Halloween - Filmtipps 6

von Marcel Scharrenbroich

WATCH OR TREAT VI oder „Die Suche nach dem fehlenden Jahr“

War was?

Die aufmerksamen Leserinnen und Leser werden es bemerkt haben, denn 2024 neigte sich ohne die jährlichen Horrorfilm-Empfehlungen für die/von der „Couch“ dem Ende entgegen. Das lag nun wirklich nicht daran, dass es keine Genre-Highlights gegeben hätte, denn große und kleine Filmchen wie „Longlegs“, „Cuckoo“, „Smile 2“ (deutlich besser als der höchstens durchschnittliche Vorgänger!), „The Puppetman“ oder „Immaculate“ konnten durchaus überzeugen. Vielmehr lag es daran, dass ein gewisser Schreiberling (keine Namen…) kreativ etwas blockiert war und an Stelle flink die Fingerchen über die Tasten gleiten zu lassen, selbige des Öfteren mit leerem Schädel massiert hat. Lacht nicht… „A S D F“, „Q W E R T“ (und ein paar Sonderzeichen) lassen sich selbst heute noch gut auf meiner Stirn erkennen, was… einerseits zu verwunderten Blicken bei Auge-in-Auge-Gesprächen führt, andererseits aber ein witziger Aufhänger für Smalltalk ist. Sei’s drum. Jedenfalls fiel 2024 aus. Mea culpi. Ja, das ist eine Verniedlichung, denn es tut mir nur ein bisschen leid. Immerhin konnte ich durch die freie Zeit meinen Plan vorantreiben, die Weltherrschaft an mich zu reißen, und den Louvre leerräum… Moment… vergesst das ganz schnell wieder. Das ist ein anderes Thema. Gut… vielleicht nicht für meinen Psychiater… oder den Arzt, der meinte, dass ich den Schädel vielleicht etwas zu doll durch den Laptop gedonnert hätte. Aber hey, wann hat man schon mal die Gelegenheit, jemandem Teile einer dampfenden Festplatte aus den Augenbrauen zu bürsten? Dr. Eisenbart hat nun eine tolle Story für die Mittagspause, und ich einen backfrischen Laptop. Win-win!

Davon sollt Ihr, liebe Leserinnen und Leser, natürlich ebenfalls profitieren. 2025, welches wir nun fast auch schon zu den X-Akten legen können, habe ich nämlich eine Menge Scheiß geschaut, dafür aber auch überraschend starke Stoffe aus der Masse aussieben dürfen. Versteifen wir uns auf Letztere. Angereichert wird dieser kleiner Guide für einen launigen Halloween-Marathon wieder durch ein paar meiner All-Time-Favourites, die sich zu dieser Jahreszeit ideal für eine Erstsichtung (oder Wiederentdeckung!) eignen würden. Dann mal los…

„28 Years Later“

(UK/USA 2025)

Was hat der gute Danny Boyle („Trainspotting“, „Sunshine“) uns warten lassen! Zusammen mit Regisseur („Ex_Machina“, „Men“) und Drehbuchautor („Auslöschung“, „Dredd“) Alex Garland, mit dem Boyle auch schon im Jahr 2002 „28 Days Later“ auf die Beine stellte, zeigt uns das kongeniale Duo, wie die Welt sich in besagten 28 Jahren verändert hat. Die Infizierten eumeln nämlich noch immer durch die Pampa, weshalb sich die ordentlich dezimierte Menschheit in sichere Forts zurückgezogen hat. So hat sich auch eine kleine Gemeinschaft auf der Insel Lindisfarne, gelegen an der nordöstlichen Küste Englands, ein beschauliches Refugium aufgebaut. Lediglich ein schmaler Damm, welcher nur bei Ebbe zu überqueren ist, führt zum Festland. In den dortigen Wäldern ist es alles andere als sicher, gieren die leicht abgehangenen Infizierten doch nur nach Frischfleisch. Als Initiatiu… Intuiti… Intiti… als Ritus an der Schwelle des Erwachsenwerdens, werden die Heranwachsenden der Gemeinschaft mit rübergenommen, um sich dort ihre Sporen zu verdienen. Sprich: mit dem Flitzebogen einen gut Verwesten wegpumpen, schwupps, und du bist ein Mann. Fertig ist der Bums. Obwohl noch etwas zu jung, drängt Familienvater Jamie (Aaron Taylor-Johnson) darauf, dass Sohnemann Spike (stark: Alfie Williams) ihn bei einem Ausflug aufs Festland begleitet. Vollkommen gegen den Willen von Mutter Isla (ebenfalls stark: Jodie Comer), die krankheitsbedingt das Bett hüten muss und schwer unter geistigen Aussetzern leidet. Jamie will, dass der Junge für alles, was das Leben an Schwere bereithält, gewappnet ist. Der erste Infizierte ist schnell ausgemacht und erledigt, doch wo einer ist, sind oft viele. Diese Erfahrung müssen auch Jamie und Spike machen. Entsprechend verlängert sich ihr Aufenthalt von ursprünglich vier Stunden ungeplant über Nacht. Die größte Gefahr geht aber nicht von den Wald-und-Wiesen-Schlurfern aus, sondern von den sogenannten Alphas. Groß, stark schnell und meistens äußerst griesgrämig unterm langen Zottelbart. So gelingt es Jamie und Spike nur mit größter Mühe, wieder sicher auf ihre kleine Insel zu gelangen. Damit beginnt die Reise aber erst, denn Spike hat sich in den Kopf gesetzt, seine kranke Mutter ohne Jamies Wissen zu einem Arzt zu bringen. Und den gibt es nur auf dem Festland…

Ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass ein weiterer Ableger der Reihe nach einer derart großen Lücke („28 Weeks Later“ ist von 2007 und wurde ohne Beteiligung von Boyle/Garland von Juan Carlos Fresnadillo inszeniert) noch funktionieren könnte. Negativ-Beispiele wie „Beverly Hills: Axel F“, „Gladiator II“, „Hocus Pocus 2“, „Freakier Friday“ oder „Der Prinz aus Zamunda 2“ haben mich wohl diesbezüglich abstumpfen lassen. Doch was wurde ich eines Besseren belehrt, WOW! „28 Years Later“ ist so viel mehr als eine Cash-Cow, die aus Nostalgie-Gründen noch einmal bis zum letzten Tropfen ausgewrungen wird. Schon der äußerst harte Prolog setzt eine erste Duftmarke und streut Hinweise, die uns im Laufe des Films immer öfter begegnen, im Nachgang sogar auf die bereits abgedrehte Fortsetzung „28 Years Later: The Bone Temple“ von Regisseurin Nia DaCosta („Candyman“ von 2021) vorbereiten. Verdammt stark geschrieben. Zwischen wunderschönen Naturaufnahmen, die allesamt mit einem modifizierten iPhone 15 Pro Max gedreht wurden, lässt Boyle die harte und nicht selten blutige Realität reingrätschen. Selten war eine Bedrohung in gleißendem Tageslicht größer, als sie vom Alpha Samson (Chi Lewis-Parry) ausgeht. Wenn der Hüne mit blankem Lörres im Vollsprint hinter den Flüchtenden herhechtet, läuten sämtliche (Alarm-) Glocken. Boyle arbeitet in einigen Szenen auch mit rasanten Schnitten, in denen er immer wieder Schnipsel alter Filme einblendet, um kontrastreich Parallelen zu erzeugen. Untermalt mit einer aufpeitschenden Soundkulisse ein audiovisueller Hochgenuss, der „28 Years Later“ für mich mit stakkatohafter Musikvideo-Ästhetik und gegensätzlichen, brillant eingefangenen Einstellungen zum bisherigen Highlight der Reihe macht. Wenn in der zweiten Hälfte plötzlich die Stimmung umschlägt und einen emotional komplett schreddert, ist die grandiose Darbietung von Ralph Fiennes nur noch der sahnige Spritzer Milch im feinsten Afternoon-Tea, den Englands Film-Elite auftischen könnte.

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„Fright Night - Die rabenschwarze Nacht“

(OT: „Fright Night“; USA 1985)

Weg von Infizierten, hin zu Vampiren. Nachdem wir uns jetzt gefühlstechnisch wieder etwas gefangen haben, laden wir uns doch einen netten Nachbarn ein. Der unterdurchschnittliche Durchschnitts-Teenager Charly Brewster (William Ragsdale) fummelt nicht nur gerne an seiner Freundin Marcy… ich meine natürlich Amy (Amanda Bearse) rum, sondern auch an seinem Fernglas. Nein, das ist kein Synonym, sondern wortwörtlich gemeint. Der kleine Spanner schielt ins bis dato leerstehende Haus gegenüber, wo sich gerade der Neuankömmling Jerry Dandrige (Chris Sarandon) mit seinem Mitbewohner Billy Cole (Jonathan Stark) häuslich einrichtet. Ihr wisst schon, das Übliche… Schränke, Tisch, einen Sarg. Mooomentchen, was??? Jap, da staunt auch unser Horrorfilm-Nerd Charly nicht schlecht. Erst recht nicht, nachdem er am nächsten Tag einer scharfen Blondine hinterherglotzt, die Maison Dandrige betritt, kurz darauf aber in den Nachrichten als vermisst gemeldet wird. Das deckt sich gut mit dem schrillen Schrei, den Charly in der Nacht aus dem Nachbarhaus vernommen hat. Schnell zählt er 17 und 4 zusammen, und kommt zur einzig rationalen Schlussfolgerung: der schicke Dandy von hinterm Zaun muss ein Vampir sein. Bisschen blöd nur, dass zuerst Untermieter Billy den neugierigen Nachbarsjungen beim Rumschnüffeln erwischt, und dann auch noch der Sauger vom Dienst höchstpersönlich in die andere Seite von Charlys Fernglas blickt, während er an seinem nächsten Opfer herumnuckelt. Da fällt dem jungen Burschen fast alles aus dem Gesicht, aber keine Panik! Wie wir Blutsauger-Experten ja alle wissen, kann ein Vampir ein fremdes Haus nicht ohne Einladung betreten, gelle? Tja, da kommt dann Charlys Mutter, die gute Judy (Dorothy Fielding), ins Spiel. Zum Kuckuck-Sagen lädt sie Jerry ohne das Wissen ihres Söhnchens ein, dem jetzt natürlich die letzten Gesichtszüge vollends entgleiten. Leicht panisch wendet er sich an seinen besten Freund Ed (Stephen Geoffreys), einen ziemlich schrägen Vogel, der horrortechnisch aber voll auf dem Laufenden ist. Schnell wird klar, dass Kruzifixe und Knoblauch für den modernen Vampir von Welt nicht die idealsten Abwehrmöglichkeiten darstellen, weshalb Brewster zum letzten Strohhalm greift. Er versucht, den abgehalfterten Schauspieler Peter Vincent (Roddy McDowall), welcher nachts durch die Horrorfilm-Parade „Fright Night“ in den Untiefen des Kabelfernsehens führt, von seinem waghalsigen Vorhaben zu überzeugen: Jerry Dandrige töten, bevor dieser Charly alle Lampen austritt. Wo der furchtlose Peter Vincent einst in billigen B-Schinken stolz wie bestimmend Geschöpfe der Nacht am Fließband pfählte, ist von der blanken Fassade nur noch ein rostiges Häufchen Elend übrig. Ganz so „furchtlos“ ist der olle Pedder nämlich nicht.

