Die Rebellin

  • Bastei-Lübbe
  • Erschienen: Januar 2013
  • 1
Die Rebellin
Die Rebellin
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Carsten Kuhr
87°1001

Phantastik-Couch Rezension vonMai 2013

Wenn Sie Honor Harrington mochten, werden sie Kris Longknife lieben.


Wir schreiben das vierte Jahrtausend nach Christus. Die Menschheit hat sich im All ausgebreitet, hat Kolonien gegründet und einen ersten Zusammenstoß mit einer feindlich gesinnten Rasse überstanden. Seitdem driften die Erde, die Altkolonien und die jungen Siedlungsplaneten auseinander. Einzig die vereinigte Flotte der Menschheit der Society of Humanity hält die Planeten als Klammer noch zusammen.

Vorhang auf für unsere Hauptperson

Kris Longknife entstammt einer alt-ehrwürdigen Familie, die Generäle, Revoluzzer und Präsidenten gestellt hat. Seitdem ihr jüngerer Bruder in ihrer Kinderzeit einem Attentat zum Opfer fiel, das eigentlich auch sie erwischen sollte, lebte sie in einem gläsernen Gefängnis. Nirgendwo durfte sie ohne Bodyguard hin, keinen unbewachten Schritt konnte sie mehr tun. Der Gängelung durch ihr Elternhaus, ihrem Vater dem Präsidenten einer Kolonie, und ihrer Mutter, die ebenfalls eine Familie von Politikern entstammt, konnte sie nur entkommen, indem sie sich zur Navy meldete. Jetzt dient sie als Ensign, begleitet von ihrem Bekannten Tom der von einer der Asteroidenwelten stammt, an Bord der Taifun.

Wir lernen Kris mitten im Einsatz kennen. Es gilt ein entführtes Kind zu retten - ein Auftrag, der sich als weit gefährlicher erweist, als zunächst absehbar. Statt "nur" auf kriminelle Erpresser zu stoßen, treffen sie und ihre Marines auf ein Minenfeld, dessen Sprengkörper so neu und geheim sind, dass sie eigentlich noch gar nicht ausgeliefert werden. Auch die sonstige technische Ausrüstung der Verbrecher liegt weit über dem Standard, den derartige Gauner sich sonst leisten können. Wer zieht da im Hintergrund die Strippen und was will der Unbekannte erreichen?

Kaum hat sie ihre erste Feuerprobe erfolgreich bestanden, wird der Navy der Geldhahn zugedreht und die Offiziere auf Halbsold gesetzt. Als auf einem Kolonialplaneten ein Vulkan ausbricht, der neben Aschewolken in der Luft auch zu Dauerregen führt, werden Kris und Tom kurzfristig wieder in den aktiven Dienst versetzt um dort zu helfen. Kaum im Dauerregen angekommen, legen sie sich auch schon mit Warlords an, krempeln das heruntergekommene Lager der Hilfskräfte um und retten Menschen. Dass Kris dabei zweimal einer raffiniert eingefädelten, tödlichen Falle entgeht zeigt, dass sie irgendjemandem ein Dorn im Auge ist.

Wieder auf ihren Heimatplaneten Wardhaven zurückgekehrt, spitzt sich die Lage weiter zu. Die Erde setzt eine Flotte in Richtung Kolonien in Marsch, Kris und Tom sollen an Bord der Taifun ins Gefecht ziehen - ein Angriff aber, der von den Politikern gar nicht autorisiert wurde. Soll Kris den Befehlen ihres Vorgesetzten folgen oder meutern - beide Alternativen sind nicht eben dazu angetan, ihr Leben unkomplizierter zu machen - doch wann war das Leben eines Longknifes schon ruhig oder beschaulich ....

Authentische Schilderungen, glaubwürdige Gestalten und jede Menge Spannung - Military SF hat einen neuen König


Mike Shepherd hat selbst, und das ist wichtig und sollte man wissen, lange Jahre bei der Marine gedient. Anders als viele die bekannten Military SF Autoren weiß er daher, über was er schriebt und dies merkt man seiner bislang 10-bändigen Reihe um die Soldatin Kristina Longknife auch an.

Des Weiteren fällt auf, dass er, anders als die bei uns so bekannten und erfolgreichen David Weber oder John Ringo, seine Leser nicht mit Gun-Porn, also mit ausufernden Beschreibungen von gigantischen Flottengefechten langweilt, sondern den Fokus eng auf seine Protagonistin hält. Der Leser mag sich freuen, denn anders als bei Honor Harrington fallen die Folgebände der Serie nicht ab. Die Handlung wiederholt sich auch nicht, sondern die Reihe wird immer komplexer und besser.
Im ersten Band stellt uns der Autor seine Hauptperson und deren Umfeld vor. Zunächst begegnet uns eine junge Frau, gerade einmal 22 Jahre alt ist Kris zu diesem Zeitpunkt alt, doch schon zeichnen sie die typischen Eigenschaften ihrer Familie aus. Sie führt ihre Untergebenen in vorderster Front an, ist ihnen leuchtendes Beispiel aber auch treusorgender Vorgesetzter. Dass sie dabei zunächst noch unsicher wirkt, in ihren ersten Einsätzen Erfahrungen sammeln muss, und auch ein paar Mal bittere Fehlentscheidungen trifft, ist nur zu verständlich und prägt die junge Frau.

Was mich als Leser überrascht hat ist die Tatsache, dass nicht etwa ein Abenteuer auf den Rezipienten wartet, sondern gleich deren drei. Andere Autoren hätten daraus mindestens drei wenn nicht mehr Bücher gemacht, Shepherd nutzt diese Extremsituationen stattdessen, um uns seine Protagonistin aus verschiedensten Blickwinkeln vorzustellen, ihre Charakterzüge gut nachvollziehbar herauszuarbeiten und ihr Umfeld aufzuarbeiten. Das gelingt ihm ebenso überzeugend wie spannend, wobei er gleich die Grundkonflikte der nächsten Bände mit anlegt.
Es geht um die Separationsbewegungen der Kolonie gegenüber den 7 Erstkolonien und der Erde, um die alte Familienfehde der Longknifes mit den Peterwalds und darum, sich von dem übermächtigen Schatten ihrer vor Jahren abzugrenzen und zu emanzipieren.

Das Ganze liest sich dann locker und auf einen Rutsch in der sehr ansprechenden Übersetzung von Thomas Schichtel durch, bietet dem Leser genau die richtige Mischung aus Schwierigkeiten, Kampf, Verrat und letztlich verdienten Triumph seiner Heldin an und hält das Interesse an der Fortsetzung hoch. Herz was willst du mehr - als möglichst bald den nächsten Kris Longknife!

Carsten Kuhr, Mai 2013

Die Rebellin

Mike Shepherd, Bastei-Lübbe

Die Rebellin

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