Im Zeichen des Raben (Schwarzschwinge 1)

  • Blanvalet
  • Erschienen: Dezember 2018
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Im Zeichen des Raben (Schwarzschwinge 1)
Im Zeichen des Raben (Schwarzschwinge 1)
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Carsten Kuhr
63°1001

Phantastik-Couch Rezension vonFeb 2019

Die Dämonen greifen an – die Maschine, die die Menschen vor dieser Bedrohung schützen soll, versagt

Die Welt stand schon einmal am Abgrund. Die Dämonen schickten sich an, die Reiche der Menschen zu erobern, selbige zu unterjochen oder gleich ganz in Besitz zu nehmen – doch dann kam alles anders. Die Entdeckung eines findigen Forschers ermöglichte es, Nalls Maschine zu bauen. Eine Maschine, die von aus Sonnen- und Mondlicht gesponnener Energie angetrieben wird, und fähig ist, selbst Dämonenkönige zu vernichten – ein riesiger Krater im Elend genannten Niemandsland legt beredt Zeugnis hierüber ab.

Seitdem herrscht ein wackeliger Status Quo.

Ryhalt gehörte früher einmal der gehobenen Adelsklasse an. Seine reiche Familie kaufte ihm, wie dies üblich war und ist, ein Offizierspatent, im Kampf gegen die Dämonen war er verantwortlich für eine desaströse Niederlage. Seine Familie enterbte und verstieß ihn, seitdem fristet er unter neuem Namen ein Dasein als Anführer einer Schwarzschwingen-Truppe. Diese dient dem Reich nicht nur als Kopfgeldjäger flüchtiger Soldaten und Verfolger von Verrätern, Ryhalt selbst ist mittels eine Unterarm-Tattoos mit einem der wenigen Magier, die auf Seiten der Menschen versuchen, den Dämonen Einhalt zu gebieten, verbunden. Wann immer sein Herr ruft, der Unterarm aufbricht und ein Rabe sich seinen blutigen Weg in die Realität sucht weiss unser Ich-Erzähler, dass die Kacke so richtig am Dampfen ist.

Als er und seine Vorgesetzten bemerken, dass die Dämonen ihre Truppen mobilisieren, ist es schon lang zu spät, um die Befestigungen zu alarmieren. Im Verlauf der Angriffe kommt Ryhalt einem beispiellosem Verrat auf die Spur – einer Verschwörung, die die Menschheit auslöschen könnte …

Vorsicht, hier geht es vulgär und gewaltbetont zu

Dark Fantasy, so nennt man die Spielart der Fantasy, die aber auch so gar nichts mit weichgespülten Einhörnern, netten Zentauren, edlen Elfen oder lustigen Zwergen zu tun hat.

Hier geht es deftig, brutal und vulgär zu, hier herrscht das Recht des Brutaleren, der seinen oder ihren Willen immer mittels Gewalt, sei sie physischer oder psychisch-magischer Art, durchsetzt. Wer also von ausgedehnten Gewaltschilderungen, Fäkalsprache oder düsterer Atmosphäre abgestoßen wird, für den ist vorliegender Band – der erste von im englischen Original bislang zwei Raben-Titeln – nicht das Richtige.

Für denjenigen aber, der gerne die etwas härtere Spielart der Heroic-Dark Fantasy goutiert, für den bietet der Roman so Einiges.

McDonald erklärt uns eine Welt nicht lange, gleich zu Beginn wirft er seinen Leser in dieselbe hinein und lässt diesen, an der Seite des ebenso übellaunigen, wie kauzigen Ich-Erzählers diese erkunden. Dabei bietet sich das Gemisch, das der Autor uns kredenzt durchaus abwechslungsreich an – eine Welt, in der primitive Schusswaffen genutzt werden, die von Dämonen und deren zombiähnliche Opfer die menschlichen Befestigungen bedrängen, in der in Fabriken Energie aus Licht gesponnen und die Fabrikanten versuchen, ihre Gewinne zu Lasten des Allgemeinwohl zu optimieren, bildet eine faszinierende Kulisse für die Handlung.

Die Figuren, die uns auf dem Weg begegnen sind ebenso markant, wie ungewöhnlich angelegt. Auf der Suche nach Erkenntnissen durchforscht unser Erzähler – ein Held ist er wahrlich nicht – die Niederungen seiner befestigten Stadt ebenso wie die Villen der Reichen und Mächtigen.

Allerdings übertreibt es McDonald ein wenig mit den Wendungen und Geheimnissen, die uns erwarten. Hinter jeder Offenbarung wartet ein neues, noch verwickelteres Mysterium, das Tempo der Erzählung nimmt in der Mitte des Plots immer weiter ab, bis derselbe fast ganz zum Stillstand kommt. Selbst die große Schlacht und Auflösung am Ende des Buches wirkt überfrachtet und chaotisch. Zwar verknüpft McDonald all seine offenen Fäden zu einer in sich letztlich passenden Lösung, aber es fehlt ein wenig die innere Überzeugungskraft. Der so begeisternde Beginn hätte hier auf mehr hoffen lassen.

Fazit:

Alles in Allem legt uns die sehr stimmige Übersetzung einen Dark Fantasy Roman vor, der all die Ingredienzien eines solchen aufweist – der geschickt Elemente des Steampunks mit einfließen lässt, unterschwellig Gesellschaftskritik an Ausbeutung und Kapitalismus in Reinkultur übt, dabei auch vor einer sehr deutlichen Sprache nicht zurückschreckt, aber letztlich sein Ziel ein klein wenig aus den Augen verliert.

Im Zeichen des Raben (Schwarzschwinge 1)

Ed McDonald, Blanvalet

Im Zeichen des Raben (Schwarzschwinge 1)

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