Die das Licht nicht sehen

  • Sublime Publications
  • Erschienen: September 2023
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Die das Licht nicht sehen
Die das Licht nicht sehen
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Marcel Scharrenbroich
85°1001

Phantastik-Couch Rezension vonAug 2024

Dunkle Familiengeheimnisse

Einige Jahre später…

Acht Jahre, um genau zu sein, sind seit den Geschehnissen aus der Novelle „Das Haus des verlorenen Lichts“ vergangen. Mit dieser stimmte das Autorenpaar Saskia und Stefan Epler ebenso spannend wie überzeugend seine Mystery-Familiensaga ein, welche nun im ersten Roman erst so richtig durchstartet. Ein durchaus ambitioniertes Projekt, wenn man bedenkt, dass die Geschichte das Debüt des Paares darstellt, denn die Story umfasst nicht nur mehrere parallel verlaufende Handlungsstränge, sondern greift auch Geschehnisse aus der Vergangenheit detailliert auf. Einzelne Puzzlestücke, die erst nach und nach ein Bild offenbaren und Zusammenhänge herstellen. Solch eine komplexe Handlung liefert mehr als nur einen Fallstrick, doch Saskia und Stefan Epler scheinen ihre verschlungene Saga bestens durchdacht zu haben. Den Beweis liefern rund 400 prallgefüllte Seiten, auf denen es die Leser in die stetig mysteriöser werdende Welt der Familie Lerot zieht.

Neuanfänge und Altlasten

Espérance Lerot ist erwachsen geworden. Und sie möchte ihre Vergangenheit hinter sich lassen, auf eigenen Beinen stehen. Zu diesem Zweck hat sie beschlossen, Frankreich – und damit auch der Reichweite ihrer umklammernden, einflussreichen Familie – den Rücken zu kehren, um in den Vereinigten Staaten zu studieren. Zum Leidwesen ihres jüngeren Bruders Avelian. Der hält als rebellischer Freigeist herzlich wenig von angestaubten Familientraditionen, vermutet aber nicht grundlos, nun ebenso wie seine älteren Geschwister in die Lerot-Mühlen zu geraten. Angetrieben von der strengen Mutter Revelyn und dem undurchsichtigen Patenonkel. Und somit droht im auch ein Aufenthalt in der strengen Privatuniversität Bersolet, wo wortwörtlich Zucht und Ordnung herrschen. Ganz im Sinne der langen Geschichte der Lerots.

Währenddessen scheint Espérance den Absprung tatsächlich geschafft zu haben. In Providence, Rhode Island lebt sie sich schnell ein und findet auch an der Brown University zügig Anschluss. In Dana findet sie eine echte Freundin und taut auch langsam auf, was das Treffen mit Jungs angeht. Durch Danas Freund Zack lernt sie den charmanten Gabriel kennen. Die beiden verstehen sich blendend und gehen regelmäßig miteinander aus. Es könnte so herrlich normal und harmonisch sein, doch Dana blickt mit zunehmender Sorge darauf, wie sich die Beziehung zwischen Espérance und Gabe entwickelt. Nach jedem Treffen scheint die junge Französin am Folgetag wie ausgewechselt. Apathisch und regelrecht ausgelaugt, als würden ihr gleich zehn durchzechte Nächte gleichzeitig in den Knochen stecken. Obwohl ausschweifende Partys zum Uni-Alltag dazugehören, kann Dana sich nicht vorstellen, dass ihre erzkatholische Kommilitonin derart über die Stränge schlägt. Sie umschleicht ein unheimlicher Verdacht, dem sie risikoreich nachgeht…

Zur gleichen Zeit ist Officer July Wilbur die erste Polizeibeamtin an einem grausigen Tatort. In einem Park wurde die übel zugerichtete Leiche einer jungen Frau gefunden. Als hätte ein wildes Tier sich ungezügelt auf sie gestürzt und zügellos gewütet. Umso erstaunlicher, dass die Bisswunden von einem Menschen zu stammen scheinen. Ein mehr als ungewöhnliches Vorgehen, das auch schnell das FBI auf den Plan ruft. Und Owen Bradbury, der ermittelnde Agent der Bundesbehörde, wünscht ausdrücklich, mit July Wilbur an diesem Fall zu arbeiten. Schnell nimmt das neuformierte Duo eine erste Spur auf. Sie führt – wie erwartet – zu einem menschlichen Tatverdächtigen… allerdings mit schier unmenschlichen Fähigkeiten.

Das große Ausholen

Wer jetzt denkt, anhand der – im Gegensatz zum umfangreichen Inhalt – knappen Zusammenfassung leicht 1 + 1 zusammenzählen zu können, irrt gewaltig. Die knappen Beschreibungen reißen gerade einmal an, was hier auf die Leserinnen und Leser wartet. Die unterschiedlichen Handlungsstränge wechseln sich ab, werden im weiteren Verlauf sogar noch um Szenarien ergänzt und führen uns zudem in der Zeit zurück, um einzelne Ereignisse besser auszuleuchten. Im Gegensatz zur Novelle „Das Haus des verlorenen Lichts“ wird die Handlung nicht aus der Erzählerperspektive wiedergegeben. Der Schreibstil des Autorenpaars bleibt anspruchsvoll und detailliert, jedoch nicht so ausufernd, dass die Handlung die Leserschaft zu verlieren droht. Das Gegenteil ist der Fall, denn die zahlreichen Charaktere – verteilt auf zahlreiche Handlungsorte – bekommen ausreichend Raum geboten. Wir besuchen gleich mehrere Länder, womit sich „Die das Licht nicht sehen“ auch in diesem Aspekt grundlegend von der eher klaustrophobischen Atmosphäre des Vorgängers unterscheidet, wo wir Matthieu Corentin Colebault noch bei seinen Erkundungen durch das La Fôret-Anwesen auf Schritt und Tritt folgten.

Wie eingangs bereits angesprochen, sind die knapp 400 Seiten des Buches prallgefüllt. Das bezog sich nicht nur auf die stattfindende Handlung, sondern sollte wortwörtlich genommen werden. Der im Selbstverlag veröffentlichte Roman hat eine kleinere Schriftart, als man von gängigen Veröffentlichungen gewohnt ist, und verfügt zudem über deutlich schmalere Seitenränder. Damit musste ich mich erstmal anfreunden bzw. häufig umgreifen. Wohl mein ganz persönliches Dicke-Daumen-Problem, mit dem ich mir Zeilenanfänge und -enden gerne mal verdeckte. Sei’s drum… jedenfalls liest man deutlich länger an dem Roman im Paperback-Format, als anfänglich gedacht.

Fazit:

Mit „Die das Licht nicht sehen“ ist dem Autorenpaar Saskia und Stefan Epler ein packender Mystery-Thriller gelungen, dessen Fäden erst nach und nach zusammenlaufen. Sie nehmen sich Zeit, die Handlung – im guten Sinne – aufzublasen, bevor erste Zahnräder ineinandergreifen. Die gute Nachricht ist, dass die Geschichte noch nicht zu Ende erzählt ist. Die schlechte, dass ich lieber gestern als heute tiefer eintauchen möchte…

Die das Licht nicht sehen

Stefan Epler, Saskia Epler, Sublime Publications

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