Black Dagger 2: Blutopfer

  • Heyne
  • Erschienen: Januar 2007
  • 11
Black Dagger 2: Blutopfer
Black Dagger 2: Blutopfer
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Carsten Kuhr
65°1001

Phantastik-Couch Rezension vonJul 2007

Vampire auf dem Rückzug

Seit Jahrhunderten werden die Vampire immer weniger. Die letzten Überlebenden kämpfen einen verlorenen Kampf. Ohne einen Anführer, verfolgt von den Lesser, einem Orden von untoten, kastrierten Vampirjägern, die im Auftrag des Dämons Omega die Nosferatu mit modernsten Waffen hetzen, sieht die Zukunft düster aus. Noch stellt sich die Bruderschaft der Black Dagger, mächtige Vampirkämpfer den Lesser entgegen, doch auch ihre Zahl nimmt ab.

Wrath, der Anführer der Black Dagger und designierter König der Vampire, drückt sich seit Jahrhunderten vor der Pflicht. Lieber geht er nächtens auf Lesser-Jagd, als Verantwortung für die schwindenden Artgenossen zu übernehmen. Jetzt aber kommt Bewegung in die festzementiert scheinende Situation. Ward muss sich um die Halbtochter seines verstorbenen Freundes, ebenfalls eines Daggers, kümmern. Nicht genug, dass er sich der junge Frau annehmen muss, die von ihrem Erbe nichts ahnt, und der die Transformation zur Nosferatu bevorsteht, nein er muss sich auch noch in die Eigenwillige verlieben. Liebesnächte voller Lust und Zärtlichkeit folgen, doch Warth wird durch seine Zuneigung auch angreifbar. Als die Lesser Beth entführen, macht sich ein von Rachedurst und Sorgen getriebener Vampir auf die Suche - und glauben sie mir, die Lesser ahnen nicht, was da auf sie zurollt ...

Romantic Mystery - eine Marktlücke

J. R. Wards Romane um die Wesen der Nacht besetzen eine Marktlücke. Romantic Mystery-Fantasy, so könnte man die Romane umschreiben, teilweise in der Darstellung der Sexualität durchaus deutlich, ja deftig, jedoch gründend auf einem breiten Bett von grossen Gefühlen - ganz eindeutig also auf eine weibliche Klientel zielend.

Dabei ist die Welt, die Ward skizzenhaft entwirft, recht interessant. Die Vampire als natürliche Evolutionsabzweigung, einmal nicht aus normalen Menschen wandelbar, und was noch viel wichtiger ist, zur Ernährung auf ihre Artgenossen angewiesen.

Das, was unzählige Nachahmer Bram Stokers in das Zentrum ihrer Werke setzten, die Jagd der Nosferatu nach dem Lebenssaft ihrer Beute, der normalen Menschen, das bleibt hier schon zu Beginn aussen vor. Kein Wunder also, dass unter den Vampiren die Furcht vor der Assimilierung, der Aufgabe der eigenen Wurzeln und der Ausrottung umgeht. Dazu kommt, dass die Vampirgemeinde über Jahrhunderte dezimiert wurde. Die von den untoten, und damit auch nicht alternden Lesser Gejagten sind eben gerade nicht die überlegene Spezies, als die viele Autoren sie ihren Lesern präsentieren. Angesichts moderner, hochtechnisierter Tötungsgeräte, einer beliebig vergrösserbaren, sowohl tagsüber wie auch des Nachts ihnen kräftemässig fast ebenbürtigen Gegnerschar droht ihnen die Auslöschung.

Alpha-Männchen auf der Jagd

Das ist vom Ansatz her ungewöhnlich und damit interessant. Auch die Gemeinschaft der Black Dagger, einer groben ungezügelten Horde zumeist primitiver Kämpfer, die als eben diese brutalen Kämpfer dargestellt werden, entspricht so gar nicht den Gentleman-Vampiren gewohnter Prägung. Hier regiert das Testosteron, hier dominiert das Alpha-Männchen über seine Konkurrenten.

Nicht zuletzt kommt viel der Faszination aus der Zeichnung der Menschen im Umfeld der Dagger. Der ehemalige Polizist Butch, der wegen Gewalt im Dienst disziplinarisch gemassregelt wurde, ein Säufer und Macho mit dem Herz auf dem rechten Fleck ist ein Stereotyp erster Güter und dennoch eine Person, die mich fasziniert hat. Unauffällig, ja unterschwellig gelingt es Ward, im Leser Sympathie mit dem alternden Cop zu wecken, sein tristes Privatleben, seine Hinwendung zum Beruf, der für ihn buchstäblich alles ist und sein Überschreiten der Grenze des Zulässigen nachvollziehbar aufzubereiten. Kein Wunder also, dass er, dessen Leben zu einem überwiegenden Teil aus Frustration besteht, die Chance, dem tristen Alltag zu entfliehen, das Glück, eine Partnerin zu finden, die ihn wahrhaftig zugetan ist nach anfänglichem Misstrauen mit offenen Armen annimmt. Das ist kitschig, das entspricht dem Aschenputtel-Mythos doch in dem gewaltbereiten, actionbetontem Umfeld wirkt es frisch und durchaus spritzig.

Insgesamt also ein Roman, der gekonnt auf dem Klavier grosser Gefühle wie auch auf der Partitur der Action spielt, der allerdings, ohne den ersten Teil des Romans, der für die deutsche Ausgabe geteilt wurde, für den Leser kaum verständlich ist.

Black Dagger 2: Blutopfer

J. R. Ward, Heyne

Black Dagger 2: Blutopfer

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