Was habe ich diesen Film in meiner frühen Jugend geliebt. Und ich tue es heute noch! „Fright Night“ ist einer dieser Filme, die ich immer und immer wieder gucken mag. Angefangen von der urigen Atmosphäre mit liebevoll ausgestatteten Sets, über den catchy 80’s-Synthie-Soundtrack bis hin zu den spielfreudigen Darstellern. Allen voran Chris Sarandon, bekannt aus „Die Braut des Prinzen“, „Chucky - Die Mörderpuppe“ oder „The Resurrected - Die Saat des Bösen“ sowie dem kauzigen Roddy McDowall, den man vor allem aus den „Planet der Affen“-Filmen kennt, wo er erst Cornelius, später dann Cäsar hinter mehreren Masken-Schichten verkörperte. Gern gesehen in Serien („Batman“, „Columbo“, „Wonder Woman“, „Fantasy Island“) und TV-Filmen („Alice im Wunderland“, „In 80 Tagen um die Welt“), sah man ihn auch im Katastrophen-Klassiker „Die Höllenfahrt der Poseidon“, den Disney-Produktionen „Die tollkühne Hexe in ihrem fliegenden Bett“ und „Die Katze aus dem Weltraum“ sowie der „Fright Night“-Fortsetzung „Mein Nachbar, der Vampir“ von 1988. Ebenfalls wieder an der Seite von William Ragsdale. McDowalls Rollenname Peter Vincent ist übrigens eine clevere Konstruktion aus den Namen Peter Cushing und Vincent Price, beides Ikonen der Horrorfilm-Geschichte.

Unter der Regie von Craig Gillespie („I, Tonya“, „Cruella“) erschien 2011 ein Remake von „Fright Night“, in dem der 2016 unter tragischen Umständen viel zu jung verstorbene Anton Yelchin („Star Trek“, „Odd Thomas“, „Green Room“) in die Rolle des Charly Brewster schlüpfte. Neu-„Penguin“ Colin Farrell („Minority Report“, „Daredevil“, „Brügge sehen… und sterben?“) übernahm den Part von Jerry Dandrige, während David Tennant („Doctor Who“, „Jessica Jones“, „Good Omens“) den „furchtlosen“ Peter Vincent gab. An sich kein schlechter Film, doch eigentlich unnötig, da das Original von Regisseur und Autor Tom Holland („Chucky - Die Mörderpuppe“, „Thinner - Der Fluch“) trotz heftiger 80’s-Vibes, was sich vor allem in Mode und Musik widerspiegelt, noch heute komplett überzeugen kann. Manchen Effekt mag man belächeln, aber Charme hat man, oder halt nicht.

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„Monster Summer“

(USA 2024)

Was treibt eigentlich Mel Gibson dieser Tage Spannendes, sollte er gerade mal nicht medial unangenehm auffallen oder durch den einen oder anderen B-Film huschen? Ich sag’s Euch: den hat es in die 90er verschlagen, wo er fleißig Monster jagt. Klar, darunter bestimmt auch ein paar seiner eigenen, aber wenn Not am Mann ist, hilft er auch schon mal der jüngeren Generation aus. So treibt sich auf der schnuckelig-idyllischen Insel Martha's Vineyard aktuell scheinbar eine Hexe rum. Und DAS geht natürlich GAR NICHT!

