Babylon (Hannah Peters 4)

  • Droemer-Knaur
  • Erschienen: Januar 2016
  • 0
Babylon (Hannah Peters 4)
Babylon (Hannah Peters 4)
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Carsten Kuhr
81°1001

Phantastik-Couch Rezension vonMär 2016

Eine phantastische Tour-de-Force mit höchst aktuellen geo-strategischen Anklängen

 

"Ich halte Religion für eine der schlimmsten Erfindungen der Menschheit. Sie ist eine Geistesverwirrung, ein Virus, das den Verstand befällt, den Menschen die Köpfe benebelt und sie willenlos und gefügig macht" (S. 170)

 

Das Zweistromland zwischen Euphrat und Tigris galt einst als Wiege der Kultur. Weit vor den Ägyptern, den Maya und Inka wurde hier wissenschaftlich geforscht, Entdeckungen gemacht und Geschichte geschrieben. In heutiger Zeit ist die Region nur durch eines bekannt und berüchtigt - hier herrscht Krieg.

Volksgruppen wenden sich gegen Nachbarn, Sunniten bekämpfen Schiiten, Kurden gegen den IS und ausländische Mächte versuchen sich ihren Einfluss zu sichern. Nicht umsonst befinden sich Millionen Menschen auf der Flucht, das Gewaltpotential in der Region, die seit Jahrzehnten nicht zur Ruhe kommt, ist immens. Einst, so weiss die Bibel zu berichten wurde hier der Turm zu Babel errichtet, ein Bauwerk, das an den Festen der Götter gekratzt haben soll. Wo aber sind die Ruinen des imposantesten Baus der Antike geblieben? Archäologen aller Nationen forschen seit Jahrhunderten nach den Überbleibseln - bislang vergebens.

Auch Norman Stromberg, reicher Mäzen und Weltenverbesserer unterstützt die Forschung. Abseits ausgetretener Pfade suchen seine Archäologen mitten in der Wüste - und werden fündig. Doch das, was uns die Bibel und zeitgenössische Überlieferungen als Turm präsentieren, ist etwas ganz Anders, etwas weit Gefährlicheres als gedacht. Verfolgt von Terroristen des IS machen Hannah Peters und ihr Team sich auf, die Rätsel zu erkunden, wohl wissend, dass dies ein Tripp in die Hölle ist, aus der ein Entkommen selten möglich ist ...

Eine phantastische Tour-de-Force mit höchst aktuellen geo-strategischen Anklängen

Thomas Thiemeyer hat sich in den letzten Jahren als einer der herausragenden Thriller-Autoren deutscher Zunge etabliert. In seinen packenden Romanen verbindet er interessante, glaubwürdig gezeichnete Charaktere mit phantastischen Elementen zu einem Blockbuster, der bei Leser einen Action-Knaller hinter der Stirn ablaufen lässt. Dies gilt für seine im Loewe Verlag erschienen Jugendabenteuer ebenso wie für die bei Droemer-Knaur publizierten Bücher, die sich an erwachsene Leser wenden.

Gerade mit der Archäologin Hannah Peters, die so ganz anders, bodenständiger und damit weit überzeugender als Dr. Indiana Jones gezeichnet wird, hat er mich in seinen Bann gezogen. Vorliegend, im bereits vierten Abenteuer der Forscherin, wendet er sich dabei einer Region zu, die wahrlich von Unruhen, Vertreibung, Hass und Krieg gebeutelt ist, wie keine andere auf der Welt. Dem nahen und mittleren Osten.

Nicht erst seit den beiden Irak-Kriegen die zur Sicherung des Öls durch die Präsidenten Bush initiiert wurden, potenziert sich dabei die Gewaltbereitschaft der Bevölkerung. Zu sehr litten und leiden die Menschen in diesem Gebiet unter Fremdbestimmung, darunter, ausgenutzt und übervorteilt zu werden. Hier werden, gerade durch die überhebliche Art und Weise des Westens, aber auch der Russen, die einheimische Bevölkerung bei Entscheidungen außen vor zu lassen, Ressentiments ja Hass geschürt.

Geschickt greift der Autor dies Stimmung auf, fügt IS Kämpfer ebenso hinzu wie Nomaden, GIs und Forscher, so dass eine sehr interessante Mischung an Personen entsteht. Erstaunlich ist dabei, dass es Thiemeyer gelingt, die Kämpfer des IS differenziert zu beschreiben, ihre Motivation verständlich und nachvollziehbar anzubieten.

Neben diesen tagespolitisch höchst aktuellen Anspielungen verwöhnt uns der Plot erneut mit einer phantastischen Komponente, die mich zum Staunen gebracht hat. Ohne zu viel verraten zu wollen - dem Leser steht eine Reise durch Raum und Zeit bevor, die ihn staunen, gruseln und bibbern lassen wird. Zum Finale schließlich verbindet der Autor seine Babylon-Handlung dann mit dem ersten Hannah Abenteuer - was ich persönlich nicht wirklich gelungen fand. Hier wäre weniger mehr gewesen. Dennoch beweist Thiemeyer hier einmal mehr eindrucksvoll, dass er als Deutscher Thrillerkönig des phantastisch angehauchten Spannungsromans anzusehen ist.

Babylon (Hannah Peters 4)

Thomas Thiemeyer, Droemer-Knaur

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