Leviathan erwacht (The Expanse 1)

  • Heyne
  • Erschienen: Februar 2017
  • 1
Leviathan erwacht (The Expanse 1)
Leviathan erwacht (The Expanse 1)
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Carsten Kuhr
79°1001

Phantastik-Couch Rezension vonJun 2012

SF is back - Der Auftakt einer überzeugenden Reihe

Zwar hat die Menschheit die Galaxie nicht erobert, doch in ihrem eigenen Sonnensystem hat sie sich ausgebreitet. Gürtler, Menschen, die in den Asteroidengürteln und Monden des Jupiter und Saturn geboren und aufgewachsen sind, leben, lieben und sterben hier draußen, die Militärschiffe der Erde und des Mars beäugen einander misstrauisch.

Jim Holden fährt seit einigen Jahren als erster Offizier auf einem Wasserschiff. Von einem der eisförmigen Monde holen sie das gefrorene Nass und transportieren es zu den menschlichen Außenposten.

Als ein Notruf die Canterbury erreicht, zögern sie nicht, dem Hilferuf nachzukommen. Dass sie auf ein verlassenes, offensichtlich gewaltsam geentertes Schiff treffen, ist die erste Überraschung, dann wird die Canterbury von einem unbekannten Stealth-Schiff vernichtet. Es gelingt Holden, zusammen mit den wenigen Mannschaftsmitgliedern, die ihn von der Canterbury auf das verlassene Schiff begleitet haben, den Angriff zu überleben und in den Besitz eines marsianischen Kampfschiffes zu kommen. Auf der Suche nach dem Grund des Überfalls stößt er auf Hinweise, dass einer der übermächtigen Erdkonzerne hinter dem Vorfall steckt. Mehr noch, die zunehmende Kriegstreiberei zwischen den Ringbewohnern und den Streitkräften der Erde und des Mars wird von dem Konzern weiter angeheizt. Was nur will Protogen, der Konzern, verbergen, dass er bereit ist, das Sonnensystem in einen alles vernichtenden Krieg zu treiben?

Aufklärung könnte Ex-Detective Miller von Ceres geben. Nachdem dieser von seinem Arbeitgeber gefeuert wurde, macht er sich auf, seinen letzten Auftrag zu erfüllen. Bevor man ihn unrühmlich vor die Tür setzte, sollte er Julie, eine missratene Tochter aus einer der reichsten und angesehensten Familien der Erde, finden und auch gegen ihren Willen zu ihren Eltern zurückverfrachten. Auf Eros findet er Julie dann in einer heruntergekommenen Absteige. Sie, die einst alles hatte, was Geld einem kaufen konnte, ist einem heimtückischen, ihre DNA veränderten Virus zum Opfer gefallen.

Zusammen mit Holden macht er sich auf die Suche nach den Schuldigen - und stößt auf skrupellose Wissenschaftler, die zur Erforschung des Phoebe-Virus bereit sind, Millionen von Menschen zu ermorden, um der Menschheit die Tür zum Universum aufzustoßen - etwas, das weder Holden noch Miller ungestraft zulassen können. So kommt es zu einer ungewöhnlichen Allianz, die auf eine invasive, außerirdische Intelligenz trifft ...

Glaubwürdige Gestalten in einer vorstellbaren Zukunft

Gerüchteweise verbergen sich hinter dem Pseudonym James Corey die erfolgreichen und angesehen Autoren Daniel Abraham (Die magischen Städte, dt. bei Blanvalet) und Ty Frank. Und was sie uns hier, einmal mehr als Auftakt einer neuen Reihe von Romanen präsentieren, das ist wahrlich nicht von schlechten Eltern.

In einer - sowohl was das politische wie auch das wirtschaftliche System anbelangt - glaubwürdig ausgestalteten Zukunft erzählen sie uns eine packende Geschichte voller markanter Charaktere und unerwarteter Wendungen. Es geht in erster Linie natürlich darum, die mannigfaltigen Rätsel zu erforschen. Was steckt hinter den angegriffenen und vernichteten Raumschiffen, wer heizt den kalten Krieg zwischen Erde und Mars an und warum? Und was stieß der renegaten Tochter aus bestem Hause zu? Fragen, die ebenso überraschend wie in sich folgerichtig beantwortet werden.

Es sind die Gestalten, die eingebettet in ihre jeweilige Umgebung dem Roman sein Gepräge verleihen. Holden wie Miller sind beides keine einfachen Charaktere. Der eine, ein Mann der zu ehrlich ist, es vielleicht gar zu gut mit allen um ihn herum meint, der andere, ein abgehalfterter Trinker, der, um seiner Perspektivlosigkeit zu entfliehen, seinen letzten Fall auflösen will.
Beide sind in ihrem jeweiligen Betätigungsfeld bewandert, werden jedoch im Verlauf der Handlung immer wieder mit Extremsituationen konfrontiert. Diese zwingen sie dann dazu, nicht nur das Beste aus sich herauszuholen, sondern auch schwierige Entscheidungen zu treffen. Ausgehend von ihrer jeweiligen Historie urteilen sie dabei ganz unterschiedlich, entfremden sie voneinander, sind aber gezwungen, weiterhin zur Lösung und Auflösung des Falles zusammenzuarbeiten.

Neben viel Dramatik wartet ein Weltbild auf den Leser, das auch in Einzelheiten stimmig ist, das eine Zukunft präsentiert, die so denkbar und vorstellbar ist, in der die Menschen aber weiterhin menschlich im Sinne von fehlbar sind und versuchen ihre Träume wahr werden zu lassen. Das ist bestes SF-Abenteuermaterial voller Flair, Spannung und Atmosphäre.

(Carsten Kuhr, Juni 2012)

Leviathan erwacht (The Expanse 1)

James Corey, Heyne

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