Der Sommer im neuenglischen Massachusetts könnte schöner kaum sein: Sonne satt, planschen am Strand, Baseball spielen mit den Freunden. Das kostet dann der Teenager Noah Reed (Mason Thames) auch in vollen Zügen aus. Inklusive Treffen im Baumhaus und allem Pipapo. Dumm nur, dass sein bester Freund Ben (Noah Cottrell) gerade ein Date mit dem Mädel ausgemacht hat, in das Noah seit gefühlten Ewigkeiten verknallt ist. Doch natürlich möchte er seinem Buddy nicht im Wege stehen. Im Nachgang betrachtet, hat er da sogar noch mal Schwein gehabt, denn während des abendlichen Dates am Strand geschieht Unglaubliches. Die romantische Mondschein-Schwimmerei von Ben und Ellie (Lilah Pate) findet ein jähes Ende, als sich eine augenscheinlich ältere Frau vom Pier ins Wasser stürzt. Kurz darauf erscheint aus den dunklen Tiefen ein grelles Licht, woraufhin Ben unter Wasser gezogen wird. Zwar überlebt er den Vorfall, ist danach aber vollkommen abwesend. Komplett apathisch starrt er nur noch ins Leere, während man von Behördenseite Ellies Aussage als zweifelhaft abtut. Lediglich Noah schenkt der Teenagerin ein offenes Ohr. Da er als angehender Journalist in die Fußstapfen seines viel zu früh verstorbenen Vaters treten möchte, ist er sowieso immer auf der Suche nach spannenden Storys. Im Örtchen deshalb schon verschrien und mit dem Stempel „blühende Fantasie“ auf der Stirn markiert, ist es dieses Mal aber aus persönlichem Interesse, denn er möchte seinen besten Freund natürlich so wiederhaben, wie er ihn seit jüngster Kindheit kannte. Mit seinem Enthusiasmus rennt Noah aber keine offenen Türen ein. Sogar seine Freunde Sammy (Abby James Witherspoon) und Eugene (Julian Lerner) gehen auf Abstand. Nun ist guter Rat teuer, doch ungeahnt findet er im berühmt-berüchtigten Einzelgänger Gene Carruthers (Mel Gibson) einen Verbündeten. Dem zurückgezogenen Rentner haben die Kids gerne mal unterstellt, ein Ex-Spion zu sein, der auf seinem Grundstück Leichen vergraben hat, was sich jedoch als Irrtum erweist. Tatsächlich ist Carruthers ein Ex-Cop, mit dem sich Noah nach ein paar Startschwierigkeiten sogar anfreundet. Das ist auch bitter nötig, denn die Fälle verstörter Kinder beginnen sich rasant zu häufen. Ob die mysteriöse ältere Dame dahintersteckt, der Noahs Mutter Abby (Nora Zehetner) über den Sommer ein Zimmer vermietet hat? Möglich, denn Miss Halverson (Lorraine Bracco) macht ein großes Geheimnis um ihren Aufenthalt. Kann es sein, dass sie die Hexe ist, die das malerische Örtchen terrorisiert?

„Monster Summer“ ist eine sehr gelungene Mischung aus Coming-of-Age und Mystery-Abenteuer. Allzu gruselig geht es nicht zu, sodass sich durchaus die ganze Familie zu einem launigen Filmabend auf der Couch versammeln kann. Ein bisschen „Stranger Things“, ganz viel „Gänsehaut“, ein paar Tropfen „Die Goonies“ und einen Hauch „Stand by me“, fertig ist der Retro-Cocktail, der erfreulicherweise mal in den 90ern serviert wird. Nachdem filmisch und serientechnisch die 80er nahezu komplett leergeplündert sind, eigentlich die logische Konsequenz. Man fährt aber nicht auf Teufel-komm-raus die Retro-Schiene, sondern besinnt sich auf eine entschleunigte Art des Erzählens. Das fällt am ehesten dadurch auf, dass die Kids nicht pausenlos am Smartphone hängen. Hat man im Trailer noch auf ikonische 90’s-Vibes gesetzt, indem man dort Tiffanys „I Think We're Alone Now“ hören konnte, kommt der Film mit einem stimmigen Score des deutschen Komponisten Frederik Wiedmann daher. Auch hier also keine Spur von simpler Retro-Räuberei.

Auf einen Punkt möchte ich noch etwas genauer eingehen: Und zwar ist mir bei „Monster Summer“ etwas aufgefallen, was ich schon beim diesjährigen Überraschungs-Hit „Weapons“ positiv beobachten konnte. Beide Filme nutzen das Kleinstadt-Setting, spielen also in einer limitierten Umgebung. Dies fällt allerdings zu keiner Zeit auf, da sehr häufig die Location gewechselt wird. Dadurch erscheinen gerade diese Filme, die metaphorisch von Mauern umgeben sind, ungemein größer. Ganz im Gegensatz zu vielen großen Blockbustern. Gerade im Superhelden-Genre sind mir da einige Negativ-Beispiele aufgefallen. Sei es bei der Gurke „Black Adam“ oder dem immerhin noch charmanten „The Fantastic Four: First Steps“. In beiden Streifen gibt es Bedrohungen ungeahnten Ausmaßes, was beim Zuschauer aber nur im Kleinen ankommt. Wenige reale Sets, einengende Ortskerne oder abgesperrte Straßenzüge, ansonsten viel Gedöns aus dem Rechner. Erstaunlich, dass gerade so „kleine“ Filme es durch viel Variation, Offenheit, Lebendigkeit und Breite schaffen, den „Weltenzerstörern“ zu zeigen, wie man glaubwürdige Atmosphäre entstehen lässt und das Publikum nicht langweilt. Natürlich tragen auch die Darsteller ihren Teil dazu bei. Neben Mel Gibson („Mad Max“, „Lethal Weapon“, „Braveheart“), der übrigens eine ganz fantastische Chemie mit seinem Co-Star Mason Thames („The Black Phone“, „Drachenzähmen leicht gemacht“) hat, geben sich noch bekannte Gesichter wie Lorraine Bracco („Goodfellas“, „Jim Carroll - In den Straßen von New York“, „The Sopranos“) und Kevin James („King of Queens“, „Der Kaufhaus Cop“, „Becky“) die Ehre. Unterstützt und sogar übertroffen von spielfreudigen Jungdarstellern, darunter Abby James Witherspoon, der Nichte von Hollywood-Darling Reese Witherspoon.

