Markus Heitz

05.2018 Markus Heitz – der Name steht nicht nur für einen seit Jahren höchst erfolgreichen Autor, er ist inzwischen ein Markenzeichen.

Was in der High Fantasy mit seinem Ulldart Zyklus begann, dann in den Zwerge und Albae Triumph überführte, bescherte uns seitdem Science Fiction, Urban Fantasy und Horror-Romane wie am Fließband. Anders, als andere Verfasser aber, blieb die Qualität der Titel gleichbleibend hoch, boten sich die Plots nie austauschbar, sondern immer überraschend dar.

Ich verdanke den Zwergen meinen beruflichen Erfolg und damit die Freiheit, hauptberuflich als Autor tätig zu sein.

Phantastik-Couch.de:
Hallo Markus. „Die Klinge des Schicksals“ führt uns dieses Mal zusammen – ein Roman, der auf den ersten Blick eine gängige Prämisse aufgreift – eine Heldentruppe zieht aus, eine drohende Gefahr für ihre Welt zu bannen.

Schon auf den ersten Seiten aber merkt man, dass Du den Leser einmal mehr überraschen willst – eine alternde Heldin steht im Zentrum, eine Schwangere nimmt die Rolle der weisen Führerin ein, statt Schwert und Bogen gibt es Druckluft-Projektilwaffen – war das geplant, wolltest Du mit gängigen Klischees spielen, sie abändern und ergänzen?

Markus Heitz:
Hallo, Carsten! Zuerst noch ein paar Worte zur schönen Einleitung des Interviews. Der Name ein Markenzeichen – sehr cool. Na ja, ich sehe mich nach wie vor in erster Linie meinen vielen unterschiedlichen Ideen und Welten verpflichtet, und die setze ich nach bestem Wissen und freier Zeit frei. Wenn dafür das „Markenzeichen“ steht, von mir aus sehr gerne! Dabei kann ich mich auf mein kleines Kreativzentrum ganz gut verlassen, auch wenn gewisse Bausteine in den klassischen Erzählungen natürlich vorkommen wie in allen anderen Romanen auch. Ich suche gerne das Neue, den neuen Ansatz für etwas Bekanntes. Das kann der Trick daran sein.

Und schon sind wir damit bei der „Klinge“: Die Windbüchsen, als Druckluftgewehre, kommen aus dem 17. Jahrhundert, als sie regulär eingesetzt wurden, sich aber gegen die Schwarzpulverwaffen mit ihrer höherer Durchschlagskraft letztlich nicht durchsetzen konnten. Aber für den Roman taugten sie sehr gut, weil sie Bekanntes und doch für viele was Neues waren. Ich setze mal wieder Reales in die Phantastik ein. Die Electorum-Pistolas wiederum sind eine Abwandlung der elektrisch betriebenen Schusswaffen der Gegenwart, auch wenn es derzeit nur die Kanonenform gibt.

Die Idee zur älteren Heldin von 60+ verfolgt mich schon länger, weil auch das einen gewissen Reiz hat. Und es muss ja nicht immer der/die jugendliche HeldIn sein – aber auch davon gibt es welche im Roman. Keine Angst.

Ob die Schwangere so weise ist, das lasse ich mal offen. Aus dramaturgischen Gründen.

All das war natürlich geplant und gewollt, um ein bisschen frischen Wind und neue Impulse zu bringen. Nichts gegen Schwert und Armbrust, nichts gegen die stürmische Jugend im Abenteuer – aber es kann auch mal anders gehen. Siehe die Filme „Robin und Marian“ oder „Fargo“. Auch da wurde mit den Klischees aufgeräumt.

Phantastik-Couch.de:
Was stand bei Deiner Inselwelt als Vorbild vor Deinem geistigen Auge?

Markus Heitz:
Nichts Konkretes, ganz schnöde gesagt. Gut, wenn man die Karte dreht, erkennt man die Umrisse besser, und die ergeben dann einen… och, nö. Das sollen die LeserInnen selbst nachschauen! Ich sehe jetzt Menschenmassen in Buchhandlungen stehen und die Karte aufklappen, um sie dann hin und her zu drehen. Entschuldigung, liebe BuchhändlerInnen! :D

Eine Inselwelt ist natürlich ein gutes Szenario, da abgeschottet und komprimiert. Sicherlich ist die Umgebung auch bedacht, aber nicht en Detail ausgebaut. Ich konzentrierte mich daher vollkommen auf Nankan. Das alte Rollenspiel-Gen in mir. Weltenbau macht so verdammt viel Spaß.

Phantastik-Couch.de:
Nun stand ja schon im Zweiteiler Wédora eine Frau mit im Mittelpunkt des Geschehens. Ist es für Dich als Mann schwierig über eine Frau zu schreiben? Was reizt Dich an weiblichen Protagonisten, die einen immer breiten Platz in deinen Werken einnehmen?

Markus Heitz:
Das habe ich auch schon in Ulldart gemacht, weil mein Schreiben recht filmisch ist. Ich sehe die Szenen, die ich beschreibe, wie in einem Kinostreifen. Liefen da nur Männer durchs Bild und würden reden, kämpfen und die Handlung tragen, langweilte ich mich selbst. Daher musste der Mix von Anfang an stimmen, weil ich unterschiedliche Komponenten und Stimmungen einbringen kann, die man Männern eher nicht so unbedingt abkaufen würde. Das Verhältnis einer Mutter zu ihrem Sohn ist ein anderes als das eines Vaters zu seinem Spross.

Schwieriger ist es nicht. Ich muss mich ebenso in die Rolle eines Serienkillers oder eines Albs (könnte auch identisch sein…) oder einer x-beliebigen Romanfigur versetzen können. Alles eine Frage des Wollens.

Phantastik-Couch.de:
Viele reduzieren, wenn die Rede auf Markus Heitz kommt, Dich auf Deine sensationell erfolgreiche Zwergen/Albae-Reihen. Nervt Dich das, kannst Du die Kleinen überhaupt noch ab? Schließlich hast Du für Heyne die Space Opera bereichert, warst in Shadowrun unterwegs, bei Knaur erschienen diverse klassische Horror wie Urban Fantasy-Titel und bei Knaur zuletzt mit Wédora eine orientalisch angehauchte Fantasy-Geschichte …

Markus Heitz:
Hahaha, ja, mein Luxusproblem, wie ich es nenne. Sobald ich ein Posting zu einem neuen Projekt mache, kann ich runterzählen, wann die erste Frage nach einem neuen Zwerge-Band kommt. Bei der Klinge war es auf FB übrigens die fünfte Antwort. Das ist letztlich ein sehr großes Geschenk, LeserInnen dermaßen mit den Albae/Zwergen erreicht zu haben, dass sie die Kleinen und Schwarzaugen nicht verlassen wollen. Und wir reden von einer Reihe, die im Jahr 2003 begann. Zu den alten Fans kommen immer noch neue dazu.

Das ist wahrlich sehr großartig, und ich weiß es sehr zu schätzen. Ich verdanke den Zwergen meinen beruflichen Erfolg und damit die Freiheit, hauptberuflich als Autor tätig zu sein. Ulldart alleine hätte es das damals nicht geschafft. Wie bei einer Band, die mit einem Song unfassbar erfolgreich wurde. Die anderen Stücke kamen auch gut an, aber dieser Song oder dieses Album toppt ungebrochen alles Bisherige.

Genervt bin ich nicht. Ich freue mich jedoch umso mehr, wenn die sonstigen Romane auch ihre Leserschaft finden. Und außerdem kommen ja noch zwei Zwerge-Bände. Sieben und Zwerge, das passt einfach zusammen. Und nein, zeitlich lege ich mich nicht fest. Und den Witz erzähle ich ebenso wenig. So.

Phantastik-Couch.de:
Welches dieser Subgenre der phantastischen Literatur liegt Dir persönlich am meisten am Herzen, wo tummelst Du Dich am liebsten?

Markus Heitz:
Immer in dem, an dem ich mich gerade austobe. Das würde ich gar nicht unbedingt so stringent festmachen. Jedes Subgenre hat seine Facetten, die ich gerne herauspoliere und die man sonst vielleicht auf den ersten Blick so nicht gesehen hat. Das ist meine Herausforderung.

Phantastik-Couch.de:
Nach dem Wédora Zweiteiler nun ein Stand-Alone Roman – wobei weitere Abenteuer durchaus vorstellbar wären – warum dies, drängen andere Ideen zu gewaltig nach vorne?

Markus Heitz:
Das ist wirklich so. Meine Projektplanung geht bis Ende 2019, und da schließt sich der Kreis zu dem, was ich weiter oben sagte: viele Ideen. Und die wollen umgesetzt sein.

Phantastik-Couch.de:
Du bist ein Autor, der gerne und ausdauernd zu seinen Fans unterwegs ist. Stresst das ständige Reisen, die Hotelaufenthalte nicht auf Dauer?

Markus Heitz:
Ich bin ein leidenschaftlicher Bahnfahrer, denn Zug ist Arbeitszeit. Das Interview beantworte ich übrigens auch gerade auf dem Heimweg von der HeinzCon. Insofern macht mir das nichts aus. Autofahren, dazu noch lange Strecken, das ist verlorene Zeit. Müsste ich mit dem Wagen unterwegs sein, wäre ich sehr oft schlecht gelaunt.

Und nach der Lesung setze ich mich oftmals an das nächste Projekt, spätestens dann am nächsten Reisetag. So entstehen die Seiten jeden Tag, und ein weiterer Roman formt sich. Genervt bin ich nur, wenn ich unterwegs nicht an guten Tee komme. Das kann verheerend werden. Für alle. Auch Unbeteiligte. Ich kenne da nix.

Phantastik-Couch.de:
Vielen Dank, dass Du Dir für unsere Leser Zeit genommen hast! Wir wünschen Dir für die Zukunft alles Gute!

Markus Heitz:
Habe ich sehr gerne getan!

Das Interview führte Carsten Kuhr im Mai 2018.
Foto: © Markus Heitz

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