Der Großkanzler von Ostár

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  • Erschienen: Januar 2012
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Der Großkanzler von Ostár
Der Großkanzler von Ostár
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Sanja Döttling
79°1001

Phantastik-Couch Rezension vonJan 2013

Ein ambitionierter Serienauftakt

Bertel O. Steen legt mit "Der Großkanzler von Ostar" den ersten Band der Serie "Zeiten der Wandlung" vor. Ein Buch mit groß angelegtem Plot und viel Pozential.

Der Großkanzler Gongwalf will seine Macht über das Reich Ostár nicht verlieren - er fühlt sich auf seinem Posten inzwischen zu heimisch. Eine dunkle Prophezeiung besagt aber, dass ihm, dem 11. Großkanzler des Landes, die Macht entrissen werden soll. Energisch geht der Großkanzler gegen diese Prophezeiung vor: Er findet heraus, dass ein Mann namens Felard derjenige sein soll, der ihn zu Fall bringt. Leider ist dies ein häufiger Name im Reich und er schickt Männer aus, um den vermeintlichen Usurpator zu finden. Dass seine willkürlichen und unverhältnismäßigen Aktionen während der ausufernden Suche überhaupt erst zu gebündeltem Unmut in der Bevölkerung führen, merkt er nicht.

Doch die Macht des zweifelhaften Großkanzlers wird noch von anderen Seiten bedroht. Eine Armee steinerner Krieger zieht mordend durch den Süden. Und Gongwalf muss sich fragen, ob Klanschef Planéren, der dieses Gebiet für ihn verwaltet, Opfer oder Befehlshaber dieser Attacken ist. Dann sind da noch die Gerüchte um die schwarzen Schatten, menschenähnliche Spukgestalten, die sich umhertreiben sollen. Aufregende Zeiten brechen an in Ostár.

Fantasy ohne Drachen und Elfen

Bertel O. Steen, ein Psyeudonym, wie sich leicht vermuten lässt, fährt in seiner Reihe "Zeiten der Wandlung" schon im ersten Band große Geschütze auf. An drei bis vier Hauptschauplätzen leben unterschiedliche Personengruppen. Ihre Verbindungen werden im ersten Band langsam aufgedeckt, vieles bleibt bis zum Schluss unklar. Einige Handlungsstränge werden in diesem ersten Band gerade einmal angedeutet: Dazu gehört beispielsweise die Geschichte um die schwarzen Schatten, deren Bedeutung für den weiteren Verlauf der Handlung unklar bleibt. Andere Handlungsstränge, wie das Leben des jungen Felards, werden eine lange Zeitspanne hinweg verfolgt und geben ob ihrer Ausführlichkeit Rätsel auf.

Die genaue Beschreibung von dem großen Figurenensemble bietet allerdings Vorteile: So werden Motive und Handlungsabsichten klar dargestellt. Das Innenleben der Charaktere wird im Wechsel dargestellt, so dass alle Seiten einer Situation beleuchtet werden, auch Charaktere wie der machtgierige Kanzler Gongwalf werden so nachvollziehbar. Das gibt dem Buch auf der einen Seite große Tiefe, führt aber auf der anderen Seite auch dazu, dass dieser Reihenauftakt noch etwas Spannung missen lässt. Aber die titelgebenden "Zeiten der Wandlung" bahnen sich im Hintergrund an und lassen imminente Gefahr für das Reich Ostár und dessen Bewohner erahnen.

Dennoch ist "Der Großkanzler von Ostar" zeitweise verwirrend, nicht nur aufgrund der vielen Charaktere, sondern auch aufgrund deren exotischer und ähnlich klingender Namen. Gepaart mit einer handvoll Orts- und Klanbezeichnungen, die ebenso sperrig sind, kann das zu Verwirrung führen. Manchmal hilft dann nur noch der Blick auf die freundlicherweise beigefügte Liste der Charaktere ganz am Anfang des Buches, was natürlich den Lesefluss unterbricht.

Der ist ansonsten wenig gefährdet: Steens Schreibstil ist flüssig und gut zu lesen. Er ist die perfekte Kombination aus kurzen und langen Sätzen, aus nachvollziehbaren Dialogen und richtig dosierten Fremdwörtern. So wird der Lesen von Seite zu Seite getragen, auch wenn die Handlung in diesem ersten Teil noch nicht ganz so viel Spannung hergibt. Nur manchmal lässt sich in dem Buch noch eine Prise Humor vermissen, die den guten Gesamteindruck abrunden könnte.

Obwohl ein Fantasy-Werk, lässt das Buch klischeebehaftete Drachen und Elfen im Schrank. Das lässt natürlich ein gewisses Feeling vermissen, sorgt aber auf der anderen Seite für eine Welt, die nicht schon unzählige Male erzählt wurde.

Fazit

"Der Großkanzler von Ostár" ist der ambitionierte Auftakt zur Reihe "Zeiten der Wandlung" von Bertel O. Steen. Das erste Band führt mehrere Schauplätze und mehr als ein dutzend Charaktere ein; ihre bloße Anzahl und ihre Beziehungen untereinander können in Verbindung mit den beginnenden politischen und sozialen Unruhen durchaus für Verwirrung sorgen, die aber durch die detaillierte Beschreibung von Gedanken- und Gefühlswelten der Figuren ausgeglichen wird. Dementsprechend langsam entwickelt sich der Plot dann auch, und das erste Band gib noch keinerlei Hinweise darauf, wie sich die Reihe in Zukunft entwickeln wird. Eines ist klar: Einen typischen Fantasy-Roman legt der Autor Bertel O. Steen nicht vor. Das Buch macht neugierig auf die Bände, die noch kommen.

(Sanja Döttling, Januar 2013)

 

Der Großkanzler von Ostár

Bertel O. Steen, -

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