Quest

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  • Erschienen: Januar 2001
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Quest
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Peter Kümmel
77°1001

Phantastik-Couch Rezension vonFeb 2006

Auf der Suche nach dem Planeten allen Ursprungs

"Die wohl erstaunlichste Entdeckung, die Menschen machten, als sie aufbrachen, um den Weltraum zu erkunden, war die, dass alles Leben im Universum miteinander verwandt ist."

Mit diesem Satz beginnt Andreas Eschbachs Roman "Quest". Das heißt also, die unendliche Vielfalt an Lebensformen, die im Universum existent ist, basiert durchweg auf Kohlenstoffverbindungen und ist irgendwann einmal auf irgendeinem Planeten in den Weiten der Galaxien entstanden. Von diesem "Planeten allen Ursprungs" berichtet eine Legende, die seit Urzeiten existent ist. Und diese Legende erzählt ferner, es sei möglich, auf diesem Planeten Gott zu begegnen. Doch bislang ist es noch keinem gelungen, diesen Planeten zu finden.

Nun, da das Reich Gheera von der Machtgier des übermächtigen Sternenkaisers bedroht ist, sieht der herrschende Pantap die einzige Chance, den Untergang des Reiches zu verhindern, darin, diesen Planeten des Ursprungs zu finden. So entsendet er das gewaltige Raumschiff MEGATAO unter der Leitung des charismatischen Kommandanten Eftalan Quest, ein Koloss von einem Mann, der jedoch schon bessere Tage gesehen hat, um den unmöglich erscheinenden Auftrag auszuführen.

Ausgangspunkt der Reise ist das Pashkanarium, der Tempel allen Wissens. Ein unabhängiger, keiner Nation zugehöriger Mönchsorden, der auf einem eigenen Planeten angesiedelt ist. Unter der Vorhut des Ersten Verwesers Dawill, dem Stellvertreter des Kommandanten, sowie des Tennants Kuton, sozusagen der Historiker des Raumschiffs, die getarnt als Touristen die streng gesicherte Festung unter der Führung des Ordensnovizen Bailan erkunden sollen, startet die MEGATAO einen kriegerischen Angriff auf das Pashkanarium, um dort in das Allerheiligste einzudringen und die von der Bruderschaft streng gehüteten Schriften über das geheimste Wissen zu rauben. Um die erbeuteten Schriften übersetzen zu können, entführt man auch gleich Bailan, der sich in sein Schicksal fügt, da er sowieso nur Erniedrigung zu fürchten hätte, weil er sich der Gewalt beugte, anstatt sich zu wehren und sein Leben zu opfern, wie es die Pflicht von ihm verlangt hätte.

Und damit beginnt eine lange Reise über Galaxien hinweg auf der Suche nach dem Planeten allen Ursprungs...

Erst spät wird "Quest" zum Leseerlebnis

Die Erstausgabe von "Quest" erschien 2001 bei Heyne. Nun, acht Jahre danach, wurde das Manuskript für die Neuauflage bei Bastei-Lübbe vom Autor noch einmal durchgesehen und überarbeitet.

Das Reich Gheera kennt der aufmerksame Eschbach-Leser bereits aus einem anderem Roman, nämlich aus dessen Erstlingswerk "Die Haarteppichknüpfer". Dies ist jedoch - außer einer kurzen Bemerkung über einen Haarteppich - auch schon die einzige Verbindung zu diesem Roman, denn "Quest" ist zeitlich einige tausend Jahre früher angesiedelt.

Nach einer langen Epoche als republikanisches Reich ist Gheera wieder zur Monarchie zurückgekehrt. Streng nach drei Schichten eingeteilt leben die Menschen - auch örtlich getrennt - auf der MEGATAO. Die Edlen als adelige Führungsschicht, die Freien, die zwar wie der Erste Verweser Dawill auch Führungsaufgaben übernehmen können, aber dennoch nicht die gleichen Rechte und vor allem nicht das gleiche Ansehen haben, sowie die Niederen, Menschen ohne Rechte für die - wie es der Name sagt - niederen Aufgaben.

Die Reise der MEGATAO beginnt für den Leser sehr langatmig, um nicht zu sagen langweilig. Denn den Sinn der mysteriösen Reise behält nicht nur der Autor dem Leser gegenüber, sondern auch Kommandant Quest seiner Mannschaft gegenüber für sich. Was erhofft Quest bzw. der herrschende Pantap dort zu finden? Wie soll diese lange Reise hilfreich sein, um gegen den übermächtigen Sternenkaiser bestehen zu können? Für die Antworten auf diese Fragen wird der Leser einige hundert Seiten auf die Folter gespannt. Und diese Antworten werden völlig anders ausfallen, als sich dieser erwartet hat.

Eschbach bietet mit "Quest" eine Space Opera mit gigantischen Raumschiffen und abwechslungsreichen phantastischen Welten. Fremde Wesen, die so gar keinen menschlichen Vorstellungen entsprechen sowie architektonische Meisterleistungen zeugen von seinem übersprudelnden Ideenreichtum.

Lange Zeit jedoch wirken seine Charaktere überaus flach. Der Erste Verweser Dawill, der Tennant Kuton, der Erste Pilot Murtak - sie alle wirken schablonenhaft und werden erst in der zweiten Hälfte des Buches vertieft. Einzig die Erste Heilerin Vileena sowie der Novize Bailan erscheinen dem Leser schnell recht vertraut. Die überraschendste Figur jedoch bleibt der Kommandant Eftalan Quest, zu keiner Zeit als Protagonist der Handlung erkennbar, geschweige denn ein Sympathieträger. Von Beginn an durch seine schwere Krankheit - die er jedoch der Mannschaft gegenüber verschweigt - gezeichnet, schleppt sich der schwergewichtige Kommandant durch die komplette Handlung. Auch psychisch ist Quest nach der Vernichtung der gesamten Bevölkerung seines Heimatplaneten, für den er die Verantwortung trug, ein Wrack. Erst spät bekommt man eine Ahnung über die Intention des Kommandanten für die Reise.

Konfliktpotential ist auf dem riesigen Raumschiff genügend vorhanden, so zwischen Dawill und Murtak oder zwischen Vileena und Uboron, wird aber leider nur angerissen. Quests Befragung der beiden Heiler ist im Sande verlaufen. Hier hat der Autor zu sehr geradaus geblickt und leider einige Nebenstränge quasi verschenkt.

Die Rolle eines wirklichen Sympathieträgers bleibt in diesem Roman vakant. Mit Abstrichen taugen noch Bailan, Dawill oder der erst später ins Rampenlicht tretende Smeeth, der Mann aus der Vergangenheit, für diese Rolle. Das Fehlen einer solchen Figur dürfte mit der Grund dafür sein, dass die Handlung doch recht lange vor sich hin dümpelt. Erst in der zweiten Hälfte kann diese Fahrt aufnehmen. Nun, wo man dem Planet des Ursprungs doch immer näher kommt, kommt es zu philosophischen Exkursen und es offenbaren sich einige überraschende Dinge, die "Quest" doch noch zu einem Leseerlebnis machen, das man lange Zeit so nicht erwarten konnte.

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