Der ewige Krieg (Sammelband)

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  • Erschienen: Januar 2013
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Der ewige Krieg (Sammelband)
Der ewige Krieg (Sammelband)
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Horst Illmer
75°1001

Phantastik-Couch Rezension vonJan 2013

Dreimal Krieg und Frieden in der Zukunft

Der ewige Krieg

William Mandella zieht in den Krieg. Und was er dort, in einem erbarmungslosen Zukunftskrieg, erlebt, verändert ihn und die Art und Weise, wie er die Welt sieht. Haldeman war seinerzeit selbst als Soldat in Vietnam und lässt viele seiner Erfahrungen und Eindrücke in die Handlung einfließen.
Diese dem Werk immanente "Wahrheit" ist es auch, die aus einem sehr guten Science-Fiction-Roman, der die Sinnlosigkeit des Krieges zum Thema hat, einen echten Klassiker der Anti-Kriegs-Literatur macht. "Der ewige Krieg" ist ein zeitloses Meisterwerk!

Am Ende des Krieges

Zwanzig Jahre nach dem Ende des Krieges gegen die Taurier treffen wir William Mandella mit seiner Frau Marygay und ihren beiden Kindern auf dem Planeten Mittelfinger an, wo sie Teil eines Gemeinwesens sind, das aus Veteranen und Überlebenden besteht, die sich nicht in die "neue" Menschheit (die ein Gemeinschaftsbewußtsein wie die Taurier entwickelt hat) eingliedern wollen.
Da ihnen das Leben dort zu hart (und zu langweilig) erscheint, beschließen einige der Siedler, mit der Time Warp, dem letzten großen Schlachtschiff, das im Orbit um Mittelfinger "parkt", einen Dilatationsflug zu unternehmen, der sie 40.000 Jahre in die Zukunft bringen soll. Als die Verwaltung der Erde dies ablehnt, kapern sie das Schiff und fliegen los.
Doch dann beginnen die Probleme: Zuerst verschwindet die Antimaterie, mit der die Time Warp angetrieben wird, dann finden die per Rettungsboot Zurückgekehrten einen menschenleeren Planeten vor. Nachdem sich William mit einem Erkundungstrupp zur Erde begeben haben, entdecken sie dort zwar auch keine Menschenseele mehr, aber dafür begegnen sie den Omni (Gestaltwandlern, die seit Jahrmillionen unerkannt unter uns leben) und schließlich dem gottgleichen "Namenlosen", der die Welt als ein Experiment erschaffen hat und dies jetzt beenden will. Nach der Unterhaltung mit William und Marygay beschließt er jedoch, noch eine Million Jahre zu warten und bringt alle Menschen wieder zurück.

Der ewige Frieden

Im Jahr 2043 tobt auf der Erde ein Weltkrieg, bei dem sich Erste und Dritte Welt erbarmungslos bekriegen. Die USA sind inzwischen technisch so weit, dass sie ferngesteuerte Kampfroboter gegen ihre Feinde antreten lässt, die von Soldaten aus sicherer Entfernung bedient werden. Diese Bedienung geschieht über eine operativ eingesetzte Computerschnittstelle, die auch dafür sorgt, dass die in Zehner-Teams vernetzten Mannschaften geistig miteinander verschmelzen. Allerdings treten nach einiger Zeit bedenkliche Nebenwirkungen ein, sodass man nach zehn Tagen eine Pause bekommt.
Einer dieser "Bediener" ist der weiße Amerikaner Julian Class, der im Zivilleben als Mathematiker an einer Universität arbeitet. Gemeinsam mit seiner dunkelhäutigen Freundin Amelia kommt er einem Komplott auf die Schliche, das den Weltuntergang herbeiführen soll. Als Rettung erweisen sich die "Nebenwirkungen" der Geistesverschmelzung: Nach vierzehn Tagen verwandeln sich alle Teilnehmer einer solchen Vernetzung in Pazifisten. Also schnappen sich die Friedensverschwörer einfach die militärische Führung der USA und unterziehen sie einer "Gehirnwäsche". Und bald schon herrscht Frieden auf Erden!

Mogelpackung

Bei der vorliegenden "Gesamtausgabe" von Joe Haldemans "Der ewige Krieg" handelt es sich genaugenommen fast schon um eine Mogelpackung. Zwar behandeln alle drei Romane das Thema Zukunftskrieg und seine Folgen, aber zeitlich und thematisch (und qualitativ) liegen "Welten" zwischen den Einzelteilen.

23 Jahre nach "Der ewige Krieg" veröffentlichte Haldeman den Roman "Der ewige Frieden", der außer der Titelähnlichkeit jedoch keinen Bezug zu seinem Vorläufer hat. Mit Julian Class betritt eine neue Hauptfigur den Schauplatz, der diesmal auch nicht in der fernen Galaxis liegt, sondern in Nord- und Mittelamerika. Zwar nimmt Haldeman Bezug auf andere, neuere Technologien, was allerdings nur dazu führt, dass diese nach kaum mehr als zehn Jahren bereits überholt und altmodisch wirken. Auch seine "Lösung", dass alle Menschen durch einen "empathischen Schock" plötzlich friedfertig werden, bleibt unglaubwürdig.

Bei dem als Fortsetzung zu "Der ewige Krieg" konzipierten "Am Ende des Krieges" fügt Haldeman der Lebensgeschichte von William Mandella einen "Nachspann" hinzu, der sich mit dem Originalroman leider in keiner Hinsicht messen kann. Zwar beginnt die Geschichte noch einigermaßen logisch, doch schon mit dem Verschwinden der Antimaterie des Raumschiffes taucht sie in einen mystischen Nebel, der sich mit dem unerklärlichen Verschwinden und völlig willkürlichen Wiederauftauchen von Menschen und Tauriern nur noch verdichtet. Die Einführung des gottähnlichen Namenlosen führt letztlich zu einer völligen Beliebigkeit des Geschehens.

Sammlerglück

Die vorliegende "Gesamtausgabe" besitzt allerdings auch einige erwähnenswerte Eigenheiten, die man nicht verschweigen sollte. So handelt es sich um ein optisch herausragendes Werk, dessen Volumen zuerst an einen Backstein denken lässt. Der geschmackvolle Hardcover-Einband (mit einem umlaufenden Bild von Pascal Quidault), der gerade Rücken und das Lesebändchen sind durchaus geeignet, ein Sammlerherz zu erfreuen. Auch die Begleittexte von Joe Haldeman und das Interview mit ihm zeigen den engagierten Verlag.

Und nicht zu vergessen: "Der ewige Krieg" gehört unbedingt in jede (und sei sie noch so kleine) Science-Fiction-Bibliothek. Hier bekommt man als Leser gleich noch zwei weitere Romane des Autors mitgeliefert und kann sich so selbst seine Meinung bilden. Denn auch Rezensenten sind fehlbar.

Horst Illmer, Mai 2013

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Joe Haldeman, -

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