Schattenstimmen

  • Heyne
  • Erschienen: Januar 2006
  • 1
Schattenstimmen
Schattenstimmen
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Jörg Kijanski
75°1001

Phantastik-Couch Rezension vonNov 2006

Kontakt zum Byzantium

Bestsellerautor Timothy Underhill erhält seltsame E-Mails , welche allesamt keine vollständige Absenderadresse haben. Wie sich herausstellt, stammen die Mails von ehemaligen Schulkameraden aus High-School-Zeiten, doch die Mitschüler verstarben alle in den letzten Jahren. Nur eine Adresse lässt sich nicht zuordnen und so clickt Underhill neugierig auf ";Beantworten"; und erhält dadurch Kontakt zu einem gewissen ";Cyrax";. Dieser wurde in Byzantium zur Zeit der Herrschaft von Michael II. geboren und starb in der Zeit von Michael III., also vor rund 600 Jahren. Er teilt Underhill mit, dass dieser einen schrecklichen Fehler begangen habe, der nun von ihm korrigiert werden müsse.

Unterdessen schreibt Underhill an seinem neuen Buch. Die 38-jährige Willy Bryce Patrick hat den Mord an ihrem Ehemann und der gemeinsamen Tochter vor über zwei Jahren noch nicht ganz verkraftet, steht jedoch kurz vor der Hochzeit mit ihrem neuen Lebensgefährten Mitchell Faber. Dieser arbeitet für die geheimnisvolle Baltic Group. Wie Willy herausfindet, ist Mitchell jedoch keineswegs der ideale Ehemann, sondern offenbar der Mörder ihrer Familie.

Der Mailverkehr mit Cyrax geht weiter und als Underhill eines Abends eine Vorlesung in einer Buchhandlung hält gerät sein Leben vollends aus den Fugen. Eine junge Frau besucht die Vorlesung mit blutverschmierter Bluse: Willy, die von den Häschern ihres Ehemannes in spe gejagt wird…

Tim Underhill vs. Joseph Kalendar oder ";Haus der blinden Fenster – Teil 2";

In Peter Straubs ";Haus der blinden Fenster"; (das Buch oder zumindest die diesbezügliche Rezension sollte man vor der Lektüre von ";Schattenstimmen"; gelesen haben) treibt der Serienmörder Joseph Kalendar in Millhaven sein Unwesen, just zu der Zeit als Underhills Neffe Mark verschwindet.

Diese Story verarbeitet der Schriftsteller Tim Underhill in seinem  Bestseller ";Haus der blinden Fenster";, welches dem in einer Haftanstalt ermordeten Joseph Kalendar nun in die Hände fällt. Wie Underhill von Cyrax erfährt, gehört Kalendar zur Kategorie der ";sasha";, den lebenden Toten, die noch in der Erinnerung derer präsent sind, ";deren Zeit auf Erden die der Verstorbenen überlappt";. Kalendar ist außer sich, da Underhill in seinem Buch behauptet, er habe auch seine Tochter Lilly missbraucht und getötet. So muss Underhill zwei Probleme gleichzeitig lösen: Er muss sich der Vergangenheit stellen und die Wahrheit über Kalendars Tochter herausfinden und zudem seine Romanfigur Willy vor ihren Verfolgern schützen, die nur allzu lebendig erscheinen.

";Ich bin nicht real, ich bin nur eine Phantasie von dir.";
";Wer sagt denn, dass meine Phantasien nicht real sind?";

Peter Straub spielt sehr geschickt mit den beiden Erzählsträngen (Realität/Roman), bei denen der Leser anfangs gekonnt auf das berühmte Glatteis geführt wird. ";Schattenstimmen"; beginnt eher ruhig, ist alles andere als ein Pageturner und dennoch nur schwer aus der Hand zu legen. Straubs Erzählstil ist auf seine Art packend und bis das Auflösen bzw. Zusammenführen der beiden Erzählstränge erfolgt ist, hat man schon fast die Hälfte des Romans hinter sich. In der zweiten Hälfte steigert sich das Erzähltempo deutlich und damit auch die Action, wobei die Story nur dadurch ein bisschen verliert als das allzu bald deutlich wird, worauf das Buch letztlich hinaus läuft. Schade, denn das vorhersehbare Finale ist der Schwachpunkt des Plots.

Mails von verstorbenen Klassenkameraden, Befehle von Cyrax, der bereits seit 600 Jahren tot ist, lebendig werdende Romanfiguren, ein ";Wiedersehen"; mit Underhills vor einigen Jahren verstorbener Schwester April und die erneute Auseinandersetzung mit dem ermordeten Joseph Kalendar – was will man mehr? Peter Straub trägt dick auf und wer sich darauf einlassen möchte, findet eine gelungene, kurzweilig unterhaltende Fortsetzung von ";Haus der blinden Fenster";, auf deren Rezension nochmals verwiesen wird.

Schattenstimmen

Peter Straub, Heyne

Schattenstimmen

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