Geboten wird unterm Strich also überaus sympathischer Light-Grusel mit viel Atmosphäre, ein familienfreundlicher Plot, Charaktere mit Identifikationspotential und eine schöne, nicht zu aufdringliche Botschaft.

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„Clown in a Cornfield“

(USA 2025)

Kein richtiges Halloween ohne Clowns, was? Hat der argentinische Regisseur und Drehbuchautor Andrés Muschietti 2017 und 2019 noch mit seinen beiden „Es“-Kapiteln für Clown-Nachschub in den Kinos gesorgt, startet pünktlich zum Kürbis-Countdown auch die Prequel-Serie „It: Welcome to Derry“, produziert von HBO. Aber Stephen Kings Albtraum-Schlawiner ist nicht die einzige Grinsebacke, die 2025 auf die Zuschauer losgelassen wird. Klammheimlich hat sich nämlich ein zwielichtiger Geselle namens Frendo in die Lichtspielhäuser geschlichen. Basierend auf dem Roman „Clown im Maisfeld“ von Adam Cesare (und erschienen als Hardcover im FESTA Verlag), sorgt das Aushängeschild der Kleinstadt Kettle Springs dafür, dass sich die Felder blutrot färben.

Nach dem Tod der Mutter, zieht Dr. Glenn Maybrook (Aaron Abrams) mit seiner Teenager-Tochter Quinn (Katie Douglas) von Philadelphia in das gemütlich-abgelegene Örtchen, in dem eigentlich nur selten etwas Nennendes passiert. Viel Lokal-Patriotismus, vor allem geprägt vom überregionalen Erfolg der Baypen-Maissirupfabrik, ließ die Einwohner einst noch stolz durch die hübschen Straßen schreiten, doch die goldenen Zeiten von Kettle Springs sind längst verblasst. Die Wirtschaft geht auf dem Zahnfleisch. Nicht zuletzt deshalb, weil die Fabrik vor einiger Zeit abgebrannt ist, woran Cole Hill (Carson MacCormac), Sohn des Baypen-Firmengründers Arthur Hill (Kevin Durand) nicht ganz unschuldig ist. Und genau diesen Cole, der dem örtlichen Sheriff (Will Sasso) generell ein Dorn im Auge ist, lernt Quinn beim Antritt an der neuen Schule gleich mal kennen. Bei ihm und seinen Freunden Tucker (Ayo Solanke), Janet (Cassandra Potenza), Ronnie (Verity Marks) und Matt (Alexandre Martin Deakin) findet sie Anschluss und lernt, wie groß die Gräben zwischen den Erwachsenen und der Jugend wirklich sind. Als „unüberbrückbare Differenzen“ würde man es da noch gnädig ausdrücken. Die Teenager ecken bei jeder Gelegenheit an, fordern den Konflikt geradezu heraus. Und das, obwohl nicht nur Sheriff Dunne ein Auge auf die unverbesserliche Stadtjugend geworfen hat. Argwöhnisch, ja, gar feindlich, werden sie von den Älteren betrachtet. Und scheinbar war jemand derart angepisst, dass er sich in das Kostüm des freundlichen Baypen-Aushängeschilds Frendo gequetscht hat, um Gen-Z nach allen Regeln der Kunst die Lichter auszupusten. Es dauert nicht lange, bis der Maissirup-Clown ein blutiges Schlachtfeld hinterlässt… und mittendrin Quinn und ihre neuen Freunde.

Ich gebe zu, dass die Story jetzt nicht zwingend originell klingt… aber das muss sie auch gar nicht sein. „Clown in a Cornfield“ ist nämlich ein verdammt geradliniger Slasher der alten Schule, der das Genre gar nicht neu erfinden will. Vor allem punktet er durch junge Charaktere, die einem nicht schon nach drei Sätzen auf die Klötze gehen. Ich will jetzt nicht von übermäßigem Tiefgang sprechen, denn wir reden hier immer noch von einem Horrorfilm, in dem ein Clown Teenies wegmetzelt, aber die Figuren bekommen tatsächlich Profil. Fast schon überraschend, denn jüngere Genre-Vertreter wie „Dark Windows“, „Bodies, Bodies, Bodies“, „Peter Pan's Neverland Nightmare“, „Time Cut“,  „Totally Killer“ oder die beiden unterirdischen Vertreter „Until Dawn“ und „Tarot“ konnten nicht damit punkten, dass man sich um ihre Protagonisten schert. Löbliche Ausnahmen waren zuletzt der spanische „Mord, wie er im Buche steht“, der sympathische „Fear Street“-Ableger „Prom Queen“ und vor allem Eli Roths selbstironischer Schnetzler „Thanksgiving“. Wer mit diesen Beispielen auf seine Kosten kam, wird von „Clown in a Cornfield“ garantiert nicht enttäuscht. Bei mir inzwischen in einer 4K-Sonderedition eingezogen, wird der Streifen jetzt des Öfteren mal im Player landen. Zum einen, weil ich Slasher und Kleinstadt-Horror extrem gerne mag, zum anderen, weil „Clown in a Cornfield“ zu den wenigen Filmen zählt, die nah an der Buchvorlage sind. Nicht selten wird man als Zuschauer ja enttäuscht, weil man sich im Vorfeld schon sein ganz eigenes Bild von Figuren und Setting gemacht hat. Umso erstaunter war ich, dass sich meine Vorstellungskraft mehr als nur einmal 1:1 mit der Inszenierung von Regisseur Eli Craig („Tucker & Dale vs. Evil“, „Little Evil“) überschnitt.

