Der Spuk im Rainier Asylum (The Beckoning Dead 2)

Kaum hat sich Sadie etwas von ihrem letzten Abenteuer erholt, erfährt sie von merkwürdigen Vorgängen rund um das Rainier Asylum, das ihr nicht ganz unbekannt ist. Als dann ein junger Farmarbeiter aus der Nähe der verlassenen Anstalt spurlos verschwindet, machen sich Sadie und August auf die Suche nach ihm und den Geheimnissen rund um das Asylum.

Der Autor und seine Trilogie

Über Autor Ambrose Ibsen ist nur wenig zu erfahren. Lediglich, dass er schon als Kind die Freude an Geistergeschichten entdeckte, Amerikaner ist, gerne Kaffee und starkes Bier trinkt und sich in der Gesellschaft von Stephen King und Dean Koontz sieht. Auf Deutsch ist von ihm bisher lediglich der erste Teil seiner Trilogie rund um Sadie und August erschienen. Jetzt schiebt er mit „Der Spuk im Rainier Asylum“ den zweiten Teil nach, der ihn aber alles andere als in die Reichweite von den Thriller-Größen Koontz und King bringt.

Wer sind Sadie und August?

Es ist dringend anzuraten mit dem ersten Teil „Der Spuk von Beacon Hill“ zu beginnen und nicht, wie ich, erst mit dem zweiten in die Trilogie einzusteigen. Denn so bleibt die Hoffnung, dass die beiden Hauptfiguren Sadie und August etwas intensiver eingeführt und damit greifbarer werden. So aber bleiben regelrecht unsichtbar – wie ihre Geister. Keine Beschreibung ihres Äußeren, ihres Alters, ganz zu schweigen von irgendwelchen Charaktereigenschaften. Lediglich ihr Hang zu Fastfood und ihr Beruf werden erwähnt. So hält man seine Leserschaft nicht nur auf Distanz zur Geschichte, sondern verhindert auch jede Empathie, wenn es ans buchstäblich Eingemachte geht.

Erst mal eine Pizza!

Der Hauptteil des Buches beschäftigt sich mit Sadies Erlebnissen im Rainier Asylum. Was anfänglich noch ein bisschen Spannung erhoffen lässt, wird schnell zu einer Farce, die mit Mysterien und Thriller nichts mehr zu tun hat. Sadie findet nicht nur etwas – sagen wir mal – sehr Ungewöhnliches, sie muss sich auch so ziemlich jedem Klischee einer verlassenen Irrenanstalt stellen. Doch was passiert als sie endlich wieder den abendrot gefärbten Himmel erblickt? Sie geht erst mal ausgiebig duschen und bestellt sich eine Pizza. Genau das erwartet man von jemandem, der gerade dem Tod oder besser dem „Wachsamen Tom“ entkommen ist! Die Realitätsnähe ist, soweit man die von einem Mystery-Thriller überhaupt annehmen kann, völlig weg. Die Aktionen und Gegenaktionen sind durchweg so absurd, dass die plumpe Beschreibung der Gefahren und sonstigen Unheimlichkeiten kaum ins Gewicht fällt.

Ein Stil, der viel Luft nach oben hat

Mancher Mangel im Plot hätte vielleicht durch einen packenden Schreibstil abgefangen werden können. Doch auch hier hat man manchmal das Gefühl einen schlechten Schüleraufsatz vor sich zu haben. Ständige Wiederholungen, wie die Beschaffenheit des Himmels oder die Wetterlage und die teilweise viel zu verschachtelten Sätze mit unnötigem Infodump reißen hier gar nichts mehr. So verkommt die als packend konzipierte Spurensuche im verlassenen Irrenhaus zu einem lauen Lüftchen – um mal beim Wetter zu bleiben.

Fazit:

Wer den ersten Teil der Trilogie gut fand, dürfte wahrscheinlich auch diesen mögen. Allen anderen kann ich keine Leseempfehlung geben, denn „Der Spuk im Rainier Asylum“ enttäuscht in Plot und Stil und verkommt zu einer langweiligen Farce, die nicht einmal Atmosphäre aufweisen kann, trotz des oft bemühten Wetters.