Clive Barker:
Die Hellraiser Trilogie

Phantastik-Couch Spezial von Marcel Scharrenbroich

Die Hellraiser Trilogie bei Turbine

Wenn Filmfreunde bisher auf das Thema „Hellraiser“ zu sprechen kamen, wurde dies meist von einem ungemütlichen Grummeln in der Magengegend begleitet. Zu schnell verlor man die Übersicht. Nicht nur, weil es bisher sage und schreibe 10 (in Worten: ZEHN!) Teile der langlebigen Reihe gibt, nein …allein die unterschiedlichen Schnittfassungen verursachten Bauchschmerzen. Schon das Original gelangte seinerseits nur zensiert in unsere Lichtspielhäuser. Die um knapp drei Minuten gekürzte VHS wurde auch schnell einkassiert und landete 1989 auf dem Index. Eine Listenstreichung erfolgte erst 2013. Bereits zwei Jahre zuvor erreichte eine FSK 16-Variante den Handel, bei der noch etwas mehr als zwei Minuten fehlte. Eine zeitgleich erschienene ungeprüfte Fassung gab es nur über Umwege zu erstehen. Ebenso eine limitierte Mediabook-Auswertung. Die Fortsetzung – „Hellbound: Hellraiser II“ – musste sogar noch mehr Federn lassen …Die damals ebenfalls indizierte FSK 18-VHS, die auf der eh schon erleichterten R-Rated-Fassung des Films basierte, wurde nochmals um gut zehn Minuten beschnitten. Ein Zensur-Massaker, dass selbst Gorehounds im Anfangsstadium den Tag versauen konnte und einen schlüssigen Story-Verlauf auf der blutarmen Strecke verhungern ließ. Auch dort erschien 2011 eine neue FSK 16-Fassung, die allerdings auf dem Unrated-Cut basierte und nur sechs fehlenden Minuten hinterhertrauern musste. Uncut und in Sonderverpackung gab es das Ganze dann natürlich wieder ungeprüft. Dem 1993 ebenfalls indizierten „Hellraiser III: Hell on Earth“ fehlte schon mehr als eine Minute. Dies wurde bei einer FSK 16-Veröffentlichung im Jahr 2007 noch mal getoppt: fast fünf Minuten fielen der Schere zum Opfer, bevor die Indizierung Ende 2016 aufgehoben wurde. Natürlich gab es auch hier eine ungeprüfte Fassung. Sowohl Einzeln, als Trilogie-Steelbook und als Mediabook, wahlweise in Schwarz oder Weiß. Was für ein „höllisches“ Chaos …

Nun, diese Zeiten sind glücklicherweise vorbei, denn nachdem Ende 2015 bereits eine limitierte Mediabook-VÖ der Trilogie erfolgte, die es auch in eine noch strenger limitierte Sonderedition mit allerlei Bonus-Schnickschnack schaffte, setzt TURBINE dem Ganzen jetzt das verdiente Krönchen auf. Im Dezember 2017 kam der erste Kracher für den geneigten Horror-Freund: Mit der „Hellraiser Trilogy Black Box“ brachte das Münsteraner Label eine auf 2.000 Exemplare limitierte Deluxe-Edition, inklusive Blu-rays und DVDs, auf ganzen acht Discs. Die Filme waren dazu jeweils in einem Mediabook mit VHS-Retro-Cover untergebracht. Ebenso die Disc mit der mehr als vierstündigen Dokumentation „Leviathan – Die Geschichte von Hellraiser“. In dem schicken Hartkartonschuber steckte als Sahnehäubchen noch das exklusive – von Tobias Hohmann geschriebene – Buch „Beyond Hellraiser – Die Entstehung der Filmsaga“, das auf 160 Seiten ausführlich auf die Geschichte der Reihe eingeht und zudem reich bebildert ist.