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Stephen Kings „Stark“

(OT: „The Dark Half“; USA 1993)

Keinen Halloween-Marathon ohne den Meister des Schreckens… oder besser gesagt, ohne DIE Meister des Schreckens, denn im Falle von „Stark“ waren nämlich gleich zwei Horror-Veteranen am Werk. Da wäre erstens selbstverständlich Stephen King, der den Roman „Stark - The Dark Half“ bereits 1989 auf den Markt brachte. Der Anfang des Buches ist mir noch lebhaft in Erinnerung, da wir in der Schule mal gebeten wurden, ein Kapitel unseres Lieblingsbuches mit der Klasse zu teilen. Ein Schulfreund las mit einem breiten Grinsen den recht deftigen Auftakt (if you know, you know) vor, woraufhin Lehrer und einigen Mitschülern der eine oder andere Gesichtszug entglitt. Kings Ausführungen waren aber auch derart blumig, dass man sich fast fühlte, als wäre man dabei. Tut jetzt hier herzlich wenig zur Sache bei, aber für mich war es ein netter Flashback in die frühen 90er. Eine Zeit, in die ich sofort zurückkehren würde, sollte mal jemand das Zeitreisen erfinden. Sollte übrigens jemand von EUCH eine Zeitmaschine bauen, schickt mir genau JETZT eine E-Mail an die Adresse im Impressum … *dum-di-dum-di-dum* … okay, da das Postfach noch leer ist, gehe ich davon aus, dass Ihr versagt habt. Verdammt. Na gut, weiter im Text. Dem zweiten Genre-Meister verdanken wir dann die schnörkellos-stimmige Verfilmung. Und zwar niemand Geringerem als George A. Romero (1940 – 2017; „Die Nacht der lebenden Toten“, „Zombie - Dawn of the Dead“, „Der Affe im Menschen“). Als Ur-Vater aller Zombie-Streifen sollte Romero einst auch das Kult-Videogame „Resident Evil“ auf die Leinwand bringen, was wie die Faust aufs Auge gepasst hätte, doch sein Drehbuch wurde abgelehnt. Stattdessen bekamen wir sechsmal Bullshit aus der Feder von Paul W. S. Anderson („Mortal Kombat“, „Alien vs. Predator“, „Monster Hunter“), dessen einzig guter Film wohl für immer „Event Horizon“ sein wird. Über Romeros nie realisierten Film erschien 2025 mit „George A. Romero’s Resident Evil“ sogar eine spielfilmlange Dokumentation. Seine „Stark“-Verfilmung spielt dafür - jedenfalls für mich - in der obersten Liga der King-Adaptionen.

Thad Beaumont (Timothy Hutton) konnte sich seinen Kindheitstraum, einmal ein bedeutender Schriftsteller zu werden, zwar erfüllen, zum großen literarischen Durchbruch hat es aber nicht gereicht. Beaumont hat aber noch eine andere Seite. Und die schreibt knallharte Thriller unter dem Namen George Stark. Mit diesen blutgetränkten Büchern hat sich der Vater von Zwillingen eine treue Fangemeinde aufgebaut. Thad wäre selbst ein Zwilling gewesen, was in jungen Jahren aber nur dadurch auffiel, dass eine Hirnoperation Schreckliches offenbarte. Ein vermeintlicher Tumor, der den Jungen (Patrick Brannan) unter Anfällen und enorm starken Schmerzen leiden ließ, entpuppte sich beim Eingriff als absorbierter Zwilling (Jap, genau DIESE Stelle las mein Schulfreund der Klasse vor). Als die Überreste operativ entfernt wurden, griff urplötzlich ein Schwarm von Sperlingen das Krankenhaus an. Höchst verstörend, doch danach ging es mit Thad bergauf. Neben der Schreiberei unterrichtet er noch Literatur an der Uni. Alles in allem ein geordnetes Leben, welches er mit den Kindern und seiner Ehefrau Liz (Amy Madigan) teilt. Unordnung kommt erst rein, als der Student Fred Clawson (Robert Joy) hinter das literarische Doppelleben des Autors kommt und ihn zu erpressen versucht. Unerwartet geht Thad Beaumont jedoch in die Offensive und offenbart der Welt, dass er hinter dem Pseudonym George Stark steckt. Medienwirksam wird sogar eine Beerdigung inszeniert, bei der der Thriller-Autor zu Grabe getragen wird. Damit sollte der Ärger für die Beaumonts eigentlich vom Tisch sein. Eigentlich…, doch Stark sieht es ganz und gar nicht ein, sich kampflos verdrängen zu lassen. Aus dem Pseudonym wird ein Wesen aus Fleisch und Blut, welches sich brutal an allen rächt, die Thad nahestehen und zum „Tod“ von George Stark beigetragen haben.

Romero ist nicht gerade zimperlich vorgegangen, was die Gewaltdarstellungen angeht. Deshalb verweilte der Film in seiner ungeschnittenen Form von 1994 bis 2017 auf dem Index. Noch vor der vorzeitigen Listenstreichung veröffentlichte der Publisher OFDb Filmworks eine streng limitierte und ungeprüfte Box, der ein Jahr später weitere Sondereditionen und eine reguläre Blu-ray-Veröffentlichung folgten. Nun versehen mit dem blauen FSK-16-Logo für die ungeschnittene Fassunge, die ebenso wie die zu diesem Zeitpunkt bereits ausverkaufte „Collector‘s Edition“ wieder die fehlenden sechs Minuten enthielt.

Spannend finde ich, dass Stephen King in „Stark - The Dark Half“ wieder mal etwas Privates hat einfließen lassen. Den meisten Leserinnen und Lesern wird wohl bekannt sein, dass der Autor seit den 1970ern mehrfach unter dem Namen Richard Bachman veröffentlichte. Zu den fünf Büchern, die zwischen 1977 und 1994 erschienen, gehören auch „Todesmarsch“ (aktuell als „The Long Walk“ verfilmt), „Menschenjagd“ (lose adaptiert in Schwarzeneggers „Running Man“ und hoffentlich adäquater in der kommenden Verfilmung von Edgar Wright) sowie „Der Fluch“ (1996 ganz solide als Film „Thinner - Der Fluch“ umgesetzt). King wollte so schauen, ob die Leute beim Kauf nur nach seinem inzwischen guten Namen gehen, oder ob sie auch zugreifen, wenn jemand weniger Bekanntes auf dem Cover steht. Im Grunde stimmt beides, denn die Bachman-Bücher verkauften sich ordentlich. Einfach deshalb, weil sie gut geschrieben waren. Als aber Anfang 1985 durch einen Zeitungsbericht bekannt wurde, wer hinter dem Pseudonym steckt, schossen die Absatzzahlen gleich in astronomische Höhen. King und Beaumont sind also gar nicht weit voneinander entfernt, wenn es um das „aus dem Schatten treten“ geht. Heute spräche man wohl von einem „Leak“. Es ist und bleibt aber faszinierend, wie Stephen King aus selbst erlebtem und Alltagssituationen reißerische Geschichten erschaffen kann.

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„Tremors - Im Land der Raketenwürmer“

(OT: „Tremors“; USA 1990)

In der Einöde sind die Würmer los. UND WAS FÜR BALLERMÄNNER DAS SIND!!! Im Kaff… besser gesagt Käffchen Perfection ist derart der Hund begraben, dass den lieben langen Tag so ziemlich wenig passiert. Gefolgt von noch weniger. Und schließlich überhaupt nix. Die Einwohner lassen sich an drei Händen abzählen und gehören schon zu einer besonderen Gattung Mensch. Vom kauzigen Ladenbesitzer (Victor Wong) bis zum überpowerten Waffen-Fetischisten (Michael Gross) und seiner nicht minder schießfreudigen Gattin (Reba McEntire ) ist so ziemlich jeder Schlag vertreten. Zur Abteilung von-der-Hand-in-den-Mund gehören die Freunde Valentine „Val“ McKee (Kevin Bacon) und Earl Bassett (Fred Ward), die sich mit allerlei Gelegenheitsarbeiten über Wasser halten. Zäune aufstellen, diverse Reparaturen, dies, das und manchmal auch jenes. Leben in die (bzw. unter die) Bude kommt, als die charmante, leicht verpeilte Seismologin Rhonda in der Wüste auftaucht, um die karge Gegend für ihre wissenschaftliche Arbeit über Erdbeben unter die Lupe zu nehmen. Tatsächlich lassen sich ungewöhnliche Aktivitäten unter der Oberfläche messen…

Noch kriegen Val und Earl davon nichts mit, sind sie doch zu sehr damit beschäftigt, Leichen zu finden. Zum Beispiel die des alten Edgar Deems (Sunshine Parker), der sich zum Verdursten auf einen der Strommasten verkrochen hat. Oder Fred (Michael Dan Wagner), den es zusammen mit seiner Schafherde zerrissen hat. So langsam macht sich Unbehagen bei den Freunden breit. Perfection einfach zu verlassen ist nicht drin, denn ein Steinschlag blockiert die Straße. Also wird gemeinschaftlich beschlossen, Hilfe per Pferd zu holen. Doch die Nummer geht schwer nach hinten los: Entgegen aller Annahmen, treibt sich in dem Örtchen kein irrer Serienkiller rum, sondern höchst gefräßige Riesenwürmer in XXL, die gnadenlos alles jagen, was über ihren Köpfen(?) Radau macht oder Schwingungen verursacht. Gemeinsam mit der Seismologin müssen Val und Earl die restlichen Bewohner von Perfection mit allem verteidigen, was der Waffenschrank der Gummers hergibt. Aber psssssst… NUR KEINEN LÄRM MACHEN!

Klingt wie ein B-Monster-Filmchen der alten Schule, den man in der unteren Reihe einer Videothek vermuten würde, oder? Das ist „Tremors“ auch. Und noch besser: genau das will er sein! Das Paradebeispiel eines klassischen Creature-Features, aber mit hervorragender Besetzung und perfekt ausbalanciertem Tempo. Das Kino-Debüt des Regisseurs Ron Underwood („City Slickers“, „Mein großer Freund Joe“, „Santa Baby“) lebt von der Chemie der sympathischen Darsteller, den handgemachten Effekten und einem straffen Drehbuch, in dem es keinerlei Längen gibt. Dumme Verhaltensweisen von Protagonisten, die aus dramaturgischen Gründen oftmals im Genre notwendig sind, um inhaltlich von A nach B zu kommen, sucht man vergebens. Die Figuren entwickeln sich, lernen und agieren logisch. Ebenso die monströsen Würmer, die durchaus intelligent bei ihrer Menschenjagd vorgehen. So ergibt sich eine atemlose Spannung, die gepaart mit gelungenem Wortwitz und Buddy-Dynamik blendend unterhält. Ein B-Movie der A-Klasse!

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„Heart Eyes - Der Pärchen-Killer“

(OT: „Heart Eyes“; USA 2025)

Der Rausschmeißer für diese lange Nacht ist ein ziemlich ungewöhnlicher Genre-Mix, welcher mich total unerwartet abholen konnte. Eine Mischung aus Romanze, Serienkiller-Slasher und Komödie… und dann noch aus den USA. Das hätte schnell kitschig, generisch und unlustig peinlich werden können, wurde es *Überraschung!* aber ganz und gar nicht. Vielmehr entpuppte sich „Heart Eyes“ als echtes Highlight im Horror-Gros des laufenden Filmjahrs.

Seit ein paar Jahren macht nicht Amor mit Pfeil und Bogen den Valentinstag unsicher, sondern der sogenannte „Heart Eyes“-Killer. Seine Beute sind turtelnde Pärchen, von denen es an diesem Tag ja so einige geben soll. Zuletzt schlug der Schlingel in Seattle zu. Ein Debakel für die Blumen-, Pralinen- und Schmuck-Industrie, lässt sich der Kram doch nur schwer an Mann und Frau bringen, wenn die Polizei den Liebenden rät, am besten daheim zu bleiben. Ein Debakel sondergleichen wird es für die frisch von ihrem Freund getrennte Ally McCabe (Olivia Holt), die ihren Trennungsschmerz in einer kunstvoll-blutigen Werbekampagne ihrer Auftraggeberin Crystal Cane (Michaela Watkins), Chefin einer renommierten Schmuckfirma, verwurstet hat. Liebe und Tod in einem Werbespot Hand in Hand gehen zu lassen, wo doch draußen ein Serienkiller frei herumrennt, ist ein klares No-Go. Um nun die Kohlen aus dem Feuer zu holen, wird Ally als letzte Chance der charmante Jay Simmons (Mason Gooding) an die Seite gestellt. Jay ist ein Profi, wenn es um Schadensbegrenzung geht, aber die Zeit drängt. Obwohl Ally alles andere als begeistert von ihrem „Retter“ ist, verabreden die beiden sich für den Abend in einem Restaurant. Natürlich nur zum Ideenaustausch. Dummerweise laufen sie beim Verlassen der Örtlichkeit Allys Ex und seiner neuen Flamme in die Arme. Kurzerhand ergreift Ally die Initiative und schmeißt sich dem überraschten Jay an die Lippen. Ein kurzer Moment der Genugtuung, doch diese Szene bekommt aus sicherer Entfernung auch der „Heart Eyes“-Killer mit. Und nun ratet mal, wen er sich als nächste Opfer ausgesucht hat?

Meine Fresse, hat mich dieser kleine Slasher gut unterhalten! Vor allem die pfeilschnellen Dialoge sorgen für reichlich Lacher, aber es wird auch für die Gore-Freunde was geboten. In der zweiten Hälfte, wenn man mit Ally und Jay schon richtig warmgeworden ist, steigen Spannungskurve und Bodycount sprunghaft an. Bevor es dann an die unerwartete Auflösung geht, gibt es einige durchaus kreative und kompromisslose Kills zu sehen. In Nebenrollen sind außerdem Jordana Brewster („The Faculty“, „Texas Chainsaw Massacre: The Beginning“, „Slasherman - Random Acts of Violence“) und Devon Sawa („Casper“, „Die Killerhand“, „Final Destination“, „Black Friday“) zu sehen, die beide reichlich Horror-Erfahrung mitbringen. Ein guter, augenzwinkernder Abschluss für eine schmusige Halloween-Nacht.

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Der letzte Sargnagel:

Es hat wieder unheimlich Spaß gemacht, den Oktober mit dem Rauspicken einiger Halloween-tauglichen Filmchen zu verbringen. An empfehlenswerten Beiträgen aus der Retro-Schublade wird es meinerseits auch in Zukunft nicht mangeln, das ist so sicher wie das umgedrehte Kreuz über meinem Bettchen. Und was die letzten paar Jahre so an Horror-Stoff in die Welt geschüttet haben, stimmt mich extrem optimistisch, dass uns auch 2026 (und darüber hinaus) reichlich Genre-Vielfalt geboten wird. Mit „Evil Dead Burn“, „Send Help“, „Scream 7“, „Return To Silent Hill“, „The Bride!“, „Ready or Not 2“ und Neuem aus dem „Insidious“-Universum stehen bereits einige Projekte an, auf die man sich freuen darf. Und dieser Horror, sei er auch blutig, verängstigend und gerne auch mal strunzdumm, ist mir als abendliche Entspannung zehnmal lieber als der Horror in den täglichen Nachrichten, nach denen man WIRKLICH Albträume bekommen kann. Und nun: das Wetter…

Titel-Motiv Halloween-Kürbis: istock.com/darioZg

Nightmares & Dark
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