Bluttrinker

  • Otherworld
  • Erschienen: Januar 2010
  • 1
Bluttrinker
Bluttrinker
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Verena Wolf
50°1001

Phantastik-Couch Rezension vonApr 2010

Sword & Sorcery für anspruchslose Puristen

Nach der Trilogie "Die Chroniken des Paladins" legt Bellem "Bluttrinker" vor, das ebenfalls im Land Kandura spielt und als eigenständiger Band die Zeit etwa 300 Jahre vor der Chronik beleuchtet. Die Zeiten in Kandura sind nicht rosig. Von seinen Kindern wurde der Göttervater Aurelion vor der Zeit von "Bluttrinker" in die Niederhöllen verbannt. Aber jetzt haben sich die Götter zurückgezogen und Aurelion schmiedet finstere Pläne, um an die Macht zu gelangen.

"Bluttrinker" beginnt in einem Sumpf, in dem der Jäger Andrul um sein Leben läuft. Trolle jagen ihn und werden ihn umbringen, wenn kein Wunder geschieht. Da bietet Aurelion dem Jäger an, sein Sohn und Werkzeug zu werden. Andrul nimmt in seiner Not - und mangels attraktiver Alternativen - an. Er wird zu Karandra, dem finsteren Sohn des Göttervaters. Ab da hinterlässt er eine blutige Spur des Verderbens, denn er verbündet sich als erstes mit den plündernden, Menschen abschlachtenden Trollen, die ihn eben noch jagten. Aber das ist erst der Anfang. Karandra scharrt eine finstere Armee zusammen, um in den Krieg zu ziehen. Mit Hilfe eines mächtigen Amuletts will er - klar - endgültig triumphieren und Aurelion wieder auferstehen lassen.

Die Menschen scheinen kein Hindernis für den Finsterling zu sein. Mit verschiedenen Stammesführern, die sich gegenseitig misstrauen leben sie in ständiger Angst vor Orks und Barbaren. Ein gemeinsamer König könnte helfen. Der Magier Gordon und der Elf Faeron haben sich für diese Rolle bereits den Menschen Barsjk ausgeguckt. Zum Gegenspieler Karandras wird jedoch Throndimar, ein einfacher Bauer, der auf Rache sinnt. Auch er sammelt eine Armee um sich: der Krieg um Kandura beginnt.

Zwischen Roman und Rollenspiel

"Bluttrinker" ist ein Sword & Sorcery-Abenteuer mit klassischen High-Fantasy-Elementen. Deutlich merkt man dem Werk an, dass Bellem durch Tolkien und R. A. Salvatore inspiriert ist. Auch hat Bellem viel Erfahrung als Rollenspieler, das ist bei "Bluttrinker" erkennbar. Manchmal zu sehr. Statt ausgetüftelter Welten und durchdachter Handlung bietet das Buch typische Rollenspielszenarien: Kämpfe mit Trollen und Orks satt und Heldenfiguren, die eine Queste haben. Ansonsten nichts Neues in Little Kandura, das über eine Rollenspielmeister-Story von der Stange hinaus geht. Es fehlen Beschreibungen und Atmosphäre. Da dem Leser anders als dem Rollenspieler Interaktivität verwehrt bleibt, beginnt ihn das betont actionreiche "Bluttrinker" zu langweilen. Die Chronik und das Namensverzeichnis am Ende helfen darüber nicht hinweg.

Jeder der Charaktere hat zwar eine persönliche Vergangenheit und Geschichte, aber die auf dem Klappentext versprochenen Einblicke in menschliche Abgründe fehlen. Die Figuren bleiben blasse Abziehbilder. Sie sind Fantasy-Archetypen: "der schöne Elf", "der weise Magier", "der unerschrockene Held", "die hübsche Maid" ohne Facetten oder innere Widersprüche. Throndimar als Beispiel soll ein gebrochener Mann mit einer Mission sein. Als Motivation für seine Rache muss ein schon oft bemühtes Szenario herhalten: seine Frau Nemena, die selbstverständlich - um das Drama zu erhöhen - von ihm schwanger ist, wird ermordet. Als der Bauer die Leiche findet, schwört er Rache, ist zu allem bereit. Kopfmäßig versteht man: das ist sicher schlimm. Aber man fühlt nicht mit Throndimar. Seine macho-dümmlichen "Nemena!"-Kampfschreie, die den Leser ab da begleiten, reißen das Ruder auch nicht herum.

Das Grundmuster "Der-große-Krieg-zwischen-Gut-und-Böse" ist schon öfter erzählt worden, meist spannender. "Bluttrinker" wirkt schnell und lieblos hingeschrieben, die Dialoge sind recht platt und Formulierungen nahezu plump gewählt: Die Klinge des Helden "flammt förmlich golden auf", ein Mann "verfällt in schallendes Gelächter" und Liebende "versinken in einem lang andauernden Kuss". Der Handlungsverlauf, der viel Potenzial hat, bleibt vorhersehbar, sogar das actionreiche Finale dem Leser seltsam egal. Die einzige wirkliche Überraschung ist, wie der Titel "Bluttrinker" in die Irre führt. Es gibt nur eine Bluttrinkerin im Buch, Iphelia. Die Herrscherin würde alles für ihren Sohn tun und entwickelt darum (und um als Bonus ihr eigenes Leben zu verlängern) eine Schwäche für das rote, salzige Nass. Ach so. Zum Schluss wird ein Held übermenschlich im Kampf gegen das Böse, die Menschen haben einen neuen König, die Zukunft bleibt schwierig und dafür nichts wirklich hängen. Ende. Schade.

Bluttrinker

Stephan R. Bellem, Otherworld

Bluttrinker

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