Seit dem 8. Juni 2018 sind drei neue Editionen aus dem Hause TURBINE auf dem Markt, die sich filmtechnisch allerdings nicht von der bereits länger erhältlichen „Trilogy Black Box“ unterscheiden. Alle bisher veröffentlichten Fassungen – und jetzt kommt das Besondere – sind vollkommen ungeschnitten und unzensiert. TURBINE legte alle drei Teile bei der FSK zur Neuprüfung vor und siehe da: Das Original kam (überraschenderweise) mit der blauen FSK 16-Plakette davon, während die Fortsetzungen höher eingestuft wurden. Hier gibt es die (verdiente) FSK 18-Freigabe, und das in den Unrated-Fassungen. Für „Hellraiser“ hat das Label noch eine besondere Überraschung in petto, die aufmerksame Zuschauer gegen Ende des Films entdecken dürften …natürlich abgesegnet von Regisseur Clive Barker. Auch liegt hier erstmals eine vollständige deutsche Synchronisation für alle Teile vor. In den vorherigen Veröffentlichungen wurden die neu eingefügten Szenen im Originalton belassen. Das ist jetzt Schnee von gestern, denn die neuen Szenen fügen sich nun auch akustisch nahtlos ein. Für „Hellraiser III: Hell on Earth“ engagierte man sogar erneut den Synchronsprecher Helmut Krauss („Löwenzahn“), der „Pinhead“ in den ersten beiden Filmen seine Stimme lieh, und ließ ihn seinen Part neu einsprechen. Aus Kontinuitätsgründen ein sehr vorbildlicher und lobenswerter Schritt. Aber auch Fans der Original-Synchronisation schauen nicht in die Röhre, denn diese ist natürlich ebenfalls enthalten. Wahlweise lässt sich hier auch – neben der Unrated-Version – die Kinofassung des Streifens anwählen.

Auch auf der technischen Seite wurde ordentlich geklotzt: TURBINE konnte sich die 2K-Restaurierung vom englischen Label Arrow sichern und lässt die Trilogie so in nie dagewesenem Glanz erstrahlen. Erfreulicherweise wurde das Filmkorn beim ersten Teil nicht weggefiltert, da sonst viele Bildinformationen einfach verwaschen dargestellt wären. So steigert sich die Qualität – parallel zum Budget – von Teil zu Teil und man kann sich ziemlich sicher sein, dass die „Hellraiser“-Trilogie auf Blu-ray nie besser aussehen wird.

Alle drei Editionen verfügen über fünf Discs – wahlweise als Blu-ray- oder DVD-Digipak – und sind randvoll mit Bonusmaterial. Abgesehen von der natürlich ebenfalls enthaltenen „Leviathan“-Doku finden sich auf einer Bonus-DVD auch Clive Barkers Frühwerke „Salomé“ und „The Forbidden“, inklusive Interviews. Neben Audiokommentaren, Interviews mit vielen Beteiligten, Dokumentationen, Making Ofs, Behind-the-Scenes-Material, Trailern und Werbe-Videos kommt man so insgesamt auf eine stolze Laufzeit von über 11(!) Stunden an Zusatzinformationen, welche auch noch komplett untertitelt wurden. Die weltweit umfangreichste Fassung …mehr geht nun wirklich nicht!

Die „Deluxe Box“, in der auch das schwarz/weiß/blutrot gehaltene Digipak enthalten ist, kommt zusätzlich in einem fantastisch gestaltetem Hartkarton mit gezeichnetem „Pinhead“-Motiv. Dort sind dann für die hartgesottenen Fans noch Art-Cards, ein Poster-Set, ein eingefasstes 35mm-Film-Negativ, sowie das Buch „Beyond Hellraiser – Die Entstehung der Filmsaga“ mit an Bord. Diese Rundum-glücklich-Edition ist auf 1.750 Exemplare limitiert.

Fazit:

Das sympathische und kundenfreundliche Label TURBINE hat ordentlich abgeliefert. An diesen Editionen – egal für welche sich der Fan entscheidet – müssen sich andere Veröffentlichungen weltweit messen lassen. Die Trilogie sah nie besser aus …und wird es vermutlich auch nicht mehr. Die Fülle an Zusatzinformationen sucht ihresgleichen und endlich kann der „Hellraiser“-Fan sich beruhigt zurücklehnen und diese definitive Sammlung der Barker-involvierten Reihe, die ihren inhaltlichen Höhepunkt mit „Hellbound: Hellraiser II“ erreicht, in voller Pracht genießen.

Was jetzt eigentlich nur noch fehlt, wäre eine deutsche Blu-ray-Veröffentlichung von „Lord of Illusions“ und endlich, endlich, endlich mal ein Lebenszeichen von „Cabal – Die Brut der Nacht“ auf dem deutschen Markt. TURBINE …bitte übernehmen Sie!

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Fotos: © Turbine Medien GmbH

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