sich: Auf was läuft das Ganze hinaus? Was ist das Ziel der Geschichte? Bekommen wir einfach nur zwei Personen in einem Endzeitszenario beschrieben? - Bis zur Hälfte auf jeden Fall: Ja!

Zu Beginn gibt es immer wieder spannende Elemente wie Verfolgungsjagden und sonstige brenzlige Situationen. Leider wurden diese durch den Mangel an Beschreibungen der Charaktere und Umgebung wieder zunichte gemacht. Der Halbmensch jagte zwar durch den Dschungel, aber wenn dabei nur ein "schwarzer Schemen durch ein paar grüne Blätter" rennt, baut sich nicht wirklich viel Spannung auf. Man benötigt das halbe Buch, um sich zurecht zu finden. Das Ende hat es dann noch mal in sich, hier geht es Schlag auf Schlag und der Leser kommt kaum zum Luftholen.

Leider ließ sich zum Zeitpunkt der Rezension nicht feststellen, ob es eine Fortsetzung geben wird, offene Enden bei abgeschlossenen Geschichten sind eigentlich ein Greul.
Die glaubhafte Hintergrundgeschichte  - mit Klimakatastrophen und Überschwemmungen muss sich die Menschheit ja bereits herumschlagen - vergisst allerdings preiszugeben, in welchem Jahr wir uns befinden. Ebenso fehlt hier eine Erklärung, warum sich die Menschen denn nun tatsächlich bekriegen. Was war der Auslöser? Wie haben sich die entsprechenden Lager formiert? Ab welchem Zeitpunkt ist es aus den Fugen geraten?

Fazit: Insgesamt eine Geschichte, die man lesen kann, aber definitiv nicht muss. Da mich die Charaktere nicht berührt haben, konnte ich auch nicht mit ihnen mitfiebern. Die Spannung ist deswegen leider auch auf der Strecke geblieben. Man hätte viel mehr aus den Figuren Mahlia und Mouse machen können, wenn der Autor ein bisschen mehr Wert auf Details gelegt hätte. So haben wir zwei absolut austauschbare Protagonisten in einer düsteren Welt, die kurz vor dem Untergang steht. Die doch recht "positive" Bewertung nach all der Kritik rührt vom Nachdenkfaktor und der Spannung im letzten Drittel. Fans von Endzeitbüchern sollten hier aber die Finger davon lassen.

Versunkene Städte

Paolo Bacigalupi, Heyne

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