Halloween III - Ein Zombie-Roman

  • Heyne
  • Erschienen: Januar 1984
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Halloween III - Ein Zombie-Roman
Halloween III - Ein Zombie-Roman
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Michael Drewniok
1001

Phantastik-Couch Rezension vonMär 2007

Ein Neuanfang, der gruselig in die Hose ging

Ende Oktober (vermutlich) 1982: Die britische Insel ist um eine Sehenswürdigkeit ärmer. Unbekannten ist es gelungen, die steinzeitliche Kultstätte Stonehenge des Bluestones zu berauben - eine staunenswerte Leistung, weist dieser doch das stolze Gewicht von mehr als neun Tonnen auf! Niemand weiß, wie die Tat gelingen konnte, und die Aufregung ist groß.

Auf der anderen Seite des Erdballs, in einer kleinen Stadt im Norden des US-Staates Kalifornien, ist Dr. Daniel Challis das Schicksal des Bluestones herzlich gleichgültig. Ungewarnt stolpert er daher in ein unheimliches Geschehen, das nichts Geringeres als die Eroberung dieser Welt durch die Mächte der Finsternis zum Ziel hat. Stichtag soll der 31. Oktober sein: Halloween, denn in dieser Nacht dürfen die Toten ihre Gräber und böse Geister die Hölle verlassen und sich unter die Lebenden mischen.

Einer dieser Finsterbolde, vor zwei Jahrtausenden von keltischen Druiden zu seinem dämonischen Dasein verflucht, sucht die Menschheit seither immer wieder heim. Bisher hat er sich allerdings darauf beschränkt, sich ein unglückliches Opfer zu suchen, dessen Hirn zu übernehmen und den Körper allerlei Übeltaten verrichten zu lassen. Zuletzt war dies im Jahre 1963 gelungen, als besagter Geist in den sechsjährigen Michael Myers aus Haddonfield, Illinois, fuhr und dieser messerschwingend und mordend Furcht und Schrecken verbreitete, bis er jüngst endlich gestellt und vernichtet werden konnte.

Ein fataler Irrtum, denn das Böse entwich aus Myers Körper - und es hat dazugelernt!

In Santa Mira, einem Nest im Süden der USA werden in einer hermetisch abgeriegelten Firma Halloween-Masken der besonderen Art hergestellt. Dahinter steckt der mysteriöse Conal Cochran, und ihm gehorcht man besser, denn sonst könnte einem ein schlimmer Unfall zustoßen ... Challis ermittelt trotzdem und erfährt Schlimmes: Pünktlich zu Halloween werden die Masken ihre Träger in seelenlose Zombies à la Michael Myers verwandeln, die anschließend die Welt ins Chaos stürzen sollen ...

Viel riskiert und nichts gewonnen

Wobei die Welt wie so oft nur aus den Vereinigten Staaten von Amerika zu bestehen scheint, obwohl im großen Finale gnädig Erwähnung findet, dass der böse Keltendämon seine Horror-Masken auch ins Ausland verkauft. Aber bevor wir nun beginnen, uns über solche Details aufzuregen, sollten wir einen Blick auf das Gesamtwerk werfen - dies bietet nämlich mehr als genug echte Gründe sich zu ärgern.

Die ";Halloween”-Bücher zu den ersten drei Filmen gehören allesamt zum Bodensatz nicht nur der phantastischen Literatur. Ebenso billig heruntergeschrieben um des schnell verdienten Dollars wegen wie die ersten beiden Teile der Saga, stellt ";Halloween III” als Film wie als Roman doch ein gewisses Novum dar: Sehr richtig von der Prämisse ausgehend, dass eine weitere Wiederbelebung des unverwüstlichen Michael Myers sogar den langmütigsten (bzw. geistig ärmsten) Gruselfan auf eine vielleicht zu harte Probe stellen würde, planten die Produzenten (deren Namen wir hier gnädig verschweigen wollen, da ihre Vergehen inzwischen verjährt sind) nichts weniger als den radikalen Neuanfang. Michael blieb tatsächlich Toast, auch von seiner Nemesis Dr. Loomis blieben nur Aschekrümel, und Laurie Strode alias Jamie Lee Curtis hatte zur Abwechslung wohl das neue Drehbuch gelesen, bevor sie den Vertrag unterschrieb.

Also besann man sich auf ein Element, das - in Teil 2 der ";Halloween”-Mythologie eingeflochten - überhaupt die einzige echte Idee gewesen war: Michael Myers wurde demnach von einem 3000 Jahre alten keltischen Geist besessen, dessen einziger Lebensinhalt darin besteht, Tod und Verderben über die Menschenwelt zu bringen. Es steht uns nicht zu, über Sitten und Gebräuche der Höllenvölker zu urteilen; bescheiden sei dennoch angemerkt, dass die oben erwähnte Motivation nicht unbedingt die Faszination der Gruselfreunde findet. Solange Michael Myers das Messer schwang und vor allem den Mund hielt, waren des Dämons Eskapaden leidlich vergnüglich. Doch in der Inkarnation des Conal Cochran wird er leider geradezu geschwätzig und verrät uns sogar, was ihn dazu trieb, a) Stonehenge zu schänden, b) eine Firma beachtlicher wirtschaftlicher Potenz aufzubauen und c) die Welt mit 150 Millionen (!) Halloween-Masken zu überschwemmen: ";Ich will Unruhe stiften, Dr. Challis ... Ich liebe tatsächlich einen guten Witz. Die Witzbolde sind die großen Gestalten der Geschichte, und Witze sind unsere eigentliche Stärke. Darin beherrschen wir die Welt. Und wenn wir sie endlich nach unserem eigenen Bild umformen ..., dann wird das der größte Witz aller Zeiten sein.” (S. 181)

Fragt sich nur, wer dann noch bleibt, um darüber zu lachen; die Leser tun es jedenfalls nicht, und die Zuschauer verweigerten sich 1982 ebenfalls: ";Halloween III - Season of the Witch” gehört (verdient) zu den ganz großen Flops der Filmgeschichte. Kein Wunder, dass Michael Myers für den vierten Teil schleunigst wieder zusammengeklebt wurde! (Zu diesem ob seiner ebenso dreisten wie misslungenen Plagiate der erfolgreichen ersten beiden Teile fast vergnüglichen Streifen gibt es übrigens auch einen Roman, zusammengemüllt von einem gewissen Nicholas Garbowsky, doch dieses Mal blieben wir zumindest hierzulande verschont.)

Dumme Dämonen benötigen dumme Opfer

Muss noch eigens erwähnt werden, dass die Zeichnung der ";Halloween III”-Figuren schlicht verheerend ist? Eine auch nur in Ansätzen differenzierende Charakterisierung bleibt aus; die Guten sind unsympathisch, die Bösen lächerlich, und über alle zusammen würde man selbst in einem Kasperle-Theater Auftrittsverbot verhängen. Erneut kann die deutsche Übersetzung das unterirdische Niveau mühelos halten.

Aber der Untertitel - ";Ein Zombie-Roman” - trifft dieses Mal den Nagel auf den Kopf. Da in der gesamten Geschichte nicht einmal von weitem ein Zombie zu sehen ist, muss man ihn wohl auf den Verfasser beziehen - und auf die Leser, die dieses schräge Machwerk bis zum bitteren Ende durchgehalten hat.

Halloween III - Ein Zombie-Roman

Jack Martin, Heyne

Halloween III - Ein Zombie-Roman

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