Eine Billion Dollar

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  • Erschienen: Januar 2001
  • 17
Eine Billion Dollar
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Sabine Reiß
83°1001

Phantastik-Couch Rezension vonFeb 2006

Vom Pizzafahrer zum Billionär

John Salvatore Fontanelli kann sich in New York mehr schlecht als recht durchs Leben schlagen, als er erfährt, dass er erben soll. Vier Anwälte der italienischen Familie Vacchi eröffnen das Testament. Der jüngste Anwalt erklärt, dass John 80.000 Dollar erben sollte. Damit könnte er schon eine ganze Menge anstellen. Da eröffnet ihm der zweite Anwalt, dass es sich doch um ein bisschen mehr Geld handelt, nämlich vier Millionen Dollar. Damit müsste er nicht mehr arbeiten, auch gut. Der dritte Anwalt kommt an die Reihe: Nun ist es noch ein bisschen mehr, nämlich 2 Milliarden Dollar.

 

";Meinen herzlichen Glückwunsch, sagte er und klappte seine Mappe zu.…In diesem Augenblick erhob sich der alte Mann aus seinem Lehnstuhl.… John saß erstarrt, wie vom Donner gerührt. Sein… Verstand weigerte sich zu begreifen, was hier zu geschehen im Begriff war. Dabei war das doch wie bei den Intelligenztests. Wir haben die Reihe 2 – 4 – 6 – 8, wie lautet die logisch nächste Zahl? Richtig, 10.…Wir haben die Reihe achtzigtausend – vier Millionen – zwei Milliarden, wie lautet die logisch nächste Zahl?"; (S.32)

 

Geld regiert die Welt

John kann es noch nicht fassen, da wird er mit dem genauen Inhalt des Testamentes konfrontiert: Er soll eine Billion Dollar erben, womit er reicher wäre, als die zweihundert reichsten Personen zusammen. Einer seiner Vorfahren vertraute der Anwaltsfamilie Vacchi vor 500 Jahren 300 Florin an, was heute einem Gegenwert von etwa 10.000 Dollar entspräche. Durch Zins und Zinseszins hat sich das Geld vermehrt und in jedem Augenblick vermehrt es sich mehr, so dass man es gar nicht schnell genug ausgeben kann. Der Vorfahr hatte eine Vision: Mit diesem Geld soll der Erbe die Zukunft der Menschheit retten.Zunächst kostet John das Leben als reichster Mann der Erde aus, doch die Last der Prophezeiung drückt. Völlig überfordert mit der Situation nimmt er gerne die Hilfe von Malcolm McCaine an, der sein ganzes Leben darauf ausgerichtet hat, dem Erben zur Seite zustehen, seitdem er von dem Testament vor vielen Jahren erfahren hat. In John Fontanellis Namen baut McCaine ein Imperium auf, mit dem man in der Lage ist, ganze Staaten in die Knie zu zwingen. Doch John weiß nicht, ob er damit auf dem richtigen Weg ist…

Grenzen des Wachstums

Dass Andreas Eschbach vor diesem Roman Science-Fictions geschrieben hat, kommt ihm bei dieser Geschichte zugute. Es ist schon recht phantastisch, was er sich da ausgedacht hat. Was John Fontanelli erlebt, das wünschen sich insgeheim vielleicht viele Leute, doch die Konsequenz bedenkt so recht niemand. Schon ein Millionenerbe ist wahrscheinlich nicht leicht zu bewältigen, doch John trägt schwer an der Last der Prophezeiung. Dies erlaubt es dem Autor, aus der Geschichte einer Erbschaft weitaus Größeres zu entwickeln. Es ist faszinierend, wie hier eine spannende Geschichte mit Informationen über komplexe Zusammenhänge verknüpft wird, so dass es absolut nicht trocken wirkt, sondern leicht verständlich und gut lesbar. Er widmet sich dabei Themen wie Einfluss von Käufen und Verkäufen auf Devisen- und Aktienmärkte, Zerstörung der Umwelt, Überbevölkerung, Verknappung von Rohstoffen, Konzernführung, Tobin-Tax, Öko-Bilanzen etc.Das Thema Geldschöpfung fand ich besonders interessant. John macht sich klar, dass die Zinsen, die er für sein Geld erhält, von jemand anderem erarbeitet werden müssen, der sich Geld geliehen hat.

";Geld arbeitet nicht. Arbeiten müssen immer Menschen. Und Geld vermehrt sich nicht. Jeden Dollar, jeden einzelnen Cent, um den ein Konto anwächst, hat irgendjemand erarbeitet. Jemand der Schulden hat und deshalb von dem Geld, das er verdient, abgeben muss an den, bei dem er diese Schulden hat."; (S. 473)

Es wird ihm bewusst, dass sein Vermögen genauso entstanden ist, von anderen Menschen erarbeitet. Er suchte die Ursache eines Problems und findet sich selbst am Ende der Kette: Damit einige Fischer auf den Philippinen die horrenden Zinsforderungen ihrer Bank befriedigen können, beuten sie die Natur aus, indem sie mit Dynamit fischen. Auch bei dieser Bank hat John ein Teil seines Vermögens geparkt und profitiert somit von der Zerstörung der Umwelt. Schock!Eschbachs zweite Stärke sind seine Charaktere, die er sehr menschlich darstellt. Sie sind lebendig, sondern haben Ecken und Kanten. Zudem hat er reale Personen in die Handlung eingebaut, so spielen z.B. unter anderem Kofi Anan und Nelson Mandela eine kleine Gastrolle. Daneben stellt er Geschehnisse aus der Realität so dar, als seien sie als Folge der Handlungen der Figuren des Romans zu sehen wie z.B. der Zusammenbruch einer Währung oder die Enthüllung von Bill Clintons Techtelmechtel mit Monica L.

Starke Recherche

Für das vorliegende Buch recherchierte Eschbach 5 Jahre und das merkt man nicht nur an der sehr umfangreichen Bibliographie, die er dem Buch beigefügt hat. Mit viel Sachverstand und großem Können gelingt es ihm, die teilweise recht schwierigen ökonomischen Sachverhalte so zu erklären, dass nicht nur Leute dem Buch folgen können, die bereits seit Jahren n-tv schauen und täglich den Wirtschaftsteil der FAZ studieren, sondern auch Neulingen auf diesem Gebiet. Allerdings sollte man sich zumindest ansatzweise für wirtschaftliche Zusammenhänge interessieren.

Negatives gibt es nach diesem Loblied kaum anzumerken. In der Mitte zieht sich die Geschichte meines Erachtens zwar ein klein wenig in die Länge, gewinnt jedoch dann wieder an Fahrt. Auch das Ende ist nicht ganz nach meinem Geschmack, die Auflösung finde ich ein wenig schwach, auch wenn vielleicht auch nicht anders lösbar – das ist jedoch eine rein persönliche Empfindung. Trotzdem: uneingeschränkte Leseempfehlung für Leute, die sich wie bereits erwähnt für ökonomische Sachverhalte interessieren, da die Vorteile eindeutig überwiegen. ";Eine Billion Dollar"; ist nicht nur ein spannender Roman, sondern bietet dem Leser noch viele Informationen, die das Buch sehr lesenswert machen und darüber hinaus zum Nachdenken anregen.

Also ran an die Sparbücher. Wenn Ihr jetzt 10.000 Euro zu 4% anlegt, habt Ihr in 500 Jahren auch eine Billion Euro, was sich mit der Zinseszinsformel nachrechnen lässt.

Eine Billion Dollar

Andreas Eschbach